Zentrum Sport: Besucher klettern dem Himmel entgegen und lassen die Seele baumeln

© Uwe von Schirp

Zentrum Sport: Besucher klettern dem Himmel entgegen und lassen die Seele baumeln

rnEvangelischer Kirchentag

Premiere beim 37. Evangelischen Kirchentag. Erstmals gehört ein Zentrum Sport zum Angebot – und bringt in der Sportstadt Dortmund die Generationen näher zueinander.

Dortmund

, 22.06.2019, 12:14 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wer dem Himmel ein Stück näher kommen will, der muss sich verdammt strecken. Zumindest auf der „Himmelsleiter“ der evangelischen Jugend Ennepetal. Alles ist überdimensioniert an dieser Strickleiter, die am Haken eines Autokrans hängt: ihre Länge, die Dicke und der Abstand der Sprossen. Und in der Tat: Wer die Leiter paarweise hinaufklettert, braucht Hilfe: die des Partners und durch einen Gurt, um die nächste Sprosse quasi einzufangen.

Die „Himmelsleiter“ ist der sichtbare Mittelpunkt auf dem Platz zwischen Eissport- und Westfalenhalle – die Open-Air-Arena des Zentrums Sport beim Evangelischen Kirchentag. Es sind meist junge Leute, die ganzen Einsatz zeigen. Sie recken und strecken sich, reichen einander die Hand, um dem Himmel ein Stück näher zu kommen. Ältere Menschen stehen eher auf dem Platz und sehen staunend zu.

Kirche und Sport betrifft die Menschen

„Dieses Klettergerüst hat uns fasziniert“, sagt Else Trumpold aus dem Kreis Groß-Gerau in Hessen. Gemeinsam mit Freundin Gudrun Menger ist die 69-Jährige herüber gekommen – vom Vorplatz der Westfalenhalle, wo die Menschen zu Podien, Foren und Informationsständen drängen.

Else Trumpold und Gudrun Menger (v.l.) sind fasziniert vom Zentrum Sport.

Else Trumpold und Gudrun Menger (v.l.) sind fasziniert vom Zentrum Sport. © Uwe von Schirp

Dass sie dabei mitten im Zentrum Sport gelandet sind, ist Zufall. „Das Angebot ist bemerkenswert“, sagt Trumpold. Und sie weiß, wovon sie spricht – nach dem Besuch von zwölf Kirchentagen. „Kirche und Sport gehören zusammen, weil es die Menschen betrifft“, erklärt Gudrun Menger.

Ein Kirchentag für Geist und Körper

Der Kirchentag setzt damit in der Sportstadt Dortmund ein gesellschaftliches Zeitzeichen. Ob Hindernisparcours, Frisbee-Golf, Ballspiele – oder auch Eislaufen und Eisstockschießen in Sommer-Bermudas: Bewegung tut gut in diesen Tagen mit den vielen Informationen und Diskussionen.

„Der Kirchentag ist nicht nur für den Geist, sondern auch für den Körper gut“, sagt auch Kai aus dem Kanton Zug in der Schweiz. Natürlich locken die Musik und das Zentrum Jugend die Jugendlichen. Lotta aus Aachen ist an diesem Mittag aber im Zentrum Sport, sitzt mitten auf dem Platz und lässt die Seele baumeln. „Man kann mitmachen. Das macht Spaß.“

Bewegt, belebt, begeistert: Moderator Rüdiger Glufke diskutierte mit Olympiapfarrer Thomas Weber, Hans-Peter Durst, Magdalena Neuner sowie dem Sportwissenschaftler und Theologen Dr. Stefan Schneider (v.l.) über Sport und Glaube als Lebenskunst.

Bewegt, belebt, begeistert: Moderator Rüdiger Glufke diskutierte mit Olympiapfarrer Thomas Weber, Hans-Peter Durst, Magdalena Neuner sowie dem Sportwissenschaftler und Theologen Dr. Stefan Schneider (v.l.) über Sport und Glaube als Lebenskunst. © Oliver Schaper

Die gesellschaftliche und kirchliche Auseinandersetzung mit dem Sport gibt es in der Eishockeyhalle. Prominente diskutieren: am Donnerstag etwa waren Ex-Biathletin Magdalena Neuner und Dortmunds Paralympics Goldmedaillen-Gewinner Hans-Peter Durst. Neuner erzählt von den Schattenseiten, wenn Olympia-Gold in hellstem Licht erstahlt: von der Einvernahme durch Medien, von der Einsamkeit, wenn Freunde in der Heimat sind, vom Neid anderer Athleten. Olympiapfarrer Thomas Weber kennt die Sorgen. „Bewegt, belebt, begeistert“, ist die Diskussion überschrieben. „Sport und Glaube als Lebenskunst.“