
© Oliver Schaper
Kita-Leiterin (63) lernte ihren Traumjob schon mit zwei Jahren kennen
Abschied
Kita-Leiterin Cornelia Wiedemann verabschiedet sich nach 35 Jahren in den Ruhestand. Sie hat mit ihrem Team Generationen von Mädchen und Jungen betreut. Jetzt endet eine Ära.
Der Kindergarten St. Meinolfus an der Rabenstraße in Wambel ist für Cornelia Wiedemann keine normale Arbeitsstelle.
„Ich selbst bin hier schon mit zwei Jahren in den Kindergarten gegangen“, verrät die Leiterin der Kindertagesstätte, die nun nach 35 Jahren in dieser Position in den Ruhestand geht.
Mit dieser Zeit in der frühen Kindheit verbindet sie durchweg positive Erinnerungen. „Wir hatten eine Ziehharmonika-Tür, die für unsere Feiern geöffnet wurde“, erzählt die 63-Jährige, die aus Wambel stammt und Mitglied der katholischen Gemeinde St. Meinolfus ist.
Damals habe die Einrichtung nur zwei Gruppen gehabt, heute sind es drei. Vor sechs bis sieben Jahren wurde die Kita um einen Anbau für die unter Dreijährigen mit Schlaf- und Wickelraum erweitert.
Stationen in Löttringhausen und Nette
Cornelia Wiedemann ist auf das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Brackel gegangen. Schon früh kristallisierte sich ihr Wunsch, Erzieherin zu werden, heraus. Nach der Berufsfachschule und der Fachschule für Sozialpädagogik folgte das Anerkennungsjahr bei der Stadt Dortmund: In dieser Zeit arbeitete sie in einem Kindergarten in Löttringhausen.
Danach war ein Sonderkindergarten für körperlich Behinderte in Nette für sieben Jahre ihr Arbeitsplatz. Als sie erfuhr, dass die damalige Leiterin der Meinolfus-Kita aufhörte, bewarb sie sich und bekam ihren Traumjob im heimatlichen Wambel. Auch mit der Gemeinde ist sie eng verbunden.
Mit dem Pastor gründete sie eine Familiengruppe. Sie war Mitglied im Pfarrgemeinderat (PGR) und im Familiengottesdienstausschuss. Auch ihre beiden Söhne, heute 36 und 32 Jahre alt, nahmen am Gemeindeleben aktiv als Messdiener oder später mit Leitungsaufgaben bei den Pfadfindern oder als PGR-Vorsitzender teil. „Mein Mann hat mir immer den Rücken freigehalten“, erklärt Cornelia Wiedemann, wie ihr großes Engagement möglich war.
„Das macht er zu Hause eigentlich nicht“
Und wie hat sie die oft quirlige Rasselbande – heute sind es 70 Mädchen und Jungen – in den Griff bekommen? „Das ging ganz gut“, erzählt Cornelia Wiedemann. „Die Eltern sagen oft, das macht er zu Hause eigentlich nicht“, ergänzt sie und schmunzelt. Dinge wie aufräumen, was ja nicht so viel Spaß mache, würden dadurch leichter, dass es alle zusammen tun.

Cornelia Wiedemann verabschiedete sich von ihren Schützlingen. © Oliver Schaper
Und wie haben sich die Kinder über eine so große Zeitspanne verändert? Physisch seien die Meinolfus-Kinder gut in Form. „Als in der Zeitung stand, dass viele Kinder Koordinationsschwierigkeiten hätten und etwa schlecht rückwärts laufen könnten, haben wir dies gleich ausprobiert, und es klappte gut“, schildert die Kita-Leiterin.
Das liege daran, dass die Kita-Kinder viel draußen seien und sich auf den Spielplätzen und woanders viel bewegten. Gleichzeitig habe sie aber beobachtet, dass sich viele Kinder wohl aufgrund der Einflüsse von Handy und Computer immer schwerer konzentrieren könnten. „Wir versuchen, mit einem Puzzlespiel oder dem Vorlesen gegenzusteuern“, erläutert die Wambelerin.
Abschied auf Raten in Corona-Zeiten
„Ein bisschen doof“ findet sie, dass ihr Ausscheiden aus dem Beruf mit der Corona-Krise zusammentrifft. „Das ist wie ein Abschied auf Raten.“ Bestimmte gruppenübergreifende Angebote wie der Chor, die Sprachförderung oder die Vorschule könnten wegen der notwendigen Beschränkungen nicht stattfinden. Die Eltern müssten draußen vor der Tür bleiben, würden aber viel Verständnis zeigen. Der Betrieb laufe derzeit nur eingeschränkt.
Besonders gern denkt Cornelia Wiedemann an die schönen Abschlussfahrten inklusive Übernachtung mit den Kindern zurück. Für den Ruhestand hat sie viele Pläne mit der Familie, darunter den drei Enkelkinden.
Auch verreist sie gern, zum Beispiel nach Norderney, Hamburg und Mallorca. Sie bleibt aber ihrer alten Kita verbunden und ist Vorsitzende des Kindergarten-Fördervereins.
Ich heiße Uwe Brodersen und berichte seit vielen Jahren aus dem Dortmunder Nordosten. Studiert habe ich Journalistik, Englisch und Geschichte. Ich interessiere mich besonders für die Menschen, die Hintergründe und die Zusammenhänge.