Arbeitsloser Dortmunder (57) wirbt mit Plakaten für sich selbst

© WbI/Ulla Emig

Arbeitsloser Dortmunder (57) wirbt mit Plakaten für sich selbst

rnJobsuche in der Innenstadt

Thomas Kurth ist seit Dezember 2019 arbeitslos. Deshalb hat er sich etwas einfallen lassen: Drei große Plakate in der Innenstadt erzeugen viel Aufmerksamkeit – und beweisen Selbstironie.

Dortmund

, 23.04.2020, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Als Arbeitsloser muss man sich nicht schämen“, sagt Thomas Kurth selbstbewusst. Dass er sich nicht schämt, zeigt der 57-Jährige aus Dortmund Kirchhörde ganz deutlich.

Auf drei großen Plakatwänden, die seit dem 17. April (Freitag) für zehn Tage in der Dortmunder Innenstadt hängen. Er erregt Aufmerksamkeit - und mit einer gehörigen Portion Selbstironie sucht er so einen Job.

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Seit dem 1. Dezember ist der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann arbeitslos. Zuletzt war er Teamleiter im internationalen Vertrieb eines Maschinenbauunternehmens. Dann folgte die betriebliche Kündigung - seine Stelle wurde eingespart.

„Man muss dahin gehen, wo es wehtut“

Im vergangenen halben Jahr habe er an die 100 Bewerbungen geschrieben, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Doch ohne Erfolg. Mit seinen 57 Jahren sei es ungemein schwierig eine neue Anstellung zu finden, sagt er.

„Ich habe mir gesagt, ich muss was tun“, erzählt Thomas Kurth. Und er tat etwas. Er entwickelte seine Idee, mit Plakaten nach einem Job zu suchen.

Sie hängen mit Foto und Kontaktdaten auf Großflächen in Dortmund gegenüber dem WDR (Ardeystraße / Gersdorffstraße), am Ausgang der Tiefgarage Stadtgarten (Prinzenstraße / Wißstraße) und neben der Galeria Karstadt Kaufhof (Kolpingstraße).

Seit Freitag (17.4.) hängen drei Plakate von Thomas Kurt in der Dortmunder Innenstadt, mit denen er nach einem neuen Job sucht.

Seit Freitag (17.4.) hängen drei Plakate von Thomas Kurt in der Dortmunder Innenstadt, mit denen er nach einem neuen Job sucht. © Thomas Kurth

„Too old to Rock n‘ Roll? Vielleicht. Zu alt, um in meinem Job zu arbeiten? Nein!“, steht dort in weißer Schrift auf rotem Grund. „Ich bin zwar kein Fußballer, aber da sagt man ja, man muss dahin gehen wo es wehtut - man muss querdenken“, schildert Thomas Kurth - der früher American Football gespielt hat - seine Idee.

Plakate sind „selfmade und zu einhundert Prozent authentisch“

Mit Freunden habe er sich Text und Design der Plakate ausgedacht - „alles Selfmade, so wie ich bin“, sagt er. „Zu einhundert Prozent authentisch. You get what you see (Anm. d. Red. Deutsch: Du kriegst, was du siehst)“, beschreibt er seinen Ansatz.

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Die Plakatwände habe er über einen Drittanbieter gemietet, die Orte dabei strategisch in der Innenstadt ausgewählt. Für zehn Tage zahle er für seine drei Plakate rund 1200 Euro, sagt er. Das habe er sich vorher teurer vorgestellt. „Das sind zwar auch nicht gerade drei Euro Fünfzig, aber eine Investition, die etwas Gutes für mich und dann auch meinen zukünftigen Arbeitgeber bringen kann.“

Viel Aufmerksamkeit und viel Unterstützung

Als der Kirchhörder seine Idee beim Arbeitsamt präsentierte, sei man dort begeistert gewesen und habe ihm ein Karrierecoaching bei dem Dortmunder Weiterbildungsinstitut WbI verschafft. „Deren Unterstützung war traumhaft“, sagt Kurth. Dort habe man ihm etwa bei Texten für das Jobportal Xing und Facebook geholfen.

WbI habe ihm dann auch die ersten Kontakte zu Medien verschafft. Die Aufmerksamkeit, die seine Plakate jetzt schon generieren, „hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht erhofft“, freut sich Thomas Kurt. Radio, Fernsehen, Online- und Printmedien haben angefragt. Es gab viel positiven Zuspruch von Fremden über Facebook und auch schon einige Firmen haben sich gemeldet, erzählt er am Mittwoch (22.4.)

Aktion wegen Corona „bewusst nicht verschoben“

Mit dem Rummel komme er gut klar - denn genau das war der Plan. „Mein Ziel ist es einen Job zu finden, der mich erfüllt, den ich kann und mit dem ich meine Familie ernähren kann“, sagt er. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolge er mit den Plakaten die größtmögliche Verbreitung.

Und das, obwohl durch die Corona-Pandemie viel weniger Leute unterwegs sind. „Die Plakate sind Mittel zum Zweck. Die meisten Passanten nehmen sie an sich ohnehin gar nicht so wahr“, schätzt Kurth.

Der erste Plakat-Entwurf stand schon Mitte Januar - also noch vor den Corona-Schutzmaßnahmen. Er habe die Aktion dann bewusst nicht geschoben. „Keiner weiß, wann Corona vorbei ist. Doch spätestens dann braucht man Fachkräfte“, sagt Thomas Kurth.

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