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Kostenexplosion: Neugestaltung von Westfalenpark-Spielplatz wird teuer
Robinson-Spielplatz
In eine neue Spiellandschaft unter dem Titel „Weltenreise“ soll sich der beliebte Robinson-Spielplatz im Westfalenpark verwandeln. Doch schon vor dem Baustart laufen die Kosten aus dem Ruder.
Die Stadt will den Westfalenpark ordentlicher herausputzen. 34 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren in den größten Garten der Stadt investiert werden - für die Sanierung der Gastronomie-Betriebe, einen neuen Eingangsbereich an der Ruhrallee, das Kindermuseum Mondo Mio und einen neuen „Wasser-Garten“.
Nicht in diese Summe eingerechnet ist die Neugestaltung des Robinson-Spielplatzes, auf dem seit der ersten Bundesgartenschau 1959 schon ganze Generationen von Dortmundern gespielt haben.
Mit dem Aktionskonzept „Kinder im Park“ wurden 2018 Pläne für eine Neugestaltung der Spiellandschaft am Ostrand des Parks gesammelt.

Auf dem Robinson-Spielplatz am Ostrand des Westfalenparks soll die neue Spiellandschaft unter dem Titel „Weltenreise“ entstehen. © Hans Blossey
„Weltenreise“ ist der Titel des siegreichen Entwurfs aus einem Planerwettbewerb, der viele alte Attraktionen des Robinson-Spielplatzes übernimmt und ergänzt. Die Ideen reichen von einer Wasser- und Sandlandschaft rund um den Tonnenteich, an dem für kleinere Kinder ein „Schatzgräberreich“ zum Buddeln und Matschen geschaffen wird, während nebenan zwei Schiffe zur „Seeschlacht“ bereitstehen.
In einer Schluchtenlandschaft können geheime Wege und Tunnel erkundet oder die Schlucht mit dem Tarzanschwinger überquert werden. Im „Wilden Wald“ kann auf imposanten Spielgeräten geklettert und gerutscht oder auf zwei nebeneinander liegenden Seilbahnen ein „Hexenrennen“ ausgetragen werden.
Es soll, so hieß es in der Ankündigung der Verwaltung, „eine außergewöhnliche und unverwechselbare Spiellandschaft“ entstehen. „Die Realisierung würde dem Robinson-Spielplatz ein Alleinstellungsmerkmal mit großer Strahlkraft in der überregionalen Spiellandschaft sichern.“
Im Dezember 2018 gab der Rat der Stadt grünes Licht für das Konzept und die Investition. Die wurde damals inklusive eines neuen Spielgerätes am Kaiserhain auf 958.415 Euro beziffert.
Probleme bei der Ausschreibung
Doch dabei hat man offensichtlich die Rechnung ohne die Spielgeräte-Hersteller gemacht. Denn das Ergebnis der Ausschreibung fiel ernüchternd aus. Nachdem es auf eine erste öffentliche Ausschreibung im November 2019 erst gar keine Angebote gab, folgten in einem zweiten Anlauf im April 2020 vier Offerten.
Doch die haben es in sich: Während die Angebote für die Freianlagen mit 8,13 Prozent über der Planung noch im Rahmen liegt, liefen die Angebote für die Spielgeräte völlig aus dem Ruder.
Statt der kalkulierten 623.000 Euro lag die Preisspanne zwischen 1,4 und 3,7 Millionen Euro. Bei Annahme des Mindestangebots würden die Gesamtkosten damit von 958.415 Euro um 789.096 Euro auf 1.727.511 Euro steigen - ein Plus von 82 Prozent.
Die Spielgeräte seien alle individuell für das Projekt „Weltenreise“ entwickelt worden „und so nicht auf dem Markt erhältlich“, wird die Diskrepanz begründet. Und die gute Auftragslage bei den wenigen Spielgeräte-Firmen sowie die Corona-Krise hätten die Preise steigen lassen.
Angesichts der Kostenexplosion hat die Westfalenpark-Leitung zwei Ausstiegs-Szenarien entwickelt - ein Abspecken des Konzepts mit Verzicht auf Großgeräte und Themenbereiche der neuen Spielwelt oder die komplette Aufhebung des Verfahrens.
Zuschlag für günstigste Angebote
Im ersten Fall würde die neue Spiellandschaft an Attraktivität verlieren, außerdem drohten Schadenersatzforderungen und neue Kosten durch Umplanungen, heißt es in einer Vorlage für die Politik. Auch bei einer kompletten Kündigung der Planer drohten finanzielle Folgen. Und eine Umsetzung von Teilen des Konzepts wäre aus urheberrechtlichen Gründen tabu.
Die Verwaltung empfiehlt deshalb, in den sauren Apfel zu beißen und an dem Konzept festzuhalten. Die Aufträge sollen an die jeweils Mindestbietenden gehen. Am 17. Dezember soll der Rat der Stadt entscheiden, ob er die Kostenerhöhung auf gut 1,7 Millionen Euro mitträgt. Dann könnte die Spiellandschaft im Westfalenpark 2021 gebaut werden.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
