Es waren die Treffen mit ihrer Freundin Jutta Geißler-Hehlke, die Gabriella Wollenhaupt zu ihrem neuesten Krimi inspirierten. „Ein böses Haus“ wählte die Dortmunder Autorin und Journalistin als Titel. Das lässt einen erschaudern wie der Filmtitel „Das Omen“. Jutta Geißler-Hehlke wohnt in dem Haus im Dortmunder Kreuzviertel.
Vor achtzehneinhalb Jahren zog die frühere Leiterin der Dortmunder Mitternachtsmission und heutige Rentnerin in das Haus am Neuen Graben 3. Damals in den obersten Stock. Seit zwei Jahren wohnt sie in der ersten Etage.
„Um sich während der Corona-Zeit nicht aus den Augen zu verlieren, gab es den regelmäßigen Jutta-Tag“, erzählt Gabriella Wollenhaupt. Und wenn sie dann im Aufzug nach oben fuhr, hat sie im Fahrstuhl häufig interessante Bewohner getroffen. „Das ganze Haus hat mich fasziniert.“
Eingetaucht in Blut
Nicht alle Bewohner kommen in ihrem Roman vor, aber zum Beispiel der ehemalige Bandido-Chef, der heute keinen Schrecken mehr verbreitet. In den Krimi geschafft haben es auch der Optikerladen, die Augenarzt- und die Physiotherapie-Praxis im Erdgeschoss.

Jutta Geißler-Hehlke ist im Krimi „der gute Geist des Hauses“, die Nachbarin Julia Bergmann, die zur Freundin der Protagonistin Alix wird. Alix‘ Schwester Marion lebte in dem Haus, ehe sie schlafend in ihrer Wohnung brutal ermordet wurde. Nach der Spurenlage mit mehreren Messerstichen getötet von ihrer eigenen zehnjährigen Tochter, die an Autismus leidet. Deren Kleidung war wie eingetaucht in Blut.
Weil das Kind strafunmündig ist, werden die Ermittlungen eingestellt. Doch Alix kann nicht glauben, dass ihre Nichte zu solch einem Gewaltakt fähig ist und ermittelt – mit Unterstützung eines später suspendierten Hauptkommissars – auf eigene Faust in dem Haus. Dessen Bewohner haben offensichtlich dunkle Geheimnisse.
Gärtner vergräbt Frauenschuh
Das Eckhaus am Neuen Graben/Hohe Straße hat 33 Parteien, Wollenhaupt hat es auf acht verkleinert. Dazu zählt die Physiotherapie-Praxis im Erdgeschoss. „Ich habe mich mit der Inhaberin angefreundet“, erzählt die Autorin, „und mich von ihr bei Rückenproblemen behandeln lassen. Ich war sehr nahe dran.“
Die tätowierte Physiotherapeutin hat ihr auch von einem Patienten erzählt, der als Gärtner früher eine Orchideenzucht hatte, später Pumps im Garten vergrub und seit Jahren darauf wartete, dass der Frauenschuh anwächst und blüht. „Das kann man nicht erfinden“, sagt Gabriella Wollenhaupt. Sie hat daraus den Hausbewohner Franz Brink gemacht, einen alten Mann um die achtzig.
Jutta Geißler-Hehlke ist als Romanfigur die jüngere Version ihrer selbst: „Etwa Ende vierzig, mittelgroß, kräftig. Am auffälligsten ist ihre Frisur: akkurater Prinz-Eisenherz-Schnitt in hellblonder Farbe. Blaue, neugierige Augen, feine Gesichtszüge und eine schmale Nase.“ Die Seniorin lacht. Sie ist gut getroffen.
Prinz-Eisenherz-Frisur
Bei der Beschreibung ihrer Wohnung allerdings protestiert sie: „Du hast geschrieben, meine Wohnung sei vollgestopft und wie ein englisches Schloss.“ Im Krimi heißt es: „Die Zimmer sind hell und im Stil eines englischen Herrenhauses eingerichtet, alles zusammengepfercht auf achtzig Quadratmetern.“ Das ist nicht frei erfunden.
Bei den Jutta-Treffen ließ Wollenhaupt ihren guten Geist an ihren Gedanken zum neuen Krimi teilhaben. „Es macht unheimlich Spaß, wenn man sich mit einer Schriftstellerin unterhält und sieht, was dabei herauskommt“, sagt Jutta Geißler-Hehlke.
„Jutta kennt sich durch ihren früheren Beruf als Leiterin der Mitternachtsmission auch gut mit Polizeiaktionen aus und konnte mir da helfen“, sagt Wollenhaupt. Wie schon früher bei ihren 30 beliebten Grappa-Krimis hat sie wieder ein halbes Jahr an dem neuen Roman recherchiert und ein halbes Jahr geschrieben.
Sie wisse aber am Anfang oft nicht, wie der Krimi ende, verrät sie, „die Personen sagen mir das.“ So nimmt auch der fesselnde Krimi „Ein böses Haus“ zum Schluss eine überraschende Wende.
Einen Blick ins „böse Haus“ bekommen Sie unter rn.de/dortmund
Gabriella Wollenhaupt
Ein böses Haus
Kriminalroman
Graft in der Emons Verlag GmbH 2023
ISBN 978-3-98659-005-5
224 Seiten
€ 13,00
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