Man fühlt sich direkt wohl, wenn man den Raum betritt: Aus den Boxen strömt entspannte Musik, durch die großen Schaufenster fällt massig Licht auf frisch gestrichene weiße Wände und den mit hellem Eichenholz verkleideten Tresen. Auf den hellgrauen Mosaik-Fließen stehen dunkle Wiener-Kaffeehausstühle an kleinen runden Tischen.
Ein Lokal wie gemacht für Dortmunds angesagte Quartiere, egal ob Kaiser-, Saarlandstraßen- oder Kreuzviertel. Nur, dass das „Café Tom“ ganz woanders liegt, nämlich mitten in der Nordstadt, am Mehmet-Kubaşık-Platz im Herzen der Mallinckrodtstraße, der zuletzt eher als Kriminalitäts-Hotspot Schlagzeilen gemacht hat und nicht als angesagter Ausgehort.
Auch der Mann hinter dem neuen Café sieht eher nach Schwerte aus als nach Schleswiger Straße: Kaan Kayrak trägt einen Tommy-Hilfiger-Pullover mit Hemd drunter und wohnt tatsächlich seit 20 Jahren in Dortmunds südlicher Nachbarstadt an der Ruhr.
Der 45 Jahre alte Geschäftsmann hat früher als Paketreiseveranstalter mit Pauschalreisen gehandelt, Flugzeuge gechartert und ganze Hotels gebucht. Doch „wegen der politischen Entwicklungen“ in der Türkei (konkreter will er sich dazu nicht äußern) sattelte der gebürtige Istanbuler auf Gastronomie um.

Für sein „Café Tom“ (den gleichen Namen trug einst sein Reiseunternehmen) entschied sich der Neu-Gastronom bewusst für die Nordstadt. Sie erinnere ihn ein wenig an seine Geburtsstadt: „Die Nordstadt lebt 24 Stunden, das Leben findet auf der Straße statt - ich mag dieses Großstadtflair.“
Dafür nimmt Kayran auch die im Vergleich zu anderen Stadtteilen hohe Kriminalität in Kauf: „In Benninghofen ist keine Kriminalität, aber da ist ab 19 Uhr auch keiner mehr auf den Straßen unterwegs.“
Generell habe der Stadtteil einen zu schlechten Ruf, findet Kayran. Das will er ändern: „Wir wollen die Vorurteile der Leute knacken.“ Dafür seien moderne Lokale wie der „Grüne Salon“ am Nordmarkt, die Weinwirtschaft „Stachelschwein“ an der Mallinckrodtstraße oder das „Torty‘s“ an der Münsterstraße und jetzt eben auch das „Café Tom“ wichtig. „Wir wollen, dass noch mehr Cafés hier aufmachen.“
Dann könnte sich auch die Nordstadt als Ganzes verwandeln. „Das Ghetto entsteht immer in zwei Schritten: Wenn ein Viertel schlechter wird, ziehen die guten Leute weg. Dann gibt es eine Abwärtsspirale. Wir wollen das umdrehen.“
Um Teil des Wandels zu sein, hat Kayran einiges an Geld in die Hand genommen: Rund 70.000 Euro steckte Kayrak in seinen ersten Laden - mit der Hilfe einer Innenarchitektin wurde aus einem Pizza-Imbiss ein urbanes Café. Seit Mitte April ist das „Café Tom“ geöffnet. Mit den ersten Wochen ist Kayran zufrieden: „Am Wochenende waren wir voll.“

Er hat große Pläne. Als ersten Schritt will er den Mehmet-Kubasik-Platz wiederbeleben. Ihm schweben Sitzbänke vor, für Picknicks. Kayran will viele Outdoor-Kissen zur Verfügung stellen, die auch von Nicht-Gästen seines Cafés genutzt werden können.
Die Drogen-Szene, wegen der die Polizei 2021 zwischenzeitlich eine Videoüberwachung auf dem Platz eingerichtet hatte, sei mittlerweile größtenteils verschwunden, sagt zumindest Kayran: „Es gab viele Razzien.“ Jetzt könne der Platz ein Treffpunkt für das Quartier werden.
Eröffnungsparty
Das „Café Tom“ soll dazu beitragen. Das Tages-Café, das täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet hat, bietet neben allerlei Koffeinhaltigem - vom klassischen Cappucino bis hin zu ausgefallenen Varianten wie „Frappacino Caramel“ und „Haselnuss Macchiato“ - auch Kuchen und kleinere Snacks wie Brote und Salate an. Ab Sommer will Kayran alkoholische Getränke ausschenken.
Wenn alles gut läuft, kann er sich weitere Filialen in Dortmund vorstellen. Aber zuerst will Kayran erstmal seinen ersten Laden richtig einweihen. Die offizielle Eröffnungsfeier steigt am 12. Mai (Freitag), mit Livemusik und üppigem Büffet.
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