Dortmunder Kinos wie das Cinestar haben die Corona-Krise wirtschaftlich noch nicht überstanden.

© Wilco Ruhland (A)

Corona-Flaute: Wenn im ganzen Kinosaal nur zwei Besucher sitzen

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Seit 30. Mai dürfen Kinos in Dortmund unter Corona-Auflagen wieder Filme zeigen. Der Neustart gestaltet sich jedoch zumeist schwierig. Das hat verschiedene Gründe.

Dortmund

, 14.07.2020, 16:50 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mit den ersten Lockerungen des Corona-Shutdowns in Nordrhein-Westfalen konnten auch die Lichtspielhäuser ihren Betrieb wiederaufnehmen.

Nach drei Monaten Zwangspause standen jedoch viele Kinobetreiber vor neuen Problemen: Da Corona-bedingt auch der Filmnachschub eingestellt worden war, musste man sich die ersten Wochen mit älterer Ware oder Publikumslieblingen aus dem Klassiker-Segment behelfen.

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In den vergangenen 14 Tagen werden die Kinos wieder mit neuen Filmen durch die Verleiher versorgt. Trotzdem nimmt das Geschäft mit den Bewegtbildern auf der Leinwand nur langsam wieder Fahrt auf. Das hat verschiedene Ursachen, wie Dortmunds Kinobetreiber erklären.

Ungünstiger Zeitpunkt

„Der Zeitpunkt für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs hätte kaum ungünstiger sein können", formuliert Holga Rosen vom Programmkino "Roxy". Man habe direkt im Sommerloch wiedereröffnet.

Denn im Gegensatz zu den großen Kinos in denen sonst zur Sommerzeit die Blockbuster des Jahres abgefahren würden, herrsche im Programmkino zu dieser Zeit eher eine Flaute an Publikumsmagneten.

„Dass unsere Besucher bei Sonnenschein lieber im Biergarten sind als im Kino, ist uns nicht neu. Daher sind wir auch darauf eingestellt, dass in den Sommermonaten weniger los ist als sonst", so Rosen. Daher bemerke man aktuell die Auswirkungen von Corona auf die Besucherzahlen weit weniger. „Mit Blick auf die Umsätze unterscheidet sich dieser Sommer bei uns bis jetzt nicht viel vom vergangenen Sommer", meint Rosen.

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Langsamer Neustart

Das Sweet-Sixteen-Kino im Depot bietet seinen Besuchern auch mehr Programmkino-Kost als denn Mainstream-Ware und hat mittlerweile ebenfalls wieder die Türen geöffnet - aber anders als das Roxy.

„Damit Sicherheitsregeln und -Maßnahme auch umgesetzt werden können, programmieren wir aktuell nur zwei bis drei Filme pro Woche und verzichten auch weiterhin auf Sonderprogramme", machen die Betreiber auf ihrer Homepage bekannt. Normalbetrieb sieht anders aus.

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Die Schauburg war das erste Kino Dortmunds, das nach dem Corona-Shutdown wieder die Projektoren anwarf. „Noch länger den Betrieb geschlossen zu lassen, kam für uns nicht in Frage", erklärt Veranstaltungsleiter Alexander Terzakis.

Kein Vergleich zu vorher

Zwar sei die Saal-Kapazität durch das das notwendige Hygienekonzept stark eingeschränkt, doch durch die Vermietung des Kinos für private Vorstellungen oder an Firmen habe man einen Ausgleich für die Umsatzausfälle geschaffen.

Robert Schütte hat seit einigen Wochen seine „Filmbühne: Zur Postkutsche“ in Aplerbeck auch wieder geöffnet, aber so gut wie vor Corona laufe es jetzt nicht mehr. „An einem Freitag hatte ich 150 bis 200 Besucher in einer Vorstellung. Jetzt sind es hingegen 10-15 Besucher im Durchschnitt", sagt Schütte. Unlängst habe er auch einmal nur für zwei Leute einen Film gespielt.

Warum die Besucher ausbleiben? Dafür benennt Robert Schütte verschiedene Gründe. Zum einen fehle es noch an Neustarts großer Filmtitel, zum anderen kann er sich vorstellen, dass die Besucher durch Corona verunsichert seien, weiter zögerten, ins Kino zu gehen.

Und: „Im Biergarten ohne Mundschutz ist es gerade halt angenehmer, als wenn man im Kino Vorschriften beachten muss."

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Es fehlen Blockbuster

Allein vom finanziellen Aspekt her gesehen lohne sich der Kinobetrieb der „Postkutsche“ derzeit nicht wirklich für Schütte. Allerdings räumt er ein, dass große Multiplex-Kinos wie das CineStar am Bahnhof durch die Wiedereröffnung unter Auflagen erheblich höhere Verluste hätten.

CineStar-Geschäftsführer Oliver Fock bestätigt, dass sich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten der jetzige Betrieb des Multiplex äußerst schwierig gestalte.

„Die Abstandsregeln von 1,5 Metern führen dazu, dass wir weiterhin nur maximal 20 Prozent der Plätze auslasten können. Dies hat wiederum zur Folge, dass die meisten Filme weiterhin noch nicht starten – abgesehen von positiven Ausnahmen wie 'Meine Freundin Conny', 'Takeover', 'Gretel und Hänsel' sowie 'Unhinged' mit Russell Crowe, der nun startet", sagt Fock.

Lage ist angespannt

Die Krux: Die Filmverleiher halten weiterhin die großen Sommer-Blockbuster zurück, weil diese möglichst viele Besucher erreichen sollen. Und weil unter den Corona-Auflagen keine voll besetzten Säle möglich seien, würden die Filme weiterhin verschoben.

„Um das gesamte Spektrum des Publikumsgeschmacks abzubilden, reichen die Starts bei weitem nicht aus. Sollte es also keine Anpassung der Abstandsregelungen auf einen Meter geben, wie es in Österreich, der Schweiz und Frankreich der Fall ist, bleibt die Lage des CineStar in Dortmund äußerst angespannt“, so Oliver Fock.

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