© Oskar Neubauer

Bundestagswahl

Innenstadt-West: Was das grüne gallische Dorf im roten Dortmund ausmacht

Die politische Landkarte Dortmunds ist rot. Bis auf die Innenstadt-West, wo die Grünen bei der Bundestagswahl die Mehrheit holten. Doch was hat sie dort so stark gemacht? Das sagen die Akteure.

Dortmund

, 28.09.2021 / Lesedauer: 3 min

Schaut man nach der Bundestagswahl 2021 auf die politische Landkarte Dortmunds, sieht der grüne Fleck in der Mitte aus wie das gallische Dorf, umgeben von einem Meer in SPD-Rot. Der Fleck ist der Stadtbezirk Innenstadt West, schon bei der letzten Landtags- und Kommunalwahl eine Hochburg der Grünen, die sie jetzt zu ihrer Bastion ausgebaut haben.

Mit 30,75 Prozent hat fast jeder dritte Wähler sein Zweitstimmen-Kreuz bei den Grünen gemacht und damit ihr Wahlergebnis von 2017 mehr als verdoppelt (14,9 Prozent). Ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren fortgesetzt hat in dem Stadtbezirk, der laut Stadt-Statistiker eher durch kleine Haushalte mit Erwerbstätigen, weniger durch Kinder und Senioren und durch einen hohen Anteil von Deutschen ohne Migrationshintergrund geprägt ist.

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Was hat die Grünen vor allem im Kreuz- und Klinikviertel so stark gemacht? Und warum sind sie auch im Unionviertel auf dem Vormarsch?

Wahrnehmbare Initiativen

Heide Kröger-Brenner, Partei-Sprecherin der Grünen, hat selbst einmal im Kreuzviertel gewohnt. Für sie ist es die Grünen-nahe Klientel, die dort wohnt, wo man gut ohne Auto auskommen kann und den Lifestyle mit Lastenfahrrad und Bioladen schätzt. „Und das verstärkt sich weiter.“ Schon früher, erinnert sie sich, hätten die Grünen sehr viele Aktive im Kreuzviertel gehabt. „Die bringen wahrnehmbare Initiativen in den Stadtbezirk.“

Zum Stadtbezirk gehöre auch Dorstfeld, so Kröger-Brenner, mit seinem Widerstand gegen die Nazis, der von den Grünen maßgeblich mitgetragen wird. Überhaupt sei die gesamte Dortmunder Innenstadt politisch grüner geworden: „Wir stellen drei Bezirksbürgermeister. Das macht auch was aus und sorgt für Präsenz.“

Bei der Wahl habe auch der Altersfaktor eine Rolle gespielt, sagt die Grünen-Sprecherin: „Jüngere wählen anders als die Alten, die noch traditionell verhaftet sind.“ Im Kreuzviertel leben viele Studenten und junge Familien.

Bestimmte Klientel im Stadtbezirk

Die Verluste der CDU bei der Bundestagswahl fallen laut Wahlanalyse der Stadt dort am größten aus, wo die Grünen am meisten gepunktet haben. Im Stadtbezirk Innenstadt-West stürzten die Christdemokraten von 20,54 Prozent ab auf nur noch 12,32 Prozent.

Die CDU sei immer stärker in der Innenstadt-Ost gewesen, sagt CDU-Parteichef Sascha Mader, während sich die Grünen schon viel früher in der westlichen Innenstadt verankert hätten. Die Bundestagswahl sei nicht dazu geeignet, die Stärke der Grünen im Stadtbezirk Innenstadt-West zu erklären. „Da passt die Wahl nicht zu.“

Im Kreuz- und Klinikviertel lebe eine bestimmte Klientel, sagt Mader, „die bewusst und gewollt dahinzieht. Die brauchen kein Auto.“ Eine Großstadt müsse auch für solche Quartiere Platz haben. Die CDU wolle dort – wie in allen Stadtbezirken – mit Themen punkten wie Mobilität, „eher als Angebot, nicht als Verbot“, mehr Wohnraum und klimafreundlich gestaltete Stadtquartiere.

Unionviertel hip wie der Prenzlauer Berg

Für SPD-Parteichefin Nadja Lüders lässt sich am Wahlergebnis erkennen, wie sehr sich die Stadtbezirke verändern. Vor allem das Unionviertel, wo das Gasthaus statt Bank in unmittelbarer Nachbarschaft vom Unverpacktladen „Frau Lose“ liegt. Lüders: „Da dreht sich gerade was. Dieses Stadtviertel ist gerade hip, im Grunde vergleichbar mit dem Prenzlauer Berg in Berlin.“

Das Kreuzviertel sei für die SPD schon immer eine harte Nuss gewesen, sagt die SPD-Chefin: „Im Grunde haben die Grünen dort die CDU abgelöst.“ Potenzial für die SPD sieht sie eher im Klinikviertel: „Das Wahlergebnis dort war sehr durchmischt“, sagt Lüders. Die SPD müsse deutlich machen, dass sie mit sozialdemokratischer Politik mitverantwortlich zeichne für bessere Wohnverhältnisse, gute Verkehrsverbindungen und neue Radwege.

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