Groß-Einsatz der Polizei am Hauptbahnhof und in der Innenstadt Viele Kontrollen - Innnenminister Reul vor Ort

200 Polizisten im Sonder-Einsatz gegen Messer-Kriminalität
Lesezeit

Groß-Einsatz im und um den Dortmunder Hauptbahnhof und in der Dortmunder City: Fast 200 Beamte der Bundespolizei und der NRW-Polizei führten am Samstagabend (10. Juni) Schwerpunkt-Kontrollen in der City durch. Der Hauptbahnhof wurde für diese Zeit zur Waffenverbotszone erklärt. Innenminister Herbert Reul war in Dortmund vor Ort. Der Einsatz dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Unterstützt wurde die Polizei vom Ordnungsamt.

Die Landespolizei kontrollierte in der Nacht nach eigenen Angaben 691 Personen und 167 Autos. Dabei stellten sie zwei Messer, drei Pfeffersprays und eine Axt sicher, auch 2500 Euro Bargeld wurden beschlagnahmt - es besteht der Verdacht, dass dieses Geld aus Straftaten stammt. Zudem konnten bei den Kontrollen zwei Haftbefehle vollstreckt werden.

Außerdem durchsuchten die Beamten mehrere Kioske an der Bornstraße. An einem hatten sie den Verkauf von Drogen beobachtet, in den Privaträumen des Besitzers fanden sie weitere Drogen sowie eine PTB-Waffe. Im Brügmann-Kiosk, der im Beisein des Innenministers durchsucht worden war, fanden die Beamten weder Drogen noch Waffen. Die Polizei kündigte weitere Kontrollen für die Zukunft an.

Die Bundespolizei veröffentlichte keinen Zahlen zu ihrem Einsatz am Dortmunder Hauptbahnhof, gab jedoch an, an allen Einsatz-Bahnhöfen zusammen 25 verbotene Gegenstände sichergestellt zu haben, darunter 17 Messer und sechs Pfeffersprays.

Denn die Polizei war nicht nur in Dortmund im Einsatz: Auch in Düsseldorf, Köln, Aachen, Bonn und Münster wurden Kontrollen am Hauptbahnhof und im Stadtgebiet durchgeführt.

Hintergrund ist, dass Messergewalt zunehmend ein Problem in den Innenstädten wird. Beim letzten Feiertagswochenende – von 28. April bis 1. Mai – kam es in acht Städten zu Angriffen mit Messern. Ein 35-Jähriger erlag in Leverkusen seinen Stichverletzungen. Am Montag, 5. Juni, wurden zwei Menschen bei einer Attacke mit einem kleinen Beil in einem Evinger Fitness-Studio schwer verletzt.

Auch an der Ecke Lütge Brückstraße Hansastraße kontrollierte die Polizei Passanten.
Auch an der Ecke Lütge Brückstraße Hansastraße kontrollierte die Polizei Passanten. © Georg Thanscheidt

Am Donnerstag, 8. Juni, hatte ein 15-Jähriger zwei Teenager am Dortmunder Hauptbahnhof mit dem Messer bedroht und ein Smartphone geraubt. Am gleichen Tag attackierte in Annecy (Frankreich) ein Mann vier Kinder auf einem Spielplatz und verletzte sie schwer. Aufgrund „mehrerer tragischer Vorfälle in den vergangenen Wochen, in denen Messer eine Rolle spielten“, setzte die Polizei nun einen Kontrollschwerpunkt, so das Innenministerium.

Es gehe auch darum, das Mitsichführen von Messern nicht zu bagatellisieren oder gar unter Jugendlichen zu einer vermeintlichen Selbstverständlichkeit zu machen. „Messer gehören in die Küche, nicht auf die Partymeile. Zu viele Vorfälle an den Wochenenden auf den bekannten Feierzonen zeichnen jedoch ein anderes Bild. Deshalb zeigt unsere Polizei mit dieser ersten Kontrollnacht gegen Messergewalt deutlich die Grenzen des Erlaubten auf“, erklärte Innenminister Herbert Reul. „Mit den Kontrollen wollen wir niemanden ärgern, sondern zeigen, dass das Mitführen von Messern nicht normal und nicht erwünscht ist. Eine Stichwaffe ist kein Handy und keine Geldbörse und darf deshalb niemals zu den gewöhnlichen persönlichen Gegenständen gehören“, so der CDU-Politiker.

4200 Fälle in 2022

In der ganzen Innenstadt ist die Polizei am Samstagabend im Einsatz.
In der ganzen Innenstadt ist die Polizei am Samstagabend im Einsatz. © Georg Thanscheidt

Noch im Mai hatte Herbert Reul im Landtag betont, dass die Zahl von 4200 Messer-Attacken vergleichsweise niedrig sei - sie liege um 27 Prozent niedriger als 2019. Er hatte vor vier Wochen eine differenzierte Debatte angemahnt: Über ein generelles Messerverbot in der Öffentlichkeit – wie von der SPD-Opposition gefordert – könne man mit ihm reden. Beschließen könne das allerdings nur der Bund – und dort stelle die SPD die Innenministerin.

Bereits im November 2022 war der Hauptbahnhof - wie jetzt auch - zeitlich befristet zur Waffenverbotszone erklärt worden. Dabei wurden zahlreiche Messer sichergestellt. Wer nach einer Verwarnung erneut durch den Besitz von Klingen oder Schlägern negativ auffällt, muss mit einer Strafe um die 2000 Euro rechnen.

Groß-Einsatz gegen Messergewalt in Dortmund: Innenminister Reul im Video-Interview

Angriff mit Beil und Hantelstangen: Polizei Dortmund nennt neue Details zu Attacke im Fitnessstudio

15-Jähriger bedroht zwei Jungen (12/14) mit Messer: Polizei-Einsatz am Dortmunder Hauptbahnhof