Wie wird das Juicy Beats, Carsten Helmich? „Wir wollen mit dem Festival auch in die City“

Juicy-Beats-Gründer im Interview: „Wir wollen mit dem Festival auch in die City“
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Herr Helmich, es sind noch gut vier Monate bis zum Juicy Beats 2023 – Sind schon alle Künstlerinnen und Künstler fest gebucht oder wird es noch größere Überraschungen geben?

Die großen und mittleren Künstlerinnen und Künstler haben wir. Die stehen schon längst fest. Sonst wären wir auch zu spät dran. Denn wir beginnen jetzt schon mit der Planung für 2024. Kleinere Acts werden aber noch dazu kommen, da halten wir bewusst Slots frei.

Wenn ihr so früh plant, ist euch mit Nina Chuba für dieses Jahr ein wahrer Glücksgriff gelungen, sie ist ja erst im vergangenen Jahr so richtig durch die Decke gegangen.

Das ist unsere Aufgabe als Booker. Was Michael Zorc mit seinem Team für den BVB gemacht hat, machen wir Jahr für Jahr für das Juicy Beats. Wir halten permanent die Augen nach talentierten Künstlerinnen und Künstlern offen, die nur wenig Leute auf dem Schirm haben. Da muss man dann schnell sein, um diese auf das eigene Festival zu holen. Und man muss beurteilen – ist das jetzt nur ein Hype oder nicht?

Wie entsteht das gesamte Line-Up?

In unserem Booking-Team bringen alle Vorschläge ein. Da geht es auch nach eigenen Vorlieben. Dann diskutieren wir und treten an die Booking-Agenturen heran. Manche bekommt man, andere nicht. Parallel schauen wir uns weitere Acts live an. Ganz wichtig ist, dass sie zum Juicy Beats passen. Das Juicy Beats ist aus der Clubszene entstanden, dementsprechend suchen wir nach Künstlern, die selbst aus einer Szene kommen.

Manche Künstlerinnen und Künstler sind zu poppig, zu brav für das Juicy Beats. Wir wollen kein braves Festival sein. Wir sind im Ruhrgebiet. Wir sind bunt, wir sind divers, wir sind politisch. Feine Sahne Fischfilet damals oder Team Scheiße jetzt sind politische Bands. Auch KRAFTKLUB bringt immer super Statements zu verschiedenen politischen Themen. Gleichzeitig wollen wir Politik nicht zu hoch hängen und diese Botschaften über die Musik transportieren.

Wie drückt sich das Politische in der Planung aus?

Für uns ist eine entscheidende Frage, wie hoch der Anteil der Künstlerinnen ist. In dem Musikbereich, in dem wir das Festival machen, ist es schwierig, eine 50/50 Verteilung hinzubekommen. Am Ende werden wir wahrscheinlich bei einem Anteil von 30 Prozent Künstlerinnen landen. Aber dieser Anteil ist nicht nur symbolisch, und letztlich spielen dann alle Frauen zwischen 0 und 2 Uhr.

Nina Chuba, Badmómzjay, Blond und Lari Luke stehen auf großen Bühnen. Darüber hinaus soll auf jeder Bühne mindestens eine Frau auftreten, und es wird einen eigenen Floor für Künstlerinnen geben. Wir wollen keins von den großen Festivals mit einem 100 Millionen Budget sein – haben wir auch nicht (lacht) - und einfach die größten Bands der Welt einkaufen, bei denen Werte und Inhalt irrelevant sind.

Festivals sind in den vergangenen Jahren von internationalen Investoren aufgekauft worden. Habt ihr schon Anfragen bekommen?

Ja, aber wir wollen nicht verkaufen, denn wir wollen eben kein 0815-Festival werden. Das macht uns auch für aufstrebende Künstlerinnen und Künstler interessant. Eine Nina Chuba hat bei uns die Möglichkeit, Headlinerin zu sein.

Wie überzeugt man Künstlerinnen und Künstler darüber hinaus von einem Auftritt?

Das Finanzielle spielt natürlich eine Rolle. Aber das ist es eben nicht nur. Lari Luke und die Drunken Masters finden das Juicy Beats wegen der Energie im Publikum zum Beispiel ganz toll. Die beiden sind als Acts eigentlich auch fast schon für jedes Jahr gesetzt. Ich glaube auch, dass viele Künstlerinnen und Künstler wegen der familiären Atmosphäre, die auch Backstage herrscht, immer gerne wiederkommen.

Wer macht denn im Backstage besonders gut Party?

KRAFTKLUB macht zumindest besonders lange Party. Die lieben es einfach zu touren. So wie sie auf der Bühne auftreten, sind sie auch. KRAFTKLUB macht auf und hinter der Bühne Alarm.

Gab es mal Künstlerinnen und Künstler mit ausgefallenen Sonderwünschen?

Das wildeste Ding war vielleicht, als Roy Bianco & die Abbrunzati Boys uns spontan gefragt hatten, ob wir einen Batzen Blumen kaufen können, weil sie am Ende ihres Auftritts noch Rosen ins Publikum werfen wollten. Oder Deichkind, die 2009 unbedingt eine riesige Bierdusche machen wollten. Dafür haben wir eine Palette mit 2000 Dosenbier organisiert, die dann im Publikum verteilt worden sind und alle gleichzeitig bei einem Song herumgespritzt wurden.

Welche Geheimtipps haben Sie für dieses Jahr?

Team Scheiße ist super. Das ist Punk, das ist sehr direkt und geht gerade gut ab. Dann würde ich den DJ Beauty and The Beats empfehlen. Der war im vergangenen Jahr schon da. Der legt ein Mashup zwischen Marvin Gaye, Fatboy-Slim auf - eine ganz wilde Mischung. Den kannte keiner. Der hat parallel zu K.I.Z aufgelegt. Am Anfang standen vor seiner Bühne 50 Leute, irgendwann waren es 1000 und am Ende war es komplett voll.

Und dann finde ich Eli Preiss total toll. Sie ist Österreicherin, macht Rap - auch auf Drum and Base - und Rnb.

Gab es in der Vergangenheit Künstlerinnen und Künstler, die Sie sich gewünscht haben, aber nie bekommen haben?

Ja, wir haben für das Festival 2011 Beth Ditto gebucht. Sie hat einen Tag vor dem Festival wegen eines Krankheitsfalls in der Familie abgesagt. Das war am Freitagnachmittag. Wir standen plötzlich da und dachten: Scheiße, was machen wir jetzt?

Was denkt man da?

Erst mal gar nichts. Da ist nur Leere. Aber man muss das Problem lösen. Wir haben Frittenbude gefragt, ob sie für Beth Ditto einspringen würden. Eigentlich sollten sie nur ein DJ-Set spielen, aber sie stimmten einem Auftritt auf der großen Bühne zu und lieferten richtig ab. Am Ende hat es niemanden interessiert, dass Beth Ditto nicht da war, und wir haben sogar Geld gespart (lacht).

Gab es noch weitere Ausfälle?

Das war der größte, ansonsten hatten wir Glück. Auch im vergangenen Jahr mussten nur zwei, drei kleinere Acts wegen Corona absagen.

Mit Blick auf die Corona-Zeit: Wie steht es finanziell um das Juicy Beats?

Durch die Pandemie sind wir gut durchgekommen – auch dank der Juicy Beats Park Sessions.

Die Parksessions sind während der Pandemie aus der Not geboren. Das große Juicy Beats durfte 2020 und 2021 nicht stattfinden.
Die Parksessions sind während der Pandemie aus der Not geboren. Das große Juicy Beats durfte 2020 und 2021 nicht stattfinden. © Schaper

Die Tickets sind in diesem Jahr erneut merklich teurer geworden.

Das geht leider nicht anders. Die Preiserhöhung für die Tickets orientiert sich an der Inflation. Irgendwie müssen wir das deckeln. Wenn wir Verlust machen, gibt es im nächsten Jahr kein Festival. Außerdem haben viele Menschen während der Pandemie die Veranstaltungsbranche verlassen. Dadurch sind auch die Löhne gestiegen, weil nun viele Leute fehlen.

Einige Leute standen im vergangenen Jahr aber doch etwas verdutzt am Bierstand, wo das Bier 6 Euro kostete.

Der Bierpreis und die Personalkosten sind ebenfalls gestiegen. Wir geben das weiter, was uns die Brauereien vorgeben.

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Juicy Beats 2022 in Dortmund: Festival-Eindrücke vom Samstag, Teil 2

So viel war am Samstag auf dem Festival-Gelände des Juicy Beats im Westfalenpark los.
30.07.2022

Was ist in diesem Jahr neu beim Juicy Beats?

Die große Besonderheit in diesem Jahr ist, dass das Festival am Freitag erstmals genauso groß ist wie am Samstag. Erstmals wird in diesem Jahr auch der Techno-Club Tresor West mit einem Floor vertreten sein. Auch das Oma Doris wird wohl mit einem Floor zurückkehren. Außerdem wollen wir in diesem Jahr ein großes Logo aufstellen, vor dem die Besuchenden Fotos machen können.

Und es wird eine Rollschuhbahn geben. Allerdings nicht auf dem Festivalgelände, sondern in einer Halle des TSC-Eintracht, direkt neben dem Campinggelände. Es wird Teil des Juicy Beats sein, aber auch ein eigenes Rollschuh-Festival sein – mit Roller-Disco, Workshops, Influencern und Menschen aus der Szene. In diesem Jahr ist auch das Konzerthaus mit einer eigenen Bühne dabei. Dort werden eher Singer-Songwriter auftreten. Und wir erhöhen die Zahl kostenfreier Toiletten.

Die Rap-Crew KIZ hat dem Publikum im vergangenen Jahr als Headliner eingeheizt.
Die Rap-Crew KIZ hat dem Publikum im vergangenen Jahr als Headliner eingeheizt. © Kevin Kindel

Seit 27 Jahren organisieren Sie das Juicy Beats – an welchen Tiefpunkt erinnern Sie sich?

An die Absage wegen des Sturms im Jahr 2015 zu unserem 20. Jubiläum. Das war das tiefste Tief und das erste Jahr, indem wir das Juicy Beats an zwei Tagen veranstaltet haben. Gott sei Dank, so hatten wir wenigstens noch den Freitag. Für 9 Uhr hatten wir uns am Samstag mit der Sicherheitsrunde verabredet und dann war relativ zügig klar: Wir müssen absagen. Es wäre auch nicht gegangen. Aber da standen wir dann. Das ganze Team, inklusive mir, hat geheult.

Aber an diesem Samstag gab es auch einen besonderen Moment, der mich sehr bewegt hat. Ich habe erst am Montag davon erfahren, aber in der Nacht haben alle Clubs entschieden, wir öffnen unsere Clubs kostenlos für die Festivalbesucher und feiern mit den DJs, die angereist sind. Es soll eine wahnsinnige Clubnacht gewesen sein. Das funktioniert nur, weil Juicy Beats ein Netzwerk ist. Im Ruhrgebiet ist einiges möglich, wenn alle an einem Strang ziehen. Das zeigt das Juicy Beats Jahr für Jahr.

Zusammen mit Juicy Beats verlosen wir fünf mal zwei Kombitickets für beide Festival-Tage (Freitag und Samstag, 28. und 29. Juli 2023).

Rufen Sie ab sofort bei unserer Gewinnspielhotline an: 01378-260060 (Telemedia interactive GmbH; pro Anruf 50 Cent aus dem deutschen Festnetz und Mobilfunk) und nennen Sie das Stichwort Juicy, Ihren Namen, Ihre Adresse, Ihre Telefonnummer und Ihre E-Mailadresse.

Einsendeschluss ist der 11. April 2023 um 12 Uhr. Die Gewinner werden nach Ablauf der Verlosung umgehend telefonisch oder per E-Mail benachrichtigt, eine Barauszahlung vom Gewinn ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Lensing Media-Mitarbeiter dürfen nicht teilnehmen. Angaben zu der Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten und zu den Informationspflichten nach Art. 13 DSGVO erhalten Sie unter

www.lensingmedia.de/datenschutz.

Wie bewerten Sie denn die Ausgeh-Qualität von Dortmund, als jemand, der das Nachtleben in Dortmund mitgeprägt hat?

Wirtschaftlich ist Dortmund auf einem sehr guten Weg. Das zeigt beispielsweise die Entwicklung in der IT-Branche. Aber im Nachtleben müssen wir aufpassen. Corona hat den Clubs zugesetzt. Zudem hat Dortmund das Problem, dass vieles zu dezentral ist. Von einer Kneipenszene will ich hier gar nicht reden. Es fehlt der eine Punkt, auf den sich alles konzentriert und der müsste logischerweise in der Innenstadt liegen.

Auch für uns als Juicy Beats ist die Innenstadt ein Topthema. Wir sagen schon seit Jahren, in der Woche vor dem Festival müsste man das Juicy Beats schon mit kleinen Bühnen in der Stadt haben und die Sichtbarkeit bis zum Höhepunkt am Freitag und Samstag steigern.

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Juicy Beats am Freitag IV

Mehr als 10.000 Menschen sind zum Auftakt des Festivals Juicy Beats gekommen.
30.07.2022

Was ist das Problem?

Keiner versteht’s. Ich saß in einer Diskussionsrunde zum Nachtleben auf dem Podium im Dortmunder U. Als es hieß, wir brauchen ein Festival in der Dortmunder Innenstadt, ist mir fast die Hutschnur geplatzt. Wir haben dieses Festival. Das Juicy Beats gibt es in dieser Stadt seit 27 Jahren und seit ungefähr 15 Jahren sagen wir: Wir wollen mit dem Festival auch in die City.

Du brauchst kein neues Festival. Das Juicy Beats ist in ganz Deutschland bekannt. Ein früherer Start würde weitere Touristen nach Dortmund ziehen. Wir wären sofort dabei. Die City braucht gerade jetzt etwas, um attraktiver zu werden.

Tickets gibt es über die offizielle Juicy-Beats-Seite:

  • beide Tage: 127 Euro (zzgl. 3,50 Euro Zusatzgebühr)

  • Tagesticket Freitag 70 Euro (zzgl. 3,50 Euro Zusatzgebühr)

  • Tagesticket Samstag 70 Euro (zzgl. 3,50 Euro Zusatzgebühr)

    Alle Tickets gelten für die An- und Abreise im öffentlichen Nahverkehr (VRR).

Ist es realistisch, dass das zeitnah passiert?

Nein.

Warum nicht?

Das kostet Geld und allein können wir es nicht stemmen, da so etwas in der City ohne Eintritt laufen würde. Da braucht es die Unterstützung der Stadt.

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