Ratlos steht Angelika Bergen (78) vor einer Reihe von Mülltonnen – am Niederhofer Holz in einem Wendehammer, vor der ansteigenden Einfahrt eines Wohnhauses. An sich ist eine Reihe Mülltonnen kein ungewöhnlicher Anblick. Ungewöhnlich ist nur das Problem, das die Anwohnerinnen und Anwohner dort gerade mit ihrer Müllentsorgung haben.
Denn seit Jahresbeginn ist es dem Dortmunder Entsorgungsunternehmen EDG hochoffiziell nicht mehr erlaubt, die Straße im Ortsteil Höchsten zu befahren. Aus Arbeitsschutzgründen, heißt es. „Kurz vor Weihnachten haben wir ein Schreiben bekommen, dass der Weg laut Berufsgenossenschaft nicht mehr befahrbar sei“, sagt Stefanie Hoffmann. Sie und Angelika Bergen sind Nachbarinnen. Beide können nur den Kopf schütteln.

Die Straße „Niederhofer Holz“, die in Höhe des italienischen Restaurants „Bel Veder“ von der Wittbräucker Straße abzweigt, ist tatsächlich schmal. Kommen sich Fahrzeuge entgegen, muss eines zurücksetzen. Es handelt sich um einen Privatweg, der zunächst in eine Senke führt. Unten liegt eine private Reithalle – früher war hier die Reiterstaffel der Polizei Dortmund untergebracht. In der Senke befinden sich auch der Wendehammer und das Wohnhaus von Stefanie Hoffmann. Dahinter geht es auf einem unbefestigten Weg weiter, rund einen Kilometer weit durch den Wald, bis hinauf zum Niederhofer Kohlenweg.
Der Weg ist eng und steil, aber bis zum Wendehammer noch befestigt. Sträucher würden regelmäßig zurückgeschnitten, versichert Stefanie Hoffmann. Sie versteht die Welt nicht mehr. „Es gab hier Anfang des Jahres eine Ortsbegehung, und danach hieß es: Der Weg ist zu gefährlich. Das kann doch nicht sein“, sagt sie. Von der EDG und der Stadt Dortmund habe sie wissen wollen, was genau die Berufsgenossenschaft bemängelt habe. „Dann hätten wir ja etwas ändern können.“

Kein Ausweichen möglich?
Doch die Aussagen seien nicht deutlich gewesen. „Erst hieß es, die Breite des Weges sei ausreichend. Auf einmal hieß es, es gebe keine Ausweichmöglichkeiten.“ Darüber kann Stefanie Hoffmann nur lachen. „Was macht denn die Müllabfuhr, wenn denen im Kreuzviertel jemand entgegenkommt? Da muss man ja auch ausweichen.“
Angelika Bergen wohnt seit vielen Jahren am Niederhofer Holz in Höhe des Reitvereins. Sie sagt: „Früher sind die Reiterstaffel-Anhänger, die Dienstwagen, jahrzehntelang hier hergefahren.“ Die Stadt habe sie vor 15 Jahren verpflichtet, eine Klärgrube zu errichten. Auch die werde regelmäßig geleert. „Der Fäkalien-Wagen ist auch nicht kleiner als ein Müllwagen.“ Stefanie Hoffmann beheizt ihr Haus mithilfe eines Gastanks, der ebenfalls befüllt werden muss. „Alle diese Fahrzeuge kommen hier herunter, und wenden bequem in unserem Wendehammer.“

Gab es eine Beschwerde?
Warum gibt es dann jetzt Probleme? Die Anwohnerinnen mutmaßen, dass sich jemand bei der Berufsgenossenschaft beschwert haben muss. EDG-Mitarbeiter seien es sicher nicht gewesen. Angelika Bergen: „Die Leute, die hier den Müll abgeholt haben, waren immer sehr nett und zuvorkommend, und haben nie gesagt, dass der Weg für sie problematisch sei.“
Trotzdem gibt es jetzt offenbar arbeitsrechtliche Vorschriften, die die Müllentsorgung verhindern. Auf Anfrage erklären die Stadt Dortmund und die EDG: „Die EDG hat eine Entsorgung der betroffenen Grundstücke jederzeit sichergestellt.“ Dennoch wisse man um die aufgetretenen Probleme. „Beide Seiten arbeiten intensiv daran, eine Lösung zu finden.“

Gleichzeitig bitte man um Verständnis. „Denn das Problem vor Ort ist äußerst komplex: Die Anfahrt der Grundstücke ist nicht mehr vollumfänglich möglich, was beispielsweise an der Oberflächenbeschaffenheit und Größe der Straße liegt beziehungsweise daran, dass die Straße im weiteren Verlauf zu einem unbefestigten Waldweg wird. Einerseits ist durch die Witterung der letzten Wochen und Monate das Sicherheitsrisiko für die EDG-Mitarbeitenden gestiegen. Andererseits haben sich die rechtlichen Vorgaben verschärft.“
EDG und die Stadt Dortmund seien bemüht, eine dauerhaft tragfähige Lösung zu finden – die im Einklang mit den rechtlichen Vorgaben steht und die Anwohner einbezieht.
Das hoffen die betroffenen Anwohnerinnen auch. „Eine Mitarbeiterin hatte uns vorgeschlagen, die Tonnen zum Niederhofer Kohlenweg hochzuziehen. Das ist ein Kilometer bergauf durch den Wald – wer soll das schaffen?“ Ein externes Unternehmen möchten die Anwohner auch nicht damit beauftragen – zumal sie für ihre Müllentsorgung zahlen. „Wir hoffen, dass es bald eine Lösung gibt, und sind für alles offen“, sagt Stefanie Hoffmann.
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