Manuela Bovermann ist wenige Tage nach den Geschehnissen immer noch geschockt. „Ich habe das Jaulen der Tiere ständig in den Ohren“, sagt die stellvertretende Marktleiterin der Fressnapf-Filiale in Dortmund-Hacheney. Am Samstag (17.2.) hatte sie die verzweifelten Laute gehört – und zwar aus einem großen Bananenkarton.
Eine Kundin hatte das Fressnapf-Team auf den Karton aufmerksam gemacht. Er war in einem Einkaufswagen des Marktes in der Liefereinfahrt des benachbarten Hellweg-Baumarktes abgestellt worden – in unmittelbarer Nähe der Fressnapf-Filiale. „Die Kundin war ganz aufgelöst von dem Geschrei. Sie sagte, in dem Karton seien kleine Katzen.“

Ängstliche Kater im Karton
Ein Blick in den Karton mit dem Aufdruck „Bonita-Bananen“ zeigt: Es handelt sich um zwei Tiere. Ein schwarzer und ein schwarz-weißer Kater, beide noch sehr jung, drücken sich ängstlich aneinander. Zwischendurch versuchen sie, das Köpfchen aus dem Karton zu stecken, aber die Öffnung ist provisorisch mit Klebeband und einem Gitter gesichert.
Dass die Tiere absichtlich ausgesetzt wurden, ist offensichtlich. Auf dem Karton, den Manuela Bovermann zeigt, steht mit Kugelschreiber geschrieben: „Zwei Kater, 6 Monate alt“. Auf der anderen Seite ein weiterer Schriftzug in falscher Rechtschreibung: „Bitte nemen Sie uns mit!“ Neben den Katzen liegen zwei Kaufland-Futtertüten und ein altes Handtuch zum Auspolstern.

„Tierisch wütend“
Manuela Bovermann und ihre Mitarbeiter bringen die aufgeregten Kater in den hinteren Bereich des Marktes. Dort setzen sie sie zusammen in eine geräumige und gut gepolsterte Ausstellungs-Box.
„Anfangs hatten wir noch Bedenken, die Tiere anzufassen“, sagt Manuela Bovermann, die selbst Katzen besitzt. Doch die Vorsicht stellt sich als unbegründet heraus: Die Tierchen sind zutraulich und anschmiegsam. „Die waren völlig lieb, wirkten aber auch traumatisiert und erschöpft“, sagt die Mitarbeiterin. „Die ganze Zeit haben sie sich aneinandergekuschelt.“
Anfangs ist Manuela Bovermann vor allem eines: „Tierisch wütend.“ Der Anblick der verängstigten und verlassenen Kater im Karton habe ihr fast das Herz gebrochen, erzählt sie. Das merkt man ihr auch Tage später immer noch an. „Die haben doch da drin gesessen und sich gefragt: Was haben wir getan?“

Sie glaubt, dass die Besitzer mit den Tieren überfordert waren – oder nicht in der Lage, Tierarztkosten zu bezahlen. „Als ich den Karton sah, war mir klar: Diese beiden haben noch keinen Tierarzt gesehen.“ Die Kater seien zudem unkastriert und auf den ersten Blick auch nicht gechippt.
Im Nachhinein sagt Manuela Bovermann: „Es wäre wichtig für Leute in finanzieller Not zu wissen, dass man Tiere auch beim Tierschutz abgeben kann. Dann könnte man solche Aktionen vermeiden.“ Die Kater hätten Glück im Unglück gehabt, da sie in einem einigermaßen gesicherten Karton gefunden worden seien. „Und ich bin mir sicher, dass sie gut behandelt wurden, wo auch immer sie herkommen. Sie sind total verschmust und zutraulich.“

Frodo und Sam
Seit dem Fund sind die beiden Kater bei einem der Fressnapf-Kollegen untergebracht. Dort haben sie einen eigenen Raum, um sich zu erholen, und bekommen viele Streicheleinheiten. „Inzwischen spielen sie auch miteinander“, erklärt Manuela Bovermann.
Am Donnerstag (22.2.) steht schließlich fest: Ein Zuhause ist auch gefunden. „Sie werden noch vom Tierarzt gecheckt, und alles Weitere wird mit den zuständigen Tierschutzbehörden geklärt. Dann können sie umziehen.“ Sie ist erleichtert: „Ich glaube, wir haben alles richtig gemacht.“
Die beiden Katerchen, die sich so gut verstehen, haben die Namen von zwei guten Freunden bekommen: Sie heißen jetzt Frodo und Sam, den beiden Helden aus Tolkiens „Herr der Ringe“.
Manuela Bovermann schaut den Karton, in dem die Tiere gefunden wurden, noch einmal fassungslos an. Dann geht sie zum Papiercontainer hinter der Fressnapf-Filiale und wirft ihn weg. Frodo und Sam brauchen ihn nicht mehr.
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