Was Koch Günther Overkamp auf Mallorca gelernt hat Hähnchen wird ein mediterraner „Lecka“-Bissen

Günther Overkamp: Westfälisches Hähnchen als mediterraner Lecka-bissen
Lesezeit

Ich bin ja Mallorca-Liebhaber. Darum komme ich manchmal mit Rezepten um die Ecke, die so gar nicht westfälisch sind. Wenn man sich mal von der mallorquinischen Küste losreißt in Richtung plattes Inland, wo es wesentlich bäuerlicher ist, begegnet man unweigerlich Kaninchen, Hühnern und Lämmern. Also im Topf und auf dem Teller.

Und da kann man selbst als bodenständiger Westfale immer noch was dazu lernen. Nämlich: Wie man mit sehr einfacher Kochkunst einen außergewöhnlichen Geschmack erzielt.

Wenn man mallorquinisch ländlich kocht, braucht man als erstes einen ganz großen Holzofen, den hier natürlich keiner hat. Aber Gottseidank geht es auch mit einem stinknormalen Umluft-Ofen.

Alles in die Auflaufform

Was man unweigerlich braucht, ist eine Auflaufform. Am besten aus Emaille vonne Omma. Je älter je besser. Hat auch keiner mehr. Kann also am Ende auch langweiliges Porzellan sein.

Dann braucht man Zutaten, die wirklich von hoher Qualität sind. Als erstes das Hähnchen. Denn heute geht es hier um das mediterrane Zitronenhähnchen.

Warum ist westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne. Hier finden Sie alle Folgen.

Da lachen ja die Hühner, sagt man manchmal. Unser Hähnchen sollte wirklich was zu lachen gehabt haben und die Möglichkeit, auch mal einige Meter zu gehen und zu picken, wo es wollte. Wo man das bekommt, ist klar: Entweder beim Geflügelbauern des Vertrauens oder natürlich auf meinem geliebten Wochenmarkt.

Wir können auf die Hähnchen-Brüste ganz verzichten und sie am nächsten Tag verwenden. Denn für dieses wunderbare Schmorgericht braucht man nur die Keulen. Die zerteilt man noch mal im Gelenk, so dass wir vier Stücke haben.

Zitronen und viel Gemüse

Was wir weiterhin brauchen, sind, wie der Name des Gerichtes erahnen lässt, Zitronen. Ganz wichtig: Bio und unbehandelt, so dass man die Schale dranlassen kann. Denn darin sind die ätherischen Öle, die unserem Hähnchen später die besondere Geschmacksnote verleihen.

Und dann brauchen wir viel Gemüse: Zwiebeln, am besten kleine Schalotten, viel Paprika, von jeder Farbe, und wer mag, noch Möhren und Fenchel.

Die zerteilten Keulen mit Salz und Pfeffer würzen. Hier ein Trick, damit die Haut knuspriger wird: Man zieht sie in der Mitte mit den Fingerspitzen hoch, so dass Luft darunter kommt. Aber natürlich nicht ganz ablösen. Zwiebeln schälen und auf Walnussgröße schneiden, das übrige Gemüse in großzügige breite Streifen. Alles rein in die Auflaufform, die wir vorher mit Olivenöl ausgepinselt haben.

Ganz wichtig: Leckere Gewürze

Dazu drei bis vier geschälte Knoblauchzehen und mehrere leckere Gewürze: Oregano, kann trocken sein, frischen Rosmarin und frischen Thymian. Davon verschwenderisch viel. Wenn‘s ganz gut sein soll, Zitronen-Thymian. Alles einfach auf das Gemüse legen. Aber die Hähnchenhaut nicht bedecken. Muss Luft dran kommen. Kleines bisschen Salz und Pfeffer noch mal darüber, am besten aus der Mühle.

Jetzt die Hauptsache: Eine Zitrone auspressen, zwei weitere mit Schale (!) in Scheiben schneiden. Auf das Gemüse legen. Zitronensaft mit 2 Esslöffel Olivenöl mischen, halbe Tasse Wasser dazu und bisschen Salz und Pfeffer. Damit angießen. Rein in den Ofen, 200 Grad Umluft, 45 Minuten. Fertig!

Dazu in den letzten 10 Minuten Weißbrotscheiben im Ofen mitrösten und anschließend Knoblauch-Zehen darüber reiben. Damit den Sud dippen. Himmlisch lecka! So kann man „westfälisch einfach“ auf mediterran übersetzen. In diesem Sinne: Bis denne!

Speisen im Schloss oder in der Burg: Top 4 Restaurants in historischem Ambiente in der Region

Tapas auf Westfälisch: Koch Overkamp über die Vorteile spanischer Esskultur - mit Tipps für Dortmund

Der bescheidenste Promi-Gast ist Malle-Sänger: Koch Günter Overkamp über Gäste und Feste