Kranke Erzieher in Dortmund Sind Kitas tatsächlich so häufig geschlossen?

Kranke Erzieher in Dortmund: Wie häufig sind Kitas geschlossen?
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Schniefende Nasen und hustende Kinder um sich herum, ein schiefer Rücken vom Sitzen auf kleinen Stühlen, die nervliche Belastung durch permanent hohen Lärmpegel – führt all das dazu, dass Erzieherinnen und Erzieher häufig krank sind?

Eine Frage, die alles andere als egal ist. Eltern spüren die Auswirkungen: Ein Grippe-, Corona- oder Magen-Darm-Ausbruch führt schnell dazu, dass die Gruppe oder gleich die ganze Einrichtung geschlossen bleibt. Nur: Wie häufig passiert das in Dortmund? Haben die pädagogischen Fachkräfte mehr Krankentage als Arbeitnehmer im Durchschnitt?

Zahlen für Januar bis März

Die Zahlen sind erfasst – zumindest beim größten der Dortmunder Kita-Träger. Der städtische Betrieb Fabido betreibt rund 100 von etwas mehr als 320 Kindergärten. Deutlich mehr als ein Drittel aller Mädchen und Jungen im Kita-Alter besuchen eine Fabido-Einrichtung, denn die sind im Durchschnitt größer als die Kitas anderer Träger.

Auf Anfrage unserer Redaktion hat Fabido die Werte für alle Diensttage herausgesucht und kann so genau aufschlüsseln, wie viele der rund 2100 Kita-Mitarbeiter an den Stichtagen eine Krankmeldung hatten.

10 bis 20 Prozent fehlen

Den niedrigsten Wert gab es am 21. Februar mit 200 Krankmeldungen, den höchsten eine Woche zuvor (421). Macht umgerechnet: Knapp 10 bis über 20 Prozent der Mitarbeiter aller Fabido-Kitas waren krank. Nicht eingerechnet sind diejenigen, die aufgrund von Urlaub, Fortbildung oder anderen Gründen nicht im regulären Kita-Betrieb waren.

Wie hoch diese Werte sind, zeigt sich erst, wenn man sie in Relation setzt zum Durchschnitt. Das Statistische Bundesamt hat für 2021 ermittelt: 4,4 Prozent aller Arbeitnehmer waren durchschnittlich krank, also einer von 20. Eine Studie, die die Barmer Ersatzkasse vor wenigen Tagen veröffentlichte, zeigte: Bei Kita-Personal lag der Durchschnittswert bei 8,9.

Depressionen und Rückschmerzen

Natürlich ist das bezogen auf das ganze Jahr. In der Erkältungszeit liegen die Werte überall höher. Aber der Vergleich verdeutlicht die Verhältnisse. Sind Kita-Mitarbeiter mehr krank, weil sie sich so oft mit Husten und Schnupfen anstecken? Laut Barmer-Studie liegen Atemwegserkrankungen nur auf Platz 3.

Noch häufiger seien Muskel-Skelett-Erkrankungen, vor allem Rückenschmerzen, sowie Depressionen und andere psychische Krankheiten. Aus welchen Gründen die Erzieher in Dortmund arbeitsunfähig waren, hat Fabido nicht erfasst. Dafür kann man aber über die Konsequenzen der Ausfälle berichten.

Ein Erzieher für 6,5 Kinder

Hilfskräfte seien in den Krankheitsfällen der Mitarbeiter nicht eingesprungen. Was es noch einmal schwieriger machte, die rechtlichen Untergrenzen einzuhalten. Bei Gruppen von Unter-Dreijährigen kommt ein Erzieher auf drei Kinder, bei den anderen Gruppen beträgt das Verhältnis 1:6,5. Und um eine Gruppe offenhalten zu können, brauche man zwei Mitarbeiter.

Das habe man in der Zeit von Anfang Januar bis Ende März nicht in allen Fällen geschafft, heißt es von Fabido: „In diesem Zeitraum hatten wir insgesamt 167 Betreuungsausfälle unterschiedlicher Qualität.“

Zudem: zwei Tage Streik

Umgerechnet auf alle Einrichtungen bedeute das: In diesen drei Monaten gab es pro Kita im Durchschnitt zwei Tage, an denen die Betreuung ausfallen musste. Hinzu kamen oftmals zwei Schließungstage wegen des Verdi-Warnstreiks, der an vielen Fabido-Einrichtungen Auswirkungen hatte.

Der Fachkräftemangel spielt indes eine untergeordnete Rolle – zumindest bei Fabido. 12,7 Vollzeitstellen habe man aktuell nicht besetzt, so die Stadt, sieben davon als Integrationskräfte, weniger als drei Stellen insgesamt entfielen auf den Bereich Erzieherinnen und Erzieher, und 2,5 Leitungsstellen seien insgesamt vakant. Wenig als verglichen mit der Gesamt-Mitarbeiterzahl von 2100.

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