Helmut und Barbara an de Meulen ärgern sich regelmäßig über E-Autos, die kostenlos – wie hier an der Kleppingstraße – auf den Plätzen an Ladesäulen parken, aber nicht laden. Noch ist das in Dortmund erlaubt.

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Kostenloses Dauerparken für E-Autos - Helmut an de Meulen reicht es

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Ladesäulen sind zum Laden da, aber nicht zum kostenlosen Parken – sagt Helmut an de Meulen. In Dortmund aber macht er regelmäßig eine andere Erfahrung. Alles zu Recht. Aber nicht mehr lange.

Dortmund

, 25.01.2022, 10:25 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wenn Helmut an de Meulen mit seinem E-Auto einen öffentlichen Ladepunkt in Dortmund ansteuert, hat er immer wieder dasselbe Problem. Ob Kleppingstraße, am Theater oder am Phoenix-See – die Parkplätze mit den Ladesäulen sind besetzt. Und das, obwohl die Navi in seinem Wagen und die App auf seinem Smartphone freie Plätze genau an der jeweiligen Stelle anzeigen.

Regelmäßig stünden zum Beispiel auf allen sechs öffentlichen Ladeplätzen an der Kleppingstraße Fahrzeuge, berichtet er, während App und Navi dort vier bis fünf freie Plätze meldeten. Das hat einen Grund: Diese beiden IT-gestützten Systeme – App und Navi – erkennen nämlich nur, wenn ein Auto lädt, also der Stecker in der Ladebuchse der Säule steckt, aber nicht, wenn ein Fahrzeug dort einfach nur abgestellt ist.

Die App zeigt angeblich freie Ladesäulen, die aber zugeparkt sind, ohne dass jemand lädt.

Die App zeigt angeblich freie Ladesäulen, die aber zugeparkt sind, ohne dass jemand lädt. © Screenshot

Auf diesen Sonder-Stellplätzen parken zwar meist auch Autos mit E-Kennzeichen, aber nur die wenigsten laden tatsächlich die ganze Zeit. „Über diese Situation an den Ladesäulen kann man sich nur ärgern“, sagt an de Meulen. „Ladesäulen sind dazu da, zu laden. Doch stattdessen werden sie von Leuten als billige Parkplätze genutzt.“

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Andere Städte handhaben das anders

In Dortmund gibt es im öffentlichen Raum laut Stadtsprecher Christian Schön 85 Ladepunkte an 43 Ladesäulen (Ladelaternen ausgenommen), die als Sonderflächen ausgewiesen sind. An diesen Ladesäulen dürfen Autos mit E-Kennzeichen, auch Hybridfahrzeuge, derzeit tatsächlich kostenlos parken - auch ohne zu laden.

„Was hat sich die Stadt dabei gedacht?“, fragt an de Meulen, der Aufsichtsratsvorsitzender des bekannten Dortmunder IT-Unternehmens Materna ist. In anderen Städten wie Essen, Düsseldorf, München und Mannheim werde das anders gehandhabt. „Dort darf man nur zum Laden parken, und die Parkzeit ist mit Parkscheibe auf drei bis vier Stunden begrenzt. Die Stadt müsste nur entsprechende Schilder aufstellen.“

So könnte die Beschilderung an einer Ladesäule aussehen. Parken ist hier an Werktagen zwischen 8 und 19 Uhr nur erlaubt für E-Autos, die laden, und das auch nur bis zu vier Stunden.

So könnte die Beschilderung an einer Ladesäule aussehen. Parken ist hier an Werktagen zwischen 8 und 19 Uhr nur erlaubt für E-Autos, die laden, und das auch nur bis zu vier Stunden. © Screenshot

„Damals wurde das so eingeführt, um die Attraktivität von E-Autos zu erhöhen“, erläutert Christian Schön das Dortmunder Vorgehen. Aktuell sind in Dortmund 8.392 E-Fahrzeuge gemeldet. E-Automobile seien inzwischen so attraktiv und ihre Anzahl steige, dass diese Art der Förderung nicht mehr notwendig sei, sagt Schön. Deshalb sei der Ansatz richtig, die Parkzeiten zu begrenzen, bestätigt er an de Meulens Anregung.

Stadt arbeitet an Konzept

Ebenso überholt seien die bestehenden Sonderparkplätze für E-Fahrzeuge in der City, wo es keine Lademöglichkeit gebe. Die Verwaltung arbeite an einer Lösung, so der Stadtsprecher: „Ein entsprechendes Gesamtkonzept soll möglichst bald dem Rat zur Entscheidung vorgelegt werden. Wenn es von dort grünes Licht gibt, kann sich noch in diesem Jahr etwas ändern.“

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„Alle Städte tun sich damit extrem schwer“, sagt dazu der Pressesprecher des ADAC Westfalen, Tobias Scheffel. Die erlaubte Parkzeit an Ladesäulen sei ein strittiges Thema. Überall gebe es unterschiedliche Regelungen. Zudem sei die Rechtsverbindlichkeit der entsprechenden Hinweisschilder bisher gar nicht geklärt.

Sonderflächen an Ladelaternen

Auch bei den aktuell 156 Ladepunkten an Straßenlaternen, deren Zahl bis Ende 2022 auf 320 steigen soll, gibt es immer wieder Ärger; denn wenn E-Auto-Fahrer sie ansteuern, müssen sie oft feststellen, dass diese Stellplätze mit parkenden Verbrenner-Autos besetzt sind.

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Das soll sich ebenfalls ändern, kündigt Schön an: „Auch sie sollen nach und nach zu Sonderflächen für E-Fahrzeuge werden.“

Als Helmut an de Meulen am Montagmorgen (24.1.) erneut die laut App freien Ladesäulen an der Kleppingstraße ansteuerte, waren wieder alle besetzt.

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Zur Zahl der Ladepunkte in Dortmund

  • Die Stadt Dortmund selbst verkauft keinen Strom und betreibt keine Ladepunkte, stellt aber im öffentlichen Raum die Sonderflächen dafür zur Verfügung.
  • Neben den Ladepunkten im öffentlichen Raum gibt es auch öffentlich zugängliche Ladesäulen auf Privatgrund.
  • Zu den Ladepunkten im Stadtgebiet gibt es unterschiedliche Angaben
  • Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) benennt für Dortmund 175 Ladepunkte, die auch in deren Karte dargestellt werden.
  • Die Bundesnetzagentur nennt zum 31.12.2021 die Zahl 220 Ladepunkte (ohne die Ladepunkte an den Straßenlaternen).
  • Andere Internetplattformen nennen wiederum andere Zahlen.