Die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Lauterbach soll 2025 die Kliniklandschaft umkrempeln. Kleinere Kliniken sollen sich spezialisieren, während größere die Hauptlast abfangen. Ziel sei unter anderem bessere Behandlungsqualität und bessere Versorgung in der Fläche zu gewährleisten, als es jetzt der Fall sei, so die Begründung für die Pläne.
Was das genau für die Kliniken in Dortmund bedeuten kann, steht nun in einem ersten Planungsentwurf von NRWs Gesundheitsminister Laumann, der mit seinen Plänen dem eigenen Bekunden nach eine Vorreiterrolle im Bund einnehmen will.
Veröffentlicht wurden die Planungen in einer langen Liste, in der die Verhandlungsergebnisse zwischen Landesregierung und den Krankenhäusern verzeichnet sind. In dieser steht drin, welche Fachbereiche und Behandlungen den einzelnen Kliniken zugestanden wird. Zuvor konnten sie beantragen, wie viele Fälle sie in einem Jahr in einem bestimmten Bereich – sogenannten Leistungsgruppen – behandeln würden. Die wurden vom Ministerium genehmigt - oder eben nicht.
Leistungsgruppen nicht genehmigt
Besonders auffällig ist das St. Josefs Hospital in Dortmund-Hörde. Viele beantragte Leistungsgruppen wurden hier komplett abgelehnt. So wird das St. Josefs laut diesen Vorschlägen weiter viele Behandlungen aus der Urologie oder der Frauenheilkunde anbieten, Hüft- oder Knie-OPs sieht die Landesregierung allerdings nun bei anderen Krankenhäusern wie dem Klinikum Dortmund und dem Knappschaftskrankenhaus in Brackel.
In der St. Paulus Gesellschaft, zu der unter anderem das St. Josefs, aber auch vier weitere Krankenhäuser wie das St. Johannes oder das Katholische Krankenhaus Dortmund-West gehören, wollen dagegen Widerspruch einlegen. Wie eine Sprecherin mitteilt, befürchte die Gesellschaft Nachteile für Patientinnen und Patienten und auch für die Belegschaft.
In den nicht genehmigten Leistungsbereichen der Viszeralchirurgie (Bauchchirurgie) und bei der Behandlung mit künstlichen Gelenken (der sogenannten Endoprothetik) bedeute das Entfallen dieser Leistungen „eine deutliche Verschlechterung für die Patientinnen und Patienten in Hinblick zum Beispiel allein auf Wartezeiten. Und für die Kliniken bedeutet es eine erhebliche finanzielle Einbuße, die nicht aufgefangen werden kann“, heißt es vom Klinikverbund.
Doch nicht nur die Krankenhäuser der Paulus Gesellschaft seien von den Einschränkungen in der sogenannten Viszeralchirurgie und der Endoprothetik betroffen. Laut Kliniksprecherin würden nach den Plänen des Gesundheitsministeriums nur noch wenige Krankenhäuser Leistungen in den Bereichen erbringen: „Die Folgen werden Patientinnen und Patienten dann spüren. Zum Beispiel, wenn man später nach einer Hüft-OP zur Revision muss, weil ein Problem auftritt, und man dann nicht mehr zu seinem eigentlichen Behandler gehen kann.“
Ebenfalls Einspruch einlegen gegen die nun nicht genehmigten Bereiche möchte das Knappschaftskrankenhaus in Dortmund beziehungsweise das Klinikum Westfalen. Im Detail will der Klinikverbund auf Nachfrage unserer Redaktion nicht benennen, worum es geht: „In einzelnen, kleineren Bereichen haben wir noch Diskussionsbedarf beziehungsweise Nachfragen. Hier sind wir derzeit in konstruktiven Gesprächen“, heißt es da nur. Grundsätzlich seien die meisten Wünsche aber in der Krankenhausplanung berücksichtigt worden.
Klinikum Dortmund spricht von Erfolg
Doch nicht alle Krankenhäuser in Dortmund kommen in der aktuellen Version des Krankenhausplans schlecht weg: Das Klinikum Dortmund profitiere als Maximalversorger von den Plänen, wie Sprecherin Susanne Riese mitteilt: „Durch die umfassende Zuteilung der Leistungsgruppen profitiert unser Haus.“
Trotz allgemeiner Zufriedenheit wolle aber auch das Klinikum gegen die Pläne für zwei Leistungsgruppen Widerspruch einlegen: Dem Krankenhaus wurden nämlich die Bereiche Leukämie und Lymphome entzogen. Patienten mit diesen Krebserkrankungen müssten sich also wie beim St. Josefs zu einem anderen Arzt oder Krankenhaus gehen, wenn es denn so kommt.
Einer Schätzung zufolge werde das Klinikum Dortmund künftig die Rolle als Dortmunds Krankenhaus mit Schwerpunkt auf komplexe chirurgische Eingriffe einnehmen. „Dies wird dazu führen, dass bestimmte Speisenröhren-, Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Enddarmeingriffe aus anderen Kliniken ins Klinikum Dortmund transferiert werden.“ Also teilweise die Eingriffe, die der Hörder Klinik entzogen würden.
Bislang nur Vorschläge
Die Gründe für die Zuteilung beziehungsweise der Nicht-Zuweisung für Leistungsgruppen liegen in den Auswahlkriterien des Gesundheitsministeriums. Diese sind unter anderem die Voraussetzung, die ein Krankenhaus für eine bestimmte Leistung aktuell hat, aber zum Beispiel auch die regionalen Bedarfe.
Allerdings ist noch nicht alles in Stein gemeißelt: Bei der Vorlage, in die schon viele Kompromisse mit den Kliniken eingeflossen sind, handelt es sich noch nicht um den finalen Beschluss. Das Ministerium hat vielmehr nun alle Wünsche der Kliniken miteinander verglichen und dann auf Basis der eigenen Kriterien entschieden, was sich mit den Wünschen deckt und was nicht.
Jetzt sind die Kliniken wieder am Zug. Bis zum 11. August können diese sich wieder an die Landesregierung wenden und Widerspruch einlegen gegen die Fallzahlen und Leistungsgruppen, die ihnen zugeteilt werden sollen. Am Ende der Sommerferien will Laumann sich dann wieder mit den Kliniken in den Dialog begeben.
Die Krankenhausreform soll 2025 in Kraft treten. Mit der Vorlage der Krankenhausplanung für das Land NRW hat Gesundheitsminister Laumann nun einen ersten Schritt in Richtung Umsetzung gemacht.