Wer kann an Weihnachten, Silvester oder Neujahr öffnen, wer an einem der Wochenenden danach? Diese Anfrage ist am Donnerstag (15.12.) eingegangen in rund 300 Arztpraxen in Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna. Absender: die lokalen Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL).
„Was uns im Moment große Probleme macht, ist die ärztliche Versorgung der Kinder“, erklärt Dr. Prosper Rodewyk, Dortmunder Bezirkssprecher der KVWL. Kinderkliniken, Notfallpraxen und Ambulanzen seien überlastet – und über die Feiertage werde die Lage sicherlich so bleiben, wenn sich nicht sogar verschärfen.
Wohin, wenn die Praxis zu ist?
Das NRW-Gesundheitsministerium hat die Ärzte um Unterstützung gebeten. Die könne so aussehen, dass zusätzliche Mediziner in Kliniken oder Notfallpraxen aushelfen – also dort, wo verzweifelte Eltern mit kranken Kindern auflaufen, wenn die Kinderarztpraxen geschlossen seien: an den Feiertagen, mittwochsnachmittags, an den Wochenenden.
Das aber sei in Dortmund keine Option, so Rodewyk. Es seien schlichtweg nicht genügend Behandlungsräume da. Was nütze ein Arzt ohne Raum? Das würde keine Wartezeit verkürzen. Stattdessen sollen die Praxen aushelfen – und nicht nur die für Kinder.
Notdienst von 8 bis 12 Uhr
Auch Hausärzte sind angesprochen, an einem Termin freiwillig und nur für Patienten bis 18 Jahren zu öffnen. An Heiligabend, den beiden Weihnachtstagen, an Silvester und Neujahr sowie an den beiden folgenden Wochenenden (7./8.1. und 14./15.1.) sollen die Praxen von 8 bis 12 Uhr öffnen.
Hinzu kommen die Mittwochnachmittage (28.12., 4. und 11.1.). Welche Praxen das sein werden, stehe noch nicht fest, so Prosper Rodewyk: „Bis Montag müssen wie die Meldung abgeben.“ Und natürlich könne er jetzt noch nicht wissen, wie groß Bereitschaft und Kapazität überhaupt seien.

Hoher Krankenstand in Praxen
Denn: Über Feiertage und Jahreswechsel sind ja nicht alle Arztpraxen offen. Hier gibt es ohnehin reguläre Vertretungen. Hinzu kommt, dass die Erkältungs- und Grippewelle auch die Mediziner und ihre Mitarbeiter erfasst hat.
„Was ich von Praxen und Krankenhäusern höre, haben wir derzeit 10 bis 30 Prozent kranke Mitarbeiter“, erklärt Rodewyk. Dennoch hoffe er, dass genügend Praxen die Notfall-Versorgung von Kindern und Jugendlichen übernehmen könnten.
Zwei bis drei für Dortmund?
„Wünschen würde ich mir, dass wir immer eine Praxis in Hamm, zwei Praxen im Kreis Unna und möglichst zwei bis drei in Dortmund schaffen würden“, so Rodewyk – idealerweise gut verteilt über das Gebiet.
Ein Dortmunder Mediziner erklärte am Donnerstag direkt: Sein Team habe signalisiert, dabei zu sein. Man werde wohl den Silvestermorgen anbieten – und das obwohl die aktuelle Belastung extrem hoch sei. Aber den kranken Kindern müsse doch geholfen werden.

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