Jugendliche suchen das echte Leben im Wald Premiere im Kinder- und Jugendtheater

Jugendliche suchen das echte Leben im Wald
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Wenn der Bioladen als Naturersatz nicht mehr reicht, ist es Zeit auszubrechen, die Stadt zu verlassen, in den Wald zu ziehen. Davon erzählt das Hörspiel „Ausbreitungszone“ von Mariette Navarro.

Der Jugendclub des Kinder- und Jugendtheaters brachte Navarros Werk am frühen Samstagabend auf die Bühne an der Sckellstraße. Und die knapp einstündige Produktion für Zuschauer ab 14 Jahren erhielt viel Applaus vom Publikum im ausverkauften Theatersaal.

Szene aus "Ausbreitungszone"
Sandra Linde hat die fantasievollen Kostüme, eine Mischung aus Outdoor- und SciFi-Klamotten, entworfen. © Hupfeld

Ausgerüstet mit Zelt, Schlaf- und Rucksäcken und dem poetischen Text von Mariette Navarro, der auf Dialoge weitestgehend verzichtet, ziehen die zwölf jugendlichen Laienspieler unter der künstlerischen Leitung von Christine Appelbaum und Franz Marie Hoffmann ins Dickicht. Dafür hat Ausstatterin Sandra Linde die Bühnenrückwand mit einem Tarnnetz verhangen, das schön beleuchtet wird.

Die Gruppe kehrt der Gesellschaft den Rücken zu, kann mit ihr immer weniger anfangen, fühlt sich zunehmend von ihrem großstädtischen Leben entfremdet und macht sich - wie könnte es anders sein - auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. In kurzen Statements geben die einzelnen Spieler Einblick in ihre Gefühlswelt. Erzählen von Ängsten und Träumen.

Lagerfeuer statt Smartphone

Davon berichten die jungen Leute, die Sandra Linde in einen hübschen Mix aus Outdoor- und SciFi-Klamotten gesteckt hat, allerdings nicht nur mit Worten, sondern auch mit Bewegungssequenzen, die Janna Radowski choreografiert hat. Sie versuchen, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden, eine Gemeinschaft zu bilden - ohne vorgegebene Strukturen.

Auf einer Lichtung versammelt sich die Truppe um ein Lagerfeuer - ein zusammengelegtes Tarnnetz, das rot beleuchtet wird. Von ihren Smartphones haben sie sich zu diesem Zeitpunkt schon getrennt, sie wurden in einem herum gereichten Stoffbeutel verstaut, um nicht geortet werden zu können.

Utopie einer Gegengesellschaft

Doch es nützt nicht, sie werden entdeckt. Die Waldgeräusche aus Vogelgezwitscher werden durch einen kreisenden Hubschraubersound ersetzt (Soundcollage: Felix Appelbaum). Das erinnert ein bisschen an die Waldbesetzer im Hambacher Forst.

Doch in dem Stück geht es um die Utopie einer Gegengesellschaft, in der sich die Grenze zwischen Stadt und Wald langsam auflöst. So bescherte die fantasievolle Inszenierung und das engagierte Ensemblespiel dem Publikum eine kurzweilige Reise ins Dickicht.

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