Es ist an sich ein typischer Montagmorgen (23.10.) am Kaufland in Mengede: Am Haupteingang ist ein stetes Kommen und Gehen. Es sind viele da, die eben schnell vor der Arbeit ein paar Teile besorgen; zudem Rentner, die für den Wochenanfang einkaufen. Großeinkäufe sind eher selten.
Und dennoch ist etwas anders als an den Montagen zuvor: Am Freitag (20.10.) ist bekannt geworden, dass die Mengeder sich in den nächsten Jahren eine Einkauf-Alternative suchen müssen. Die Filiale an der Heimbrügge wird im März 2025 schließen, das bestätigte die Kaufland-Pressestelle auf Anfrage. Laut unseren Informationen hatte es am Donnerstag (19.10.) in Castrop-Rauxel eine Mitarbeiterversammlung gegeben, bei der Betriebsrat und alle weiteren Angestellten über das Aus informiert worden waren.

Eine traurige und schlechte Nachricht für die Mitarbeiter – aber auch für viele in Mengede und Umgebung. Das wird bei einer Umfrage vor dem Kaufland-Eingang schnell klar. Am deutlichsten wird an diesem Montag Klaus Klack: „Das ist mal richtig sch***“, sagt er. Der 71-Jährige wohnt in Westerfilde, kommt meist ein Mal die Woche ins Kaufland. Vor allem der guten Angebote wegen, begründet er.
Die guten Angebote führen fast alle als Grund an, ins Kaufland zu gehen. Ulrike Drucis beispielsweise hat lange Einkaufslisten – ihr Haushalt ist sechs Personen groß. Plus Meerschweinchen. Die Mengederin kommt daher „fast täglich“, sagt sie. Einmal die Woche steht ein Großeinkauf an, an den anderen Tagen holt sie zwischen Schule, Kindergarten und Arbeit immer noch frisches Obst und Gemüse.

Die 47-Jährige ist sich sicher: „Die Angebote hier sind so gut, da kann kein anderer mithalten.“ Das sieht auch Justina Strzyna so. Früher sei sie nie so „fürs Kaufland gewesen“, gibt sie zu. Aber seit ein paar Monaten komme auch sie regelmäßig. Schließlich sind die Preise allgemein gestiegen. Da ziehe das Kaufland wegen seiner Angebote.
Und noch etwas lockt sie und viele andere an dem XXL-Supermarkt: die „große Auswahl“. Die findet auch Ulrike Drucis praktisch wie überzeugend: „Man bekommt alles.“ Nicht nur Lebensmittel.
Große Auswahl
So könne man beim Einkaufen beispielsweise auch mal eben Dinge wie ein Küchensieb mitbesorgen. Würde man in einen Discounter gehen, wäre das nicht möglich. Bei einem Vollsortimenter wie Edeka oder Rewe vielleicht schon. „Aber da ist auch vieles teurer“, findet sie. Klaus Klack bringt es auch hier auf den Punkt: „Mit dem Kaufland verliert Mengede fast so etwas wie ein richtiges Warenhaus.“
Und der Verlust betrifft nicht nur den Dortmunder Westen, sondern auch viele Castrop-Rauxeler. Allein bei unserer kleinen Umfrage treffen wir zwei Einkaufende aus der Nachbarstadt: Justina Strzyna und Allegra Demant. Beide wohnen zwar in Castrop-Rauxel, kommen aber lieber ins Mengeder Kaufland – auch wenn die Filiale in der Heimbrügge gar nicht zwingend näher ist als die in der Castroper Altstadt.

Beiden Frauen gefalle es in Mengede besser, sagen sie. „Die Gänge hier sind nicht so eng“, begründet Allegra Demant. Zudem könne man leichter parken. So kommt die 39-Jährige regelmäßig zum Einkaufen über die Stadtgrenze. Für ihre dreiköpfige Familie und noch mal eigens mit ihrer Mutter. Daher findet auch sie es „nicht gut“, dass 2025 in Mengede Schluss ist.
Auch wenn es bis dahin noch was hin ist – ein anderes Kaufland komme für sie nicht in Frage, ist sie sicher. Sie würde alternativ auf mehrere andere Geschäfte ausweichen. Wie Aldi, Edeka und Penny. Ulrike Drucis dagegen möchte dem Kaufland auf jeden Fall treu bleiben und in den Indupark oder nach Castrop-Rauxel fahren.
Zweifel an Gründen
Kaufland hat wirtschaftliche Gründe für die Schließung des Geschäfts angeführt. Kurz: Es sei zu wenig umgesetzt worden. Justina Strzyna wundert das: „Hier ist es doch eigentlich immer voll.“ Auch Ulrike Drucis hat ihre Zweifel am offiziellen Grund. Sie glaubt vielmehr, dass auch noch andere Ursachen eine Rolle spielen: „Das Gebäude ist schon ziemlich abgeranzt.“ Vielleicht sei Kaufland eine Renovierung zu teuer, mutmaßt sie. Vielleicht gibt es aber auch andere Pläne für das Grundstück, fragt sie sich.
Was auch immer die Ursache für das Kaufland-Aus ist, sie hat eine klare Forderung an die lokale Politik: „Hier muss ein neuer Supermarkt hin.“ Einer, der ähnlich gute Angebote hat wie Kaufland. Die Mengeder bräuchten das – und Leerstand gebe es ohnehin schon genug im Stadtteil.
- Kaufland wird nicht nur seine Filiale in Mengede schließen. Bereits im Sommer war bekannt geworden, dass auch der Standort am Bochumer Ruhrpark aufgegeben wird. Ebenso trennt sich das Unternehmen von seiner Filiale in Recklinghausen im Palais Vest. In allen Fällen seien wirtschaftliche Gründe die Ursache, heißt es.
- Es gab auch Gerüchte, dass die Castrop-Rauxeler Filiale vor dem Aus stünde, diese dementierte Kaufland aber.
- In Dortmund gibt es derzeit sechs Kaufland-Filialen: neben der in Mengede noch zwei in der Innenstadt, eine in Hombruch, eine in Aplerbeck und eine im Indupark in Oespel.
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