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Dortmunder dürfen bald wieder shoppen - nicht jeden Händler freut das
Inzidenz unter 150
Die Einzelhändler scharren schon mit den Hufen: Die Inzidenz sinkt, bald dürfen sie wieder öffnen. So die Hoffnung. Aber: Ihre Freude über die Lockerung wird getrübt.
Am Dienstag meldete die Stadt Dortmund, dass die Inzidenz unter die wichtige Marke 150 sinkt. Ein positiver Lichtblick für alle Shoppingfans und den Einzelhandel. Denn mit diesem Wert rückt die Öffnung der Geschäfte in greifbare Nähe.
Endlich wieder persönlich beraten
„Wir schauen hier jeden Tag auf unsere Apps, wie sich die Inzidenz in Dortmund entwickelt“, sagt Ute Gemmeke vom Schuhhaus Vogelsang auf dem Westenhellweg.
Die Geschäftsführerin hofft, dass sie ihre Kunden bald wieder „fachgerecht bedienen“ kann. Zwar sei der Onlineshop eine große Hilfe, aber: „Unser Metier ist die persönliche Beratung“, sagt sie. Vor allem bei Kinderschuhen sei das Anprobieren im Geschäft wichtig.
Verwirrung: Wann ist Click & Meet wieder möglich?
Auch Paul Spielhoff vom Einrichtungshaus Wim Gelhard rechnet damit, dass die Geschäfte bald wieder öffnen dürfen. Den Mittwoch, 19. Mai, haben er und sein Team dafür errechnet. Dieser Tag ist auf der großen Pinntafel im Laden als Öffnungstag markiert.

Das Einrichtungshaus rechnet damit, dass ab Mittwoch Click&Meet wieder möglich sein wird. Auf der Pinnwand im Ladengeschäft werden die Mitarbeiter über den möglichen Neustart informiert. © Paul Spielhoff
Nach seinen Berechnungen dürfte der Einzelhandel dann wieder öffnen, vorausgesetzt die Inzidenz bleibt an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen unter 150.
Laut Aussage der Stadt wird aber frühestens am Donnerstag, 20. Mai, der Handel öffnen dürfen. Das Land muss den Öffnungstag aber erst offiziell bestimmen. Das Modehaus Sinn rechnet ebenfalls mit diesem Datum.
Der Handel dürfte dann wieder Click & Meet anbieten, inklusive Nachweis eines negativen, tagesaktuellen Coronatests – das war die gängige Praxis bis Ladenschluss am Samstag (17. April).
Die Stadt schloss damals den Einzelhandel, noch bevor die Bundesnotbremse in Kraft trat.
Einzelhändler haben gemischte Gefühle, was Click & Meet angeht
Sonderlich gut funktioniert hatte das Modell nicht. Einzelhändler waren enttäuscht, da nur wenige das Angebot nutzten.
Ute Gemmeke glaubt, dass es zu kompliziert war für die Kunden. „Das war ein Zeitpunkt, wo die Kunden nicht wussten, dass sie sich vorher testen müssen.“ Sie hofft, dass es nun anders wird, die Dortmunder sich ans Testen gewöhnt haben.
Außerdem seien überall Testzentren eingerichtet. Dem Besuch im Geschäft stehe also nichts im Wege.
Paul Spielhoff äußert sich etwas pessimistischer: „Wir erwarten nicht den Riesenaufschwung, aber es ist natürlich trotzdem positiv, wenn wir wieder öffnen dürfen.“ Nur: „Ich glaube nicht, dass es nun wesentlich besser klappen wird. Die Hürden sind zu hoch. Dieses klassische Shoppen entsteht so natürlich nicht.“

Paul Spielhoff vom Einrichtungshaus Wim Gelhard freut sich über den "Neustart", hat aber auch Bedenken. © Schaper (Archiv)
Auch Tobias Heitmann, Vorsitzender der Interessenvertretung der Innenstadt-Kaufleute, erwartet nicht viel von der Rückkehr zu Click & Meet. Er sagt: „Es hat vorher schon nicht funktioniert, alle haben geklagt.“
Er kann sich vorstellen, dass die großen Ketten aufmachen werden, kleinere Läden, die „kalkulieren müssen“, aber lieber weiter Click & Collect anbieten. Er würde es sinnvoller finden, wenn der Einzelhandel unter Hygieneauflagen öffnen dürfte, ohne dass vorher ein Termin vereinbart werden muss.
„Mir ist kein Superspreader-Event aus dem Einzelhandel bekannt“, sagt Tobias Heitmann. Die Personenanzahl nach Quadratmetern zu begrenzen, so wie es auch vorher war, findet der City-Ring-Vorsitzende besser.
Das Schuhhaus Vogelsang und das Einrichtungshaus Wim Gelhard wollen auf jeden Fall öffnen.
„Wir gestalten unsere Schaufenster passend zum warmen Wetter“, beschreibt Ute Gemmeke die Vorbereitungen. Und auch Paul Spielhoff steht in den Startlöchern: „Wir haben alles neu dekoriert.“
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
