Beträge bis zu 50 Euro können kontaktlos und quasi im Vorbeigehen bezahlt werden. Für die Kartenzahlung ist weder eine PIN-Eingabe noch eine Unterschrift erforderlich. Die Corona-Pandemie forciert diesen Trend.

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Wie Corona das Bezahlverhalten der Dortmunder verändert

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Was früher undenkbar war, wird während der Corona-Pandemie immer selbstverständlicher: das kontaktlose Bezahlen. Es ist hygienisch sicher – doch etwas Vorsicht ist dabei geboten.

Dortmund

, 14.08.2020, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Gerade die Deutschen hängen eigentlich an ihrem Bargeld, die Corona-Pandemie allerdings forciert das bargeldlose Bezahlen mit Karte – und nicht nur das. Vor allem das kontaktlose Bezahlen ist im Trend.

„Wir haben da mit Beginn der Corona-Pandemie einen Boom erlebt. Der Anteil des kontaktlosen Bezahlens am Gesamtumsatz stieg von 10 auf über 30 Prozent“, sagt Jürgen Hinkelmann, Inhaber der Bäckerei Grobe.

Er begrüßt diese Entwicklung sehr. Diese Art des Zahlens sei hygienisch sicher, erleichtere das Handling für die Verkäufer und Verkäuferinnen und sei auch für die Kunden komfortabel. In allen Grobe-Filialen ist das kontaktlose Bezahlen bereits seit zweieinhalb Jahren möglich.

„Wir forcieren diese Bezahlmethode“

Wenngleich in den vergangenen Wochen der ganz große Boom wieder etwas abgeebt sei, setzt Jürgen Hinkelmann weiter auf das neue Bezahlverhalten.

„Auch, wenn EC-Geräte gerade schwer zu bekommen sind, werden wir die Zahl der Geräte in unseren Filialen so erhöhen, dass jeder Kunde ein Gerät in Reichweite hat und noch bequemer kontaktlos bezahlen kann. Wir forcieren diese Bezahlmethode, weil sie im Interesse aller liegt“, so der Grobe-Chef. Es ist also durchaus gewünscht, auch Kleinstbeträge für zwei oder drei Brötchen mit der Karte zu bezahlen.

„Es ist schon ziemlich krass. Die Leute fragen viel nach dem kontaktlosen Bezahlen – gerade auch bei kleinen Beträgen. Wir bieten das bisher nicht. Ich war immer ein Verfechter von Bargeld, aber wir werden jetzt bald die Kartenzahlung anbieten“, sagt Tim Kortüm, Inhaber des Schürener Backparadieses.

„Weil es wegen der geänderten Mehrwertsteuer umprogrammiert werden muss, kam es da zu Verzögerungen“, so Tim Kortüm.

Volksbank bestätigt Trend

Ralf Hoof, Leiter des E-Business bei der Dortmunder Volksbank, bestätigt den Trend zum kontaktlosen Zahlen. Mit Beginn der Corona-Pandemie habe man im März bei den Kartenzahlungen gegenüber Januar ein Plus von 21 Prozent festgestellt. Und im Mai wurden 38 Prozent mehr Kartenzahlungen registriert als im Januar.

„Besonders signifikant ist aber der Anstieg der kontaktlosen Zahlungsvorgänge. Betrug der Anteil im Januar noch knapp 50 Prozent, so stieg er im März auf 57,3 Prozent und im Mai auf 61,5 Prozent“, sagt Ralf Hoof.

Kontaktlos bezahlen auch mit dem Smartphone

Zum Vergleich: Noch im Dezember handelte es sich nach Angaben der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) nur bei 36 Prozent aller Kartenzahlungen in Deutschland um kontaktlose Zahlungen.

Begünstigt haben dürfte das kontaktlose Bezahlen, dass im April von der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) auch das Limit für die Kartenzahlung ohne PIN-Eingabe von 25 auf 50 Euro pro Nutzung verdoppelt wurde.

Außerdem schlossen sich auch immer mehr Händler dem Trend an und ließen ihre Kartenlesegeräte an den Kassen entsprechend umrüsten.

Tim Kortüm vom Schürener Backparadies in Dortmund

Tim Kortüm vom Schürener Backparadies stellt fest, dass viele seiner Kunden auch die Kleinbeträge für Brötchen gerne kontaktlos mit ihrer Girokarten bezahlen möchten. Wie viele Bäckereien in Dortmund, bei denen die Redaktion nachfragte, verfügt er bisher noch nicht über ein entsprechendes Kartenlesegerät - doch es ist eins bestellt. © (A) Jörg Bauerfeld

„Die Anzahl der kontaktlosen Transaktionen sind bei der Sparkasse Dortmund im zweiten Quartal 2020 um 148,6 Prozent gestiegen im Vergleich zum zweiten Quartal 2019“, sagt Sparkassen-Sprecherin Sophie Donat.

Deutschlandweit beläuft sich dieser Wert bei den Sparkassen auf 138,6 Prozent. Die Dortmunder Sparkassenkunden zahlen also noch wesentlich lieber kontaktlos, als es im bundesweiten Trend der Sparkassen liegt.

Und nicht nur mit den Girokarten wird kontaktlos bezahlt, immer mehr Kunden nutzen ihr Smartphone oder sogar Smartwatches fürs Bezahlen. Das funktioniert mittels einer App.

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Die bekanntesten sind Apple Pay für iPhone-Nutzer und Google Pay für Android-Nutzer. „Apple Pay hat nochmal einen ordentlichen Drive gegeben. Und seit April ist die Dortmunder Volksbank bei diesem kontaktlosen Zahlsystem dabei“, sagt Ralf Hoof.

„Etliche Kunden hatten anfangs Angst“

Das mobile und kontaktlose Zahlen funktioniert nach Auskunft von Volksbank und Sparkasse sicher. „Etliche Kunden hatten anfangs Angst, dass bei der Übertragung Daten abgefischt werden könnten. Aber es ist eine neue Technologie, die sehr sicher ist. Wir haben bisher keine Schadensfälle“, sagt Sophie Donat.

Genauso äußert sich auch Ralf Hoof für die Volksbank. „Das funktioniert reibungslos“, sagt er und fügt hinzu: „Die einzige Gefahr ist, dass, weil alles so schnell geht, man nicht auf das Display guckt und kontrolliert, ob man auch den richtigen Betrag bezahlt.“

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Landesweit warnen Finanzexperten und Sozialwissenschaftler vor einer ganz anderen Gefahr: die besteht darin, dass man das Geld – sprich: die Karte – zu locker sitzen hat. Das sekundenschnelle bargeld- und kontaktlose Bezahlen führe dazu, dass die Menschen auch weniger Kontrolle über ihr Geld hätten.

Und damit die Gebühren für die bargeldlosen Zahlungen im Rahmen bleiben, raten sowohl Volksbank als auch Sparkasse ihren Kunden, sich über das für sie jeweils günstigste Kontogebühren-Modell beraten zu lassen.

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