
© Uwe von Schirp
Kleine Heroldwiese in der Nordstadt: Dem Bürgergarten fehlen die Bürger
Urban Gardening
Seit Jahren ist der Bürgergarten „Kleine Heroldwiese“ ein Treffpunkt der Kulturen. Aber es engagieren sich zu wenige Bürger. Jetzt hat die Politik über die Zukunft des Projekts entschieden.
Die Umgrenzung hängt etwas windschief. Ansonsten macht der Bürgergarten „Kleine Heroldwiese“ einen recht gepflegten Eindruck. Nach längerer Suche taucht nur mal ein Kronkorken auf, von Hundekot ist gar nichts zu sehen.
Besonders glücklich dürften die Verantwortlichen beim Familienbüro Innenstadt-Nord und beim Netzwerk INFamilie dennoch nicht sein: Denn der Bürgergarten wird seinem Namen nur zum Teil gerecht. Es fehlt an Menschen aus der Nachbarschaft, die einen grünen Daumen und Lust auf gemeinschaftliches Gärtnern haben.
Politiker verlängern Projekt um weitere zwei Jahre
Dass die kleine Grünfläche an der Ecke Gronaustraße und Heroldstraße trotzdem sauber bleibt, dafür ist die Grünbau gGmbH mit verantwortlich. Geregelt in einem Vertrag mit der Stadt. Jetzt, im Mai läuft die Nutzungsvereinbarung für die Grünfläche ab. Die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord beschloss am 8. Mai auf Vorschlag von Stadträtin Daniela Schneckenburger eine Verlängerung des Projektes um weitere zwei Jahre.
„Da nur wenige Grünflächen im Quartier vorhanden sind und der Garten zur Kommunikation und zum interkulturellen Verständnis im Quartier beiträgt, ist die Erhaltung und Weiterführung des Bürgergartens aus fachlicher Sicht empfehlenswert“, schreibt die Dezernentin.
Nur drei Bürger zeigen Engagement und Einsatz im Garten
Der Beschluss fiel ohne Diskussion, aber begleitet von Gemurmel. Denn das mangelnde Engagement der Bürger ist nicht neu. „Ein Mithelfen im Garten durch die Nachbarn von sich aus gelingt nicht“, teilte im April 2017 das zuständige Dezernat von Ludger Wilde (u.a. Umwelt- und Stadtplanungsamt sowie Stadterneuerung) auf Anfrage der Fraktion Linke/Die Piraten mit.
Die „tatsächlich Aktiven“ neben Grünbau und den Stadtämtern, die sich um Baumpflege und Winterdienst kümmern, seien lediglich „drei Bürger und das Familienbüro Innenstadt-Nord, die sich mit Engagement und Einsatz um den Garten kümmern“. Zu wenig für ein Projekt, das sich Bürgergarten nennt.
Von der Hundewiese zum „Urban Gardening“
Dabei habe alles so gut begonnen, erinnert sich Francois Brelinger. Bereits Anfang 2012 sei das Familienbüro auf den Mitarbeiter der Urbanisten und Experten für „Urban Gardening“ zugegangen, um beim Aufbau des Bürgergartens zu helfen. „Damals wurde das Grundstück vor allem als Hundewiese genutzt“, so Brelinger.
Dabei konnte er seine Vorstellungen umsetzen: „Ich versuche zum Beispiel, komplett auf Zäune zu verzichten. Wenn das nicht möglich ist, dann gibt es wenigstens zwei Tore als Zugang.“ Vergangene Projekte hätten ihm gezeigt, „dass es bei einem frei begehbaren Gelände weniger Vandalismus gibt.“
In der Anfangszeit halfen 15 Nachbarn mit
Am Anfang hätten vor allem Hundebesitzer auf die Umwidmung geschimpft. Es haben viele Workshops stattgefunden und es wurde Überzeugungsarbeit geleistet. „Auch das Ordnungsamt hat uns dabei unterstützt und zum Beispiel Tüten für Hundekot verteilt“, so Brelinger.

Bei der offiziellen Eröffnung des Bürgergartens im Jahr 2013 bedankte sich Bürgermeisterin Birgit Jörder (l.) bei Francois Brelinger von den Urbanisten. © Dan Laryea (A)
Zu seiner Zeit hätten stets zehn bis 15 Nachbarn im Garten mitgeholfen, „darunter auch einige mit Migrationshintergrund, die kaum Sprachkenntnisse hatten“. Bei einem Sommerfest habe er an die 100 Besucher gezählt. Ein Nachbarschaftsprojekt, wie es also sein sollte.
2014 hat sich der Wittener Francois Brelinger dann zurückgezogen und sich auf urbanen Gartenbau in seiner Heimatstadt konzentriert. Von einem sinkenden Interesse an der Heroldwiese habe er zu diesem Zeitpunkt nichts mitbekommen. Dazu scheint es aber später gekommen zu sein.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
