Ferienzeit bringt viele Tierheime ans Limit Wie ist die Situation in Dortmund?

Kleintiere können Besitzer frei wählen: Hohe Nachfrage beim Tierheim
Lesezeit

Vom Kaninchen bis zum Hängebauchschwein – beim Tierschutzzentrum Dortmund habe man schon vielen Tieren geholfen. „Ich habe hier schon eine Menge gesehen, was hier abgegeben wurde: Einmal hat mich sogar eine Ziege vor der Tür gegrüßt“, erinnert sich Zentrumsleiter Dirk Rojahn. Trotz dieses Engagements und der Ferienzeit, die einige andere Tierheime regelmäßig an die Grenzen bringt, sagt Rojahn: „Wir haben hier kein erhöhtes Aufkommen zu verzeichnen.“

Was ist in Dortmund anders?

„Zurzeit haben wir 55 Hunde, 80 Katzen, 40 Kaninchen und 35 Reptilien und Vögel. Allerdings ändern sich die Zahlen stündlich“, sagt Rojahn. Wieso das Tierheim in Dortmund in der Ferienzeit weniger Probleme als umliegende Städte habe, wisse Rojahn nicht genau. „Die Kollegen arbeiten natürlich genauso professionell und schnell wie wir auch. Dortmund ist aber natürlich eine sehr große Stadt. Und eine Vermittlung lebt davon, dass Nachfrage da ist.“ Und gewollt werden die Tiere. Die Verweilzeiten vor allem kleinerer Tiere seien kurz: „Wenn wir zum Beispiel einen Wellensittich haben, ist es sogar so, dass mehr Nachfragen da sind als Tiere – ähnlich ist es bei Meerschweinchen.“

Doch auch die üblichen Tiere bleiben selten lange: „Hauskatzen bleiben oft nur zwei Wochen bei uns. Freigänger auch mal vier bis sechs. Bei den Hunden ist es sehr unterschiedlich. Die Kleinen haben die besten Karten. Die verlassen uns nach vier bis acht Wochen. Labradore sind auch recht beliebt, seltenere Rassen wie den Schafhund, den wir aktuell da haben, der wird ein paar Tage länger brauchen.“

Dankbar über Zusammenarbeit

Aber natürlich gäbe es auch im Tierschutzzentrum von Dirk Rojahn stressige Zeiten. Erst im Frühjahr 2023 rettete die Polizei 41 Hunde aus einer Wohnung in der Nordstadt: „Damals waren wir sehr ausgelastet. Da hatten wir Hilfe von den Tierheimen aus Essen, Münster und von der Arche Noah in Witten. Dafür sind wir besonders dankbar.“

Generell gehöre die Zusammenarbeit mit anderen Tierheimen zur Vermittlungsstrategie. „Wir wollen niemanden wegschicken, der ein Tier sucht. Wir schauen, was für Tiere die Kollegen in anderen Städten haben. Wenn es bei uns mal nicht passen will, können wir so die Menschen weiterschicken“, sagt Rojahn.

zwinger im Tierschutzzentrum Dortmund mit jeweils einem Hund darin. Davor der Leiter Dirk Rojahn und eine Mitarbeiterin des Zentrums.
Einige der Hunde, die im Juli 2023 auf ein neues Herrchen oder Frauchen. © Oliver Schaper

Weitergeschickt werde am Tierheim auch zum Beispiel bei Wildtieren, erzählt er: „Wenn Menschen Igel oder Vögel aufpäppeln, geben sie sie auch bei uns ab. Wir sind aber nur für Haustiere zuständig.“ Aus dem Grunde hätte man einen kurzen Draht zu Naturschutzbund (NABU), der Arbeitsgruppe Igelschutz und mehr. „Ich habe an einem Pfingstmontag mal ein Hängebauchschwein abgegeben bekommen“, erinnert Rojahn sich mit einem Lachen. Das sei am Ende auf einem Bauernhof untergekommen.

Mit Steckbrief gesucht

Über diese Maßnahmen hinweg habe das Tierschutzzentrum aber auch eine bewährte Strategie, wie Tiere unter Menschen direkt vermittelt werden können, ohne den Umweg über das Tierheim zu gehen: Steckbriefe. „Für alle weiteren Tiere, die wir vielleicht zu dem Zeitpunkt nicht aufnehmen können, lassen wir Steckbriefe anfertigen. Wenn dann jemand kommt, der genau so ein Tier sucht, versuchen wir den Kontakt zwischen den Personen herzustellen.

„Vor allem unser Katzenpfleger ist da sehr penibel“, sagt Rojahn, „der hat einen ganzen Ordner mit Daten von Katzen, denen man gerade nicht weiterhelfen kann.“ Dazu, sagt er, gebe es Formulare, wo Interessierte Angaben zu ihrer Wunschkatze machen können. „Und wenn es dann passt, können wir direkt vermitteln.“ So würden weder Tier noch Mensch im Regen stehen gelassen. Dass das so möglich ist, sei großer Verdienst der Mitarbeiter: „Wir freuen uns wirklich sehr, dass wir so engagierte Leute hier haben, die bei der Vermittlung der Tiere alles geben.“

Fünf sichergestellte Hunde im Tierheim gestorben: Jetzt äußert sich die Stadt Dortmund zum Fall

Tierschützer meldeten Hundehalterin schon 2019: Was wusste die Stadt über die 41 verwahrlosten Hunde