
© Tabea Prünte
Außengastro-Verbot für Dortmunder Wirt: „Eigentlich bin ich am Ende“
Keine Öffnungs-Perspektive
Die Außengastronomie darf seit einigen Tagen wieder öffnen - doch nicht alle Betriebe können diese Option auch wirklich nutzen. Ein Innenstadt-Wirt ist frustriert.
Die Innenstadt ist in diesen Tagen voll, die Cafés gut besetzt, das Wetter spielt mit. Während viele Betriebe der Pandemie-gebeutelten Gastronomie-Branche die Tage, seit sie wieder öffnen dürfen, in vollen Zügen ausnutzen, bleiben manch andere dabei auf der Strecke.
Denn noch ist nur die Nutzung des Außenbereiches erlaubt, für eine Öffnung der Innenräume müsste die Inzidenz weiter sinken. Doch was, wenn für einen Außenbereich kein Platz zur Verfügung steht?
„Es wurden mir nur Steine in den Weg gelegt“
So erlebt es momentan der Bar-Betreiber Julian Biela. Während der Pandemie hat er die „Cine Bar“ am Willy-Brandt-Platz, nahe der Reinoldikirche übernommen, damals noch mit der Aussicht, in Pandemiezeiten zumindest durch die Außenbewirtung Umsatz zu machen. „Aber es wurden mir nur Steine in den Weg gelegt“, behauptet er.
Bereits im November letzten Jahres habe er einen ersten Antrag auf Sondernutzungserlaubnis an die Stadt gestellt - doch habe die Rückmeldung lange auf sich warten lassen. „Erst im Februar, nachdem ich öfter da angerufen hatte und keiner ans Telefon ging, hab ich Bescheid bekommen, dass es keine Möglichkeit gibt, den Außenbereich direkt vor der Bar zu nutzen“, sagt er.
Grund dafür sei der Brandschutz, sei ihm mitgeteilt worden. „Weil die Feuerwehr ab jetzt wohl einen Meter bis vor meinen Laden vorfahren muss“, so Biela.
Die Stadt bestätigt die Nennung brandschutztechnischer Gründe als Öffnungs-Hindernis in diesem konkreten Fall auf Nachfrage unserer Redaktion.
Außenbereich nicht so möglich, wie ursprünglich geplant
Das wundert Biela zwar, schließlich haben auch seine Vorgänger bereits „seit Jahrzehnten“ einen Außenbereich bewirten dürfen. Doch immerhin sei dies eine nachvollziehbare Erklärung, findet er.
Neun Tische mit je vier Plätzen hat er ursprünglich im Außenbereich eingeplant. Aus Brandschutzgründen reduzierten sich seine Optionen auf zwei Tische mit je zwei Plätzen, die notwendigen Corona-Abstände eingerechnet, bliebe ihm noch ein einziger Tisch. „Ich könnte also einen Außenbereich mit zwei Gästen starten“, so Biela. Die Wirtschaftlichkeit sei dabei fraglich.
Suche nach Alternativfläche
Und so habe er eine Alternativfläche gesucht und gehofft, sie auf dem Willy-Brandt-Platz gefunden zu haben: die Stelle, an der zu Zeiten des Weihnachtsmarktes das Honighaus steht.
Mit der Fläche, einige Meter von der Bar entfernt in Richtung der Reinoldikirche, hofft er, nun die notwendigen Feuerwehrflächen freihalten und doch einen Außenbereich nutzen zu können. „Da wurde mir gesagt, dass das auch nicht geht: aufgrund der Baumaßnahme für den Boulevard Kampstraße“, so habe es seine erneute Nachfrage beim Ordnungsamt ergeben.

Da er aus Brandschutzgründen nicht unmittelbar vor der "Cine Bar" einen lohnenswerten Außenbereich einrichten darf, möchte sich Julian Biela um eine Genehmigung für eine Flächennutzung auf dem Willy-Brandt-Platz bemühen. © Tabea Prünte
Der „Boulevard Kampstraße“ ist bekanntlich ein von langer Hand geplantes Bauprojekt. Im Bereich des Reinoldipylons, in dessen unmittelbarer Nähe sich auch die „Cine Bar“ befindet, haben erst kürzlich die Umbauarbeiten begonnen.
Biela gibt an, dazu außerdem bereits mit dem zuständigen Planungsbüro Rücksprache gehalten zu haben - „und die haben mir gesagt, dass dieses Jahr auf gar keinen Fall mehr vor meinem Laden gebaut wird. Das heißt, die Fläche wäre auf jeden Fall nutzbar“, schlussfolgert er.
Stadt sieht aufgrund von Baumaßnahmen keine Öffnungs-Option
Auf Nachfrage unserer Redaktion deckt sich diese Schlussfolgerung jedoch nicht mit der Einschätzung der Stadt. Es sei „aus bautechnischer Sicht so, dass derzeitige Absperrungen sich im weiteren Verlauf stetig verändern können“, heißt es von der Pressestelle. „Daher lassen derzeit gegebene Absperrungen keinen Rückschluss zu auf einen etwa vorhandenen Platz“, heißt es weiter.
Die Tiefbauarbeiten ließen sich aufgrund der Option, im Untergrund auf Schäden oder auch archäologische Funde zu stoßen „nur bedingt vorausplanen“, wodurch die Absperrsituation noch im Nachhinein verändert oder erweitert werden könne.
Für die Gastronomie hieße das, dass Zulassungen nur tageweise erfolgen könnten, „was aber schlichtweg nicht praktikabel ist, auch nicht für die Gastronomen“, heißt es. Zwar bedauere die Stadt die Situation im Einzelfall, doch seien die Einschränkungen „mit Blick auf das Ganze unvermeidlich, weil bestimmte Arbeiten keinen Aufschub dulden“, so weiter. „Das gleiche gilt bedauerlicherweise auch an anderen Stellen für andere gastronomische Betriebe, die durch Baustellen vor der Haustür nur wenige Bewirtungsplätze anbieten können.“
Vor Juli 2022 werden die Baumaßnahme am Pylon voraussichtlich nicht abgeschlossen sein, so die bisherige Information.
Betreiber in existenzbedrohender Lage
Für eine Außengastronomie vor der „Cine Bar“ sehen die Optionen bis dahin wohl also eher schlecht aus. Biela selbst stört sich vor allem daran, dass er telefonisch nach wie vor schlecht Ansprechpartner bei der Stadt erreiche, sagt er. Und: „Die haben grundsätzlich alles immer abgeschmettert.“ Ein „endloses Hin und Her“ sei es bisher gewesen „und ich bin da ziemlich dran kaputtgegangen.
Denn in die Bar habe er viel Geld investiert, sich sogar verschuldet, sagt der Betreiber. „Ich bin eigentlich am Ende. Mir wäre ja schon mit fünf, sechs Tischen geholfen, sonst ist es schon existenzbedrohend.“
Doch scheint es so, dass zumindest vorerst für eben diese fünf, sechs Tische kein Platz vorhanden ist. Nun gilt, auf die Öffnung der Innengastronomie und bis dahin weiterhin auf den „To Go“-Verkauf zu setzen. Für die Übergangszeit wird die Bar außerdem als Testzentrum genutzt.
1998 im Rheinland geboren und seit ein paar Jahren zum Studieren im Ruhrgebiet Zuhause. Verschiedene Menschen und ihre Geschichten - das möchte ich erleben und darüber berichten.
