Kirchenaustritte: Missbrauchs-Skandal zeigt auch in Dortmund Folgen

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Kirchenaustritte: Missbrauchs-Skandal zeigt auch in Dortmund Folgen

rnKirchen in Dortmund

Ein neuer Rekord an Kirchenaustritten wird für Nordrhein-Westfalen für 2021 verzeichnet. In Dortmund sieht es nicht viel anders aus. Dabei gibt es noch einen ganz aktuellen Schub.

Dortmund

, 28.01.2022, 05:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Genau 155.322 Menschen sind im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen aus der Kirche ausgetreten - so viele wie noch nie in der bis 2011 zurückreichenden Statistik des NRW-Justizministeriums. Für Dortmund gibt es für 2021 zwar keinen Rekord - aber erneut einen deutlich spürbaren Anstieg bei den Kirchenaustritten.

Zuständig für Kirchenaustritte ist das Amtsgericht. „Die Statistik des Amtsgerichts Dortmund weist im Jahr 2021 3689 Kirchenaustrittsverfahren aus“, berichtet Gerichtssprecher Michael Tebbe auf Anfrage. Das liegt nahe an den bisherigen Rekordwerten von 3809 im Jahr 2019 und 3777 im Jahr 2014. Sonst schwankt die Zahl der Kirchenaustritte pro Jahr zwischen 2000 und 2700. 2020 waren es 2834.

Dass es kein neuer Rekord wurde, ist wohl auf die Corona-Bedingungen zurückzuführen. Denn eine Austrittserklärung kann entweder über einen Notar oder eine Notarin in öffentlich beglaubigter Form mit entsprechenden Kosten oder höchstpersönlich bei der Kirchenaustrittsstelle des Amtsgerichts abgegeben werden - für eine Gebühr von 30 Euro. Termine gibt es allerdings nur nach vorheriger schriftlicher oder telefonischer Vereinbarung.

Weiter Wartezeiten bei Terminen

Und dabei gibt es wegen der Vielzahl an Austrittswünschen und der Corona-Bedingungen lange Wartezeiten für Termine - zeitweise bis zu einem halben Jahr. Inzwischen habe sich die Lage etwa entspannt, berichtete Tebbe. „Freie Termine sind derzeit Mitte April 2022 zu bekommen“, stellt der Amtsgerichtssprecher fest.

Die Lage könnte sich aber bald wieder zuspitzen. Bei der Kirchenaustrittsstelle ist in den letzten Wochen eine verstärkte Nachfrage nach Terminen feststellbar, teilt Tebbe mit. Ein Zusammenhang mit den letzten Vorkommnissen rund um Missbrauchs-Gutachten bei der katholischen Kirche liegt da nahe.

Keine Zahlen zu den Konfessionen

Ob die katholische Kirche von den Kirchenaustritten der jüngsten Zeit besonders betroffen ist, ist statistisch nicht erfasst. Eine Differenzierung nach Konfessionen findet in der Statistik nicht statt, erklärt Tebbe. In den vergangenen Jahren zeigte sich, dass die evangelische Kirche von Kirchenaustritten genauso betroffen war wie die katholische.

Vertreter der katholischen Kirche in Dortmund, wie zuletzt Pfarrer Michael Ortwald vom Pastoralverbund am Revierpark, hatten bereits erklärt, dass sie nach der weiteren Eskalation im Missbrauchsskandal, bei der es auch um die Rolle des früheren Papstes Benedikt XVI. geht, weitere Austritte befürchten.

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