Produktionsleiter Marcus Finzel mit einem Teil der technischen Anlagen der Ardey-Quelle

Produktionsleiter Marcus Finzel mit einem Teil der technischen Anlagen der Ardey-Quelle, Dortmunds einzigem Mineralbrunnen. © Oliver Schaper

Kohlensäure wird knapp – Dortmunds Getränke-Hersteller sehen aber eher ein anderes Problem

rnEnergiekrise

Energiekrise allerorten: Jetzt fehlt es Deutschlands Getränkeindustrie an Kohlensäure. Wir haben nachgehört, ob und wie die Dortmunder Brauereien und Mineralbrunnen betroffen sind.

Dortmund

, 28.09.2022, 08:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, spricht von einer äußerst besorgniserregenden Entwicklung. Denn die Kohlensäure, die viele Getränkeproduzenten dringend brauchen, wird knapp.

Derzeit seien nach Schätzungen der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie nur noch 30 bis 40 Prozent der üblichen CO2-Liefermengen verfügbar, heißt es. Und immer mehr Unternehmen der Getränkewirtschaft, die auf Kohlensäure angewiesen seien, müssten ihre Produktion erheblich einschränken. „Für viele betroffene Betriebe hat das dramatische Auswirkungen“, warnt Eichele.

Brauereien brauchen Kohlensäure vor allem, um Tanks, Flaschen und Fässer „vorzuspannen“, damit das Bier beim Füllen nicht mit Luft in Kontakt kommt und beim Abfüllen nicht schäumt. Bei Mineralwasser- und Limonadenherstellern landet Kohlensäure gewissermaßen direkt in der Flasche. „An einzelnen Stellen wurde die Produktion schon zurückgefahren“, sagt der Sprecher der Genossenschaft Deutscher Brunnen, Tobias Bielenstein.

Engpass in der Düngemittel-Branche

Ein Grund für die Knappheit liegt in der Düngemittel-Branche. Dort ist CO2 als ein Bestandteil der Kohlensäure ein Nebenprodukt der Herstellung. „Als die Gaspreise extrem gestiegen sind, haben die Hersteller von Düngemitteln ihre energieintensive Produktion zurückgefahren“, sagt Bielenstein.

Die Folge sind Lieferengpässe bei der Kohlensäure-Versorgung. Einige Brauereien vor allem in Süddeutschland haben ihre Produktion bereits gedrosselt. „Wir sind extrem besorgt, und einige der Mineralbrunnen sind sehr verunsichert“, sagt Bielenstein. „So eine Situation haben wir noch nie gehabt.“ Allerdings ist die Branche sehr unterschiedlich von dem Engpass betroffen.

Gelassenheit bei Dortmunds Brauern

Die Dortmunder Getränkehersteller geben sich (noch) gelassen - allen voran die Dortmunder Actien-Brauerei der Radeberger Gruppe, aus der die großen Dortmunder Biermarken Brinkhoff’s, Union, DAB, Kronen und Hövels fließen. „Wir können den Kohlensäure-Bedarf aus Eigenproduktion abdecken“, erklärt Geschäftsführer Uwe Helmich.

„Wir haben noch keine Probleme“, berichtet auch Dr. Thomas Raphael, Gründer und Geschäftsführer der privaten Bergmann-Brauerei auf Phoenix-West. „Unser Lieferant hat uns gesagt, dass er noch liefern kann.“ Eine langfristige Prognose sei allerdings kaum möglich.

Raphael hatte jüngst erst vor einem Gas-Stopp gewarnt. „Wir brauchen Gas für die Erhitzung beim Maischen und für das Hopfenkochen. Bei einem Gasstopp gibt‘s dann kein Bier mehr“, sagte er.

Sorgen um knappes Leergut

Auch bei Dortmunds großem Mineralbrunnen, der Ardey-Quelle am Flautweg in Derne, gibt es noch keine Einschränkungen. „Die Kohlensäure ist in der Tat knapp“, erklärt Geschäftsführer Torsten Schneider. „Im Moment gibt es aber glücklicherweise bei uns noch keine Auswirkungen auf die Produktion.“

Die Abfüllanlage der Ardey-Quelle in Derne

Die Abfüllanlage der Ardey-Quelle in Derne hat eine Kapazität von 36.000 Glas-Mehrwegflaschen pro Stunde. © Oliver Schaper (A)

Allerdings könne man keine langfristigen Aussagen machen, weil die gesamte Lebensmittelbranche von der Thematik betroffen sei. „Aus diesem Grunde hat der Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM) – neben weiteren Branchenverbänden – bereits ein Brandschreiben an Wirtschaftsminister Habeck gesandt“, berichtet Schneider.

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Ihn beschäftigt aber noch ein ganz anderer Engpass. Denn am Flautweg sind weiterhin Getränkeflaschen knapp - in Form von Leergut, das aus dem Handel zurückkommt. „Durch den heißen Sommer gab es durchaus größere Herausforderungen, weswegen wir auch bei unseren Vertriebspartnern immer wieder darauf hingewiesen haben, wie wichtig der Rücklauf von Leergut für uns ist“, erklärt Schneider.

Er sagt: „Die Verbraucher werden zudem regelmäßig auf unseren Homepages und Social-Media-Kanälen aufgerufen, das Leergut wieder in den Kreislauf zu geben.“

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