Gabelstapler transportieren unermüdlich Getränkekisten auf dem Werksgelände der Ardey-Quelle in Derne.

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Wo genau liegt eigentlich die Ardey Quelle? Mineralwasser aus Dortmund erlebt Boom im Jubiläumsjahr

rn50 Jahre Ardey-Quelle

Der „Tag des Wassers“ wird am Sonntag (22.3.) begangen. Darauf lässt sich mit Mineralwasser aus Dortmund anstoßen. Das feiert in diesem Jahr Jubiläum - und erlebt einen regelrechten Boom.

Dortmund, Derne

, 22.03.2020, 04:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Eine sprudelnde Quelle sucht man vergeblich auf dem Firmengelände von „Ardey Quelle“ in Derne. „Die Quellen sind im Umland verteilt“, erklärt Betriebsleiter Marcus Finzel. „Die Quellen“ heißt: Es gibt gleich mehrere Wasseradern, die Dortmunds einzige Mineralbrunnen-Firma anzapft.

Sechs sind es genau. Alle liegen im Bereich Derne, verrät Finzel. Man erkennt sie nur an einer Absperrung. Ansonsten erinnern sie an vergessene Bergbauschächte.

Einer der Brunnen erfüllt sogar die besonderen Anforderungen, die an ein Heilwasser gestellt werden. Es wird unter dem Namen „St. Libori“ vermarktet - seit Neuestem prangt aber auch der deutliche Hinweis „Ardey Quelle“ auf dem Etikett.

Deutlich sichtbar ist nun, dass das Heilwasser St. Libori zur „Ardey“-Familie gehört.

Deutlich sichtbar ist nun, dass das Heilwasser St. Libori zur „Ardey“-Familie gehört. © Schaper

Ardey ist gewissermaßen die Premiummarke der Mineralwässer aus Derne. Die werden als Romberg, Seltina, Syburg und Reinoldus vermarktet. Jede Quelle hat so ihr eigenes Produkt.

Von den Quellorten führen Leitungen zum Betriebsgelände von Ardey. Dort feiert man in diesem Jahr ein doppeltes Jubiläum. Die Ardey Quelle GmbH und Co. KG blickt auf 50 Jahre Firmengeschichte zurück. Vor 25 Jahren zog der Betrieb an den Flautweg an den Rand von Derne.

55.000 Quadratmetre groß ist das Ardey-Firmengelände am Flautweg in Derne.

55.000 Quadratmetre groß ist das Ardey-Firmengelände am Flautweg in Derne. © Ardey Quelle

Die Ursprungsfirma ist sogar noch deutlich älter. 1894 wurde das Familienunternehmen Getränke Selter KG als Getränkehändler gegründet. 1970 förderte man erstmals eigenes Mineralwasser aus einem Brunnen auf dem Betriebsgelände an der Nierstefeldstraße in Derne. Zur Vermarktung wurde die Tochtergesellschaft Ardey Quelle GmbH und Co KG gegründet. Und die wuchs rasch. Und so wurde es auf dem alten Firmengelände mitten in Derne bald zu eng.

Weil es hier keine Erweiterungsmöglichkeiten gab, zog man 1995 auf ein 55.000 Quadratmeter großes Gelände an den Rand von Derne, wo man dann neue Wasserquellen erschloss. Denen ist man mit Versuchsbohrungen auf die Spur gekommen. „Mein Vorgänger soll aber auch noch mit der Wünschelrute auf die Suche nach Wasseradern gegangen sein“, berichtet Finzel schmunzelnd. Er setzt eher auf moderne Technik.

Marcus Finzel ist Betriebsleiter bei Ardey-Quelle.

Marcus Finzel ist Betriebsleiter bei Ardey-Quelle. © Schaper

Und die prägt auch die Werkshallen am Flautweg. Immer wieder wird in neue Anlagen investiert. In Kürze entsteht ein neuer 16 Meter hoher Wassertank, in den das Mineralwasser der Ardey-Quelle fließt. Hier ist dann Platz für 200 Kubikmeter Mineralwasser. Die aktuellen sechs Behälter - einer für jede Quelle und Marke - fassen 120 Kubikmeter.

Der Ausbau zeigt: Der Betrieb boomt. Die Ardey-Quelle mit ihren Marken profitiert vom Trend zur Glas-Flasche, weil die Kunden umweltbewusster geworden sind und wieder mehr auf Mehrweg setzen. „Immerhin 97 Prozent der Glasflaschen werden wieder eingesammelt und neu genutzt“, erklärt Finzel. Seit fünf Jahren sei der Trend zur Glasflasche deutlich spürbar.

In der Flaschenreinigungsanlage werden Mehrwegflaschen verschiedener Marken wieder fit gemacht.

In der Flaschenreinigungsanlage werden Mehrwegflaschen verschiedener Marken wieder fit gemacht. © Schaper

Die Reinigungsanlage nimmt deshalb breiten Raum ein in der Werkshalle von Ardey. In rasender Geschwindigkeit werden die Flaschen mit Etiketten vieler verschiedener Marken gereinigt und auf Beschädigungen kontrolliert. „Leerflascheninspektor“ heißt die Maschine, die alle Flaschen passieren müssen. Bis zu 50 Mal kann jede Flasche so wiedergenutzt werden.

Vollautomatisch läuft die Reinigung der Mehrwegflaschen.

Vollautomatisch läuft die Reinigung der Mehrwegflaschen. © Schaper

Vom „Inspektor“ geht es zur Abfüllanlage. Hierhin fließt das Mineralwasser aus den Tanks. Nicht nur pur, sondern oft versetzt mit verschiedenen Zusätzen. Es gibt Schorlen, Orangen- und Zitronenlimonade, wahlweise auch kalorienarm. Immer stärker gefragt ist aber auch stilles Wasser, das unter dem Titel „Naturelle“ vermarktet wird. „Das wächst am stärksten, hat inzwischen einen Anteil von zehn Prozent“, berichtet Finzel.

Die Abfüllanlage hat eine Kapazität von 36.000 Glas-Mehrwegflaschen pro Stunde. Und die wird zurzeit auch voll genutzt. Die Nachfrage ist so groß, dass man bei Ardey inzwischen vom üblichen Zwei-Schicht-Betrieb auf einen Drei-Schicht-Betrieb umgestellt hat. „2016 haben wir 60 Millionen Flaschen abgefüllt, jetzt planen wird mit 71 Millionen Flaschen pro Jahr“, berichtet der Betriebsleiter.

Reichlich Lagerplatz gibt es auf dem Ardey-Gelände.

Reichlich Lagerplatz gibt es auf dem Ardey-Gelände. © Schaper

Der Boom führt aber auch zu Problemen: Der Leergut-Hof ist vergleichsweise leer. Platz ist für bis zu 400.000 Kästen. Zurzeit haben wir nur etwa 120.000 auf Lager, berichtet Finzel. So sieht es sonst eigentlich nur im Sommer aus, wenn das Mineralwasser als kühle Erfrischung besonders gefragt ist.

Die Marke Ardey wird außerdem gerade auf neue Flaschen und neue Kästen umgerüstet. Das neue Design kommt bei den Kunden gut an, stellt Finzel fest. Das könnte den Boom bei Ardey im doppelten Jubiläumsjahr noch vergrößern.

Wachstum gegen den Trend

  • Seit 2004 gehört die Ardey-Quelle zur Getränkegruppe Hövelmann in Duisburg und ist damit Teil eines der größten deutschen Mineralbrunnen.
  • Mit dem Anstieg der Produktion arbeitet die Ardey-Quelle gegen den Landestrend. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes wurden im Jahr 2019 in Nordrhein-Westfalen in 19 Betrieben 2,2 Milliarden Liter natürliches Mineralwasser (mit und ohne Kohlensäure) produziert; das waren 3,8 Prozent bzw. 86,6 Millionen Liter weniger als ein Jahr zuvor.
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