Um diverse Schiedsrichter-Entscheidungen gab es Trubel (Symbolbild: Archiv). © Volker Engel
Gewalteskalation
Jagdszenen nach Fußballspiel: Gewalt-Eskalation statt „Rangelei“ in der Kreisliga
Bei einem Spiel in der Kreisliga ist es in Dortmund zu Gewalt gekommen. Nachdem sich der Fall laut Polizeibericht erst harmlos darstellte, gibt es einen Beweis für das Gegenteil.
Nicht nur Rangeleien und Schubsereien – sondern auch ein Würgegriff, eine laut schallende Ohrfeige, mehrere heftigere Tritte, Bedrohungen und Jagdszenen: Das spielte sich auf einem Dortmunder Fußballplatz am Sonntag (1.9.) ab.
Wie berichtet, hatte es einen großen Polizeieinsatz nach einem Spiel in der Kreisliga C auf dem Fußballplatz der ÖSG Viktoria Dortmund (Körne) gegeben.
Seitens der Polizei, die selbst nicht Zeuge der Handgreiflichkeiten wurde, stellte sich der Streit zunächst als „Rangelei“ dar, seitens der zweiten beteiligten Mannschaft BW Alstedde 4 als „normale Auseinandersetzung“. Der Streit war jedoch heftiger.
Auf einem nicht-öffentlichen Video, das ÖSG-Funktionäre nun unserer Redaktion vorlegten, ist zu sehen, wie die Situation eskaliert. Vier Spieler und ein Zuschauer der Gastmannschaft aus Lünen werden auf dem Platz einseitig handgreiflich gegen Dortmunder Spieler.
Schiedsrichter und Trainer reisen zusammen an
Nach unserer Berichterstattung am Montag (2.9.), bei der bis Redaktionsschluss kein Verantwortlicher des ÖSG Viktoria zu erreichen war, meldete sich Julian Kiszka bei der Redaktion. Er ist Spieler-Trainer der beteiligten zweiten Mannschaft der ÖSG und Geschäftsführer der Abteilung Fußball.
Dass sich Fußballer nach einem Spiel über den Schiedsrichter aufregen, ist nicht unbedingt ungewöhnlich. Der Schiedsrichter habe laut Kiszka jedoch „mit seiner Art, das Spiel zu pfeifen“, zu den Ausschreitungen nach dem Spiel beigetragen.
Auf dem Platz der ÖSG Viktoria Dortmund ist es am Wochenende zu mehr als einer "Rangelei" gekommen. © Nähle
Es fing demnach schon ungewöhnlich an, indem der Schiedsrichter der Partie mit dem Trainer der Gastmannschaft aus Lünen gemeinsam im Auto angereist sei.
„Mir war nach den ersten paar Schiedsrichterentscheidungen schon klar, dass das Ganze nicht unparteiisch ablaufen würde“, sagt Kiszka weiter.
„Ein Gefühl der Ohnmacht“
Julian Kiszka holt weiter aus, ist deutlich angefressen und auch verunsichert von den Ereignissen am Sonntag. Er schildert Spielszene um Spielszene. Einwürfe, Ecken, Fouls. Szenen, die seiner Ansicht nach falsch bewertet wurden.
Sogar Lüner Spieler hätten auf dem Platz gesagt, der Schiedsrichter würde einseitig pfeifen, sagt Kiszka. „Da war ein Gefühl der Ohnmacht auf dem Platz“, sagt der Linksaußen.
Das führte dann schon während des Spiels zu einer Auseinandersetzung zwischen einem ÖSG-Zuschauer, dem Trainer des Gegners und dem Schiedsrichter. In der Folge habe der gegnerische Trainer, der gleichzeitig Linienrichter war (in der Kreisliga C nicht ungewöhnlich), mit der Assistentenfahne gegen den Zuschauer ausgeschlagen. Ein Platzverweis sei die Folge gewesen - aber nur gegen den geschlagenen Fan der ÖSG.
Zuschauer fängt an zu filmen und hält Eskalation fest
Nach einem späteren Platzverweis für einen Dortmunder Spieler habe ein Zuschauer angefangen zu filmen, um die Vorgänge zu dokumentieren.
Deshalb existieren Aufnahmen von den tumultartigen Szenen nach dem Spiel. „Die meisten Spieler von Alstedde haben sich mehr als korrekt verhalten“, stellt Kiszka aber klar.
Auch auf dem Video ist zu sehen, wie ein Spieler der Lüner seinen eigenen Mannschaftskollegen aufhalten will, auf einen Dortmunder Spieler loszugehen.
Tritte, Würgen und Ohrfeige
„Das nächste Mal kommen alle in die Kabine, dann gibt‘s keinen mehr von euch“, ist dagegen von einem anderen Spieler des BW Alstedde auf dem oben erwähnten Video klar zu vernehmen. Die Auseinandersetzung geht etwa zwei Minuten. Der in dieser Situation dann schlichtende Trainer der Gastmannschaft schickt seine Spieler zur Kabine.
Bis dahin sind mehrere Tritte gegen zurückweichende Spieler des ÖSG, ein Würgegriff und eine schallende Ohrfeige zu sehen. „Wir konnten nicht für die Sicherheit unserer Spieler garantieren, deswegen wurde die Polizei gerufen“, sagt Kiszka.
Beschwerde eingelegt, Gedanken an das Rückspiel
„So etwas habe ich noch nie erlebt. Einigen meiner Spieler stand die Angst im Gesicht“, meint er. Immerhin: Grobe Verletzungen habe es nicht gegeben. Dennoch habe er bereits ein komplettes Schiedsrichtergespann für das Rückspiel in Lünen angefordert.
Auch über Sicherheitsleute im März für das Spiel denke er nach.
Eine fast 10.000 Zeichen starke Beschwerde über den Schiedsrichter und die Vorkommnisse nach dem Spiel schickte er außerdem an die Staffelleitung und den Schiedsrichter-Kreisausschuss.
Schiedsrichter teilweise gesperrt
Markus Schanz, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen, bestätigt den Erhalt der Beschwerde. Welche Folgen das Ganze im Endeffekt haben wird, konnte er einen Tag nach Erhalt nicht sagen.
Eine erste Folge hat es aber schon gegeben: Der Schiedsrichter wurde bis auf weiteres für Spiele beider Mannschaften gesperrt. Das sei das normale kurzfristige Vorgehen bei Beschwerden. „Diese Maßnahme dient in der Regel sowohl dem Wohl der Vereine als auch dem Schutz des Schiedsrichters, bis wir einen Fall weiterbearbeitet haben“, sagt Schanz.
Den betreffenden Schiedsrichter werde der Ausschuss verhören. Was die Ausschreitungen angeht, seien eher der Staffelleiter und gegebenenfalls das Sportgericht zuständig.
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