Es ist Pfingstsonntag, der 19. Mai. Ein 13-Jähriger verletzt einen 15-Jährigen in der Nordstadt mit einem Messer schwer, ein Stich verfehlt das Herz nur knapp. Der Jugendliche aus Arnsberg schwebt zwischenzeitlich in Lebensgefahr, überlebt den Messerangriff am Ende.
Die Polizei Dortmund richtet eine Mordkommission ein, sucht nach einem Täter mit einer auffälligen Narbe – und ermittelt am Ende den 13-Jährigen. Der junge Täter war dem Jugendamt schon bekannt, kommt Anfang Juni heraus.
Am Ende hat das 15-jährige Opfer den Messerangriff überlebt. In einigen weiteren Fällen in Deutschland waren die Folgen jedoch gravierender: Wir zeigen, welche Tötungs- und Gewaltdelikte es in der Vergangenheit durch Kinder- und Jugendliche gegeben hat.
Obdachloser im Dortmunder Hafen getötet
Nach einer Auseinandersetzung ist ein 31-jähriger Wohnungsloser in Dortmund Anfang April im Hafengebiet von einem 13-jährigen Kind erstochen worden. Der Obdachlose starb noch am Tatort. Ein zweiter Jugendlicher filmte die Tat, zwei weitere Jugendliche waren mit vor Ort.
Staatsanwalt Henner Kruse teilte damals mit, dass das Video nicht den Eindruck erwecke, als sei das Video entstanden, um einen Angriff mit Ansage einzufangen. Eine Tatbeteiligung der drei Begleiter habe er nicht gesehen. Nach der Tat ist der 13-jährige Täter im April in eine geschlossene Einrichtung gebracht worden.
Luise F. aus Freudenberg
Der Fall der getöteten zwölfjährigen Luise F. aus Freudenberg ist wohl einer der bekanntesten in Deutschland, in dem Kinder die Täter sind. Zwei Mädchen, 12 und 13 Jahre alt und aus dem Umfeld des Opfers, haben gestanden, Luise mit Messerstichen getötet zu haben. Ein mögliches Motiv könnte Rache gewesen sein, möglicherweise motiviert durch Beleidigungen oder Hänseleien im Internet.
Bei der Obduktion der Leiche wurden zahlreiche, jedoch nicht tiefe Messerstiche festgestellt, durch die Luise verblutete. Der Leichnam von Luise wurde in einem Waldstück gefunden, nicht auf ihrem direkten Heimweg. Die Geschehnisse haben in der Gemeinde Freudenberg tiefe Bestürzung ausgelöst, und es wurden psychologische Betreuungsangebote für die Mitschülerinnen und Mitschüler des Mädchens organisiert.
Messerangriff am Lidl
Die Staatsanwaltschaft Dortmund ermittelt wegen Mordes nach einer tödlichen Messerattacke auf einen 48-Jährigen am 29. August 2023 vor einem Lidl-Supermarkt in Dortmunds Nordstadt. Drei Jugendliche waren beteiligt, darunter ein 16-Jähriger, der als mutmaßlicher Haupttäter gilt. Ein mögliches Motiv könnte Rache für angeblichen sexuellen Missbrauch sein.

Erst vergewaltigt, dann erdrosselt
In einem Kinderheim in Wunsiedel in Bayern soll ein elfjähriger Junge ein zehnjähriges Mädchen während eines Streits in der Nacht zum 4. April 2023 erdrosselt haben. Das ZDF berichtet, dass im Zuge der Ereignisse ein 26-jähriger Mann wegen Vergewaltigung zu einer Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt wurde. Dieser war ursprünglich in das Heim eingedrungen, um Wertgegenstände zu stehlen, und traf dort auf den Jungen, mit dem er sexuelle Inhalte austauschte.
Der 26-Jährige vergewaltigte das Mädchen in Gegenwart des Jungen, war jedoch nach Überzeugung der Ermittler zum Zeitpunkt der Tötung nicht mehr im Heim anwesend. Der Junge kann aufgrund seines Alters nicht strafrechtlich verfolgt werden, und eine Beteiligung des Mannes am Tod des Mädchens war nicht Teil der Anklage.
Tote Ukrainer in Oberhausen
In Oberhausen wurden am 10. Februar 2024 ein 17-jähriger und ein 18-jähriger Ukrainer bei einem Messerangriff am Hauptbahnhof tödlich verletzt. Der Angriff, der zunächst in einem Bus begann und nach dem Aussteigen am Bahnhof eskalierte, soll von vier Jugendlichen im Alter von 14 bis 15 Jahren durchgeführt worden sein. Ein 15-jähriger Deutsch-Türke wird als mutmaßlicher Haupttäter betrachtet.
Die Motive der jugendlichen Angreifer, von denen einige bereits polizeibekannt waren, sind noch unklar. Die beiden Opfer waren talentierte Basketballspieler, die wegen des Kriegs in der Ukraine nach Deutschland geflohen waren und in der U19-Bundesliga spielten.
Junge erschlägt Mitschüler mit Steinen
Ein Jugendlicher aus Wunstdorf bei Hannover hat am 24. Januar 2023 seinen Mitschüler gefesselt und mit Steinen erschlagen, nachdem sie sich zum Spielen
getroffen hatten. Der NDR berichtete, dass der Vorfall zu einer Vermisstenmeldung führte, bis der mutmaßliche Täter der Polizei gestand, seinen Mitschüler getötet zu haben.
Zusätzlich soll der Jugendliche vor der Tat Erpresserbriefe an Nachbarn versendet haben. Darin habe er gedroht, ihre Häuser in die Luft zu sprengen oder den Kindern der Adressaten etwas anzutun, sollte er kein Geld erhalten.
Jeffrey Dahmer als Vorbild?
Im bayerischen Lohr am Main wird ein 14-Jähriger beschuldigt, einen gleichaltrigen Mitschüler am 8. September 2023 mit einem Kopfschuss von hinten erschossen zu haben, angeblich inspiriert durch den US-Serienmörder Jeffrey Dahmer.
Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, hat die Staatsanwaltschaft wegen Mordes Anklage erhoben, da der Tatverdächtige aus reiner Mordlust gehandelt haben soll. Der Angeklagte, der den „Kannibalen von Milwaukee“ verehrt haben könnte, schweigt zu den Vorwürfen. Die Staatsanwaltschaft betont seine Faszination für Dahmer und dass er die Tat aus purer Mordlust begangen habe. Die Entscheidung über die Zulassung der Anklage und die Prozesstermine liegt nun beim Landgericht Würzburg.
14-Jähriger misshandelt und ersticht Kind
Im Fall des gewaltsamen Todes eines sechsjährigen Jungen in Pragsdorf, Mecklenburgische Seenplatte, hat die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg einen 14-jährigen Jugendlichen wegen Totschlags angeklagt. Laut einem Bericht des NDR wurde das sechsjährige Kind am 14. September 2023 mit schwersten Stichverletzungen tot aufgefunden. Der Beschuldigte soll das Kind in einem Gebüsch an einem Bolzplatz in Pragsdorf misshandelt und danach erstochen haben.
Der angeklagte Jugendliche, der seit dem Vorfall in Untersuchungshaft sitzt, wurde psychiatrisch untersucht und für schuldfähig erklärt. Über das Motiv der Tat ist noch nichts bekannt, es wurde jedoch erwähnt, dass der Tatverdächtige auch den Bruder des Opfers vorher angegriffen haben soll. DNA-Spuren am Tatmesser bestätigten die Verdachtsmomente gegen den Jugendlichen.
Versuchter Mord an Lehrer
In Dortmund wollten 2019 drei Schüler einen Lehrer der Martin-Luther-King-Gesamtschule ermorden. Die Beschuldigten, damals 16, 17 und 18 Jahre alt, hatten versucht, den Lehrer in eine Falle zu locken, um ihn mit Hämmern zu töten.
Der Plan soll wegen Unzufriedenheit mit einer Benotung entstanden sein. Der Lehrer konnte durch Vorsicht einen Angriff verhindern. Zwei der Beschuldigten waren Schüler der Martin-Luther-King-Gesamtschule in Dortmund und wurden von der Schule geschmissen.
Versuchter Mord in Gelsenkirchen
Drei Jugendliche haben im Dezember 2022 in Gelsenkirchen einen Mann fast zu Tode geprügelt, weil sie vermuteten, er trage viel Geld bei sich. Laut WDR sei das Opfer, ein 61-Jähriger, durch die Beziehung zu einem der Angeklagten – einer 15-jährigen Bekannten – in eine Falle gelockt worden, wobei sie gewusst haben soll, dass der Mann anderen Mädchen öfters Geld gegeben haben soll.
Dieses Wissen soll die Jugendlichen – zwei Jungen im Alter von 15 und 17 Jahren und das erwähnte Mädchen – dazu veranlasst haben, einen Plan zu fassen: Das Mädchen lockte den Mann in einen Park, wo die Jungen ihn mit einer Flasche derart brutal attackierten, dass er heute schwerste Verletzungen im Gesicht hat, ein Pflegefall ist, kaum noch sehen und nicht mehr ohne Hilfe laufen kann.
Die Täter entkamen mit der Geldbörse des Opfers, übersahen dabei jedoch 3000 Euro Bargeld in seiner Jackentasche.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 8. April 2024. Wir haben ihn aktualisiert und erneut veröffentlicht.