
© Stephan Schütze (A)
Innenstadt-West: HSP-Gelände ist noch „Zukunftsmusik“ – aber Dreh- und Angelpunkt
Zukunftscheck 2020
Der Stadtbezirk Innenstadt-West ist mit der City, alten Wohnvierteln, dem HSP-Gelände und dem Stadtteil Dorstfeld sehr heterogen. Entsprechend breit sind die Herausforderungen für 2020.
Wohnen, Bildung, Stärkung der Zivilgesellschaft, Verkehr, Plätze. Wenn Bezirksbürgermeister Ralf Stoltze (SPD) auf das Jahr 2020 blickt, sind die Herausforderungen breit gestreut.
Das kommt im Stadtbezirk Innenstadt-West nicht von ungefähr. Denn mit City, alten Quartieren, der HSP-Entwicklungsfläche und Dorstfeld als klassischem Stadtteil ist er sehr heterogen.
Wenig Platz für neuen Wohnraum
Das Berswordt-Quartier an der Wittekindstraße ist mit knapp 600 Wohneinheiten das größte Wohnbau-Projekt im Stadtbezirk. „Wir hoffen, dass das ein wenig Entlastung bringt“, sagt Ralf Stoltze. Denn weitere Flächen für bezahlbaren Wohnraum sind rar gesät, die Nachfrage hoch.

Rund 600 Wohnungen entstehen im neuen Berswordt-Quartier an der Wittekindstraße. Es ist das größte Projekt im Wohnungsbau im Stadtbezirk Innenstadt West. © Hans Blossey
Eine der raren Flächen könne etwa im Bereich der Tremonia-Siedlung liegen. Voraussetzung: Es gebe dort noch ungenutzte Flächen, zum Beispiel brachliegendes Grabeland.
HSP-Gelände bietet viel Potenzial
„Das HSP-Gelände ist noch Zukunftsmusik“, erklärt Stoltze, „aber die Planung läuft.“ Die große Industriebrache zwischen Unionviertel, Dorstfeld und den Gewerbegebieten an der OWIIIa bietet Potenzial.
Wie viel Platz für Wohnbebauung zur Verfügung stehen wird, hänge aber letztlich davon ab, wie viel Platz die Fachhochschule an dem Standort benötige.
Im Sog des neuen Quartiers wird das westliche Unionviertel Impulse erfahren. Ralf Stoltze erhofft sich auch eine Aufwertung von Dorstfeld. „Es kommt darauf an, wie wir die HSP-Fläche anbinden“, sagt er. „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Bewohner des Viertels in Dorstfeld einkaufen oder am Wilhelmplatz abends etwas trinken gehen.“

Der Wilhelmplatz im Dorstfelder Ortszentrum soll belebt werden. 2020 beginnen die Planungen für eine Umgestaltung. © Hans Blossey (A)
Die Wiederbelebung des Platzes steht oben auf der Agenda. „Wir wollen den Bürgern zeigen, dass man ihn nutzen kann und es Leute gibt, die das wollen.“
Stoltze kündigt weitere Demokratiefeste und eine Kirmes in der Ortsmitte an. 2020 sollen die Planungen beginnen, wie der Wilhelmplatz „ohne einen großen Umbau“ neu gestaltet werden kann.
Verkehrswende beginnt im Kreuzviertel
Ein zentrales Thema wird die Verkehrswende auf dem Weg zur emissionsfreien Innenstadt sein. Ralf Stoltze setzt auf den Bau des Radschnellweges durch das Kreuzviertel und auf den Radwall – und dabei zunächst auf den Signalcharakter.

Bezirksbürgermeister Ralf Stoltze wünscht sich, dass die Arbeit der Bezirksvertretung sichtbar wird. © Uwe von Schirp
Was bislang nur als Skizze existiert, werde dann sichtbar. Der Bezirksbürgermeister hofft, Vorbehalte zerstreuen zu können: „Fußgänger im Kreuzviertel haben Angst, dass sie nicht über die Straße kommen.“
Dabei ist das Umdenken in Sachen Verkehr im angesagten Viertel vergleichsweise weit fortgeschritten. Etwa die Hälfte der Haushalte habe kein Auto, berichtet Ralf Stoltze.
Die Frage nach Anwohnerparkzonen stelle sich hier nicht. Diese ausgewiesenen Parkplätze kommen aber definitiv in der Löwen- und Gutenbergstraße, versichert er.
Plätze brauchen Aufenthaltsqualität
Um die Innenstadt vom Verkehr zu entlasten, brauche es Plätze mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Ralf Stoltze macht eine einfache Rechnung auf: „Wenn ich einen Grund habe, mich da aufzuhalten und etwas zu trinken, lasse ich vielleicht das Auto gleich zuhause.“ Der umgestaltete Vinckeplatz sei ein Beispiel dafür. Sonnenplatz mit Möllerbrücke sollen folgen.

Der Vinckeplatz ist ein Beispiel für eine verbesserte Aufenthaltsqualität. Feste, wie das „Winterglühen“, finden hier statt. © Oliver Schaper
Attraktive Viertel ziehen meist junge Familien an. Entsprechend sieht Stoltze Planungsbedarf für Jugendzentren. „Im Union- und Kreuzviertel fehlen uns noch richtig Einrichtungen“, betont er. Auch das steht 2020 auf der Agenda.
„Traditionelle Aufgabe der Bezirksvertretungen ist die Bildung“, sagt der Bezirksbürgermeister. In der Ausstattung von Kindertageseinrichtungen und Schulen bestehe Handlungsbedarf.
Die Liste der Vorhaben ist lang. Manches brauche einfach auch seine Zeit, räumt Ralf Stoltze ein. Wohl auch mit Blick auf die Wahlen im Herbst wünscht er sich, „dass sichtbar wird, was wir in den letzten sechs Jahren gemacht haben“.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
