
© Stephan Schütze
Angst vorm Tod der City: „Viel Zeit bleibt nicht mehr"
Sorge um Dortmunds City
Die Folgen von Coronapandemie und Online-Handel haben Dortmunds City fest im Griff. Die IHK schlägt Alarm: Ihr Präsident Heiz-Herbert Dustmann fordert „einen Booster“ für die City-Entwicklung.
Müll und Graffiti-Schmierereien an Hauswänden. Ein häufig ungepflegter Zustand von Sitzen und Bänken, zunehmende Bettelei und eine in Teilen der City zu beobachtende Drogenkriminalität, gepaart mit leerstehenden Geschäften sogar in 1a-Lagen: Die Entwicklung von Dortmunds City bereitet der Industrie- und Handelskammer (IHK) große Sorgen.
Händler würden infolge der Coronakrise und des konkurrierenden Online-Geschäfts von „teilweise dramatischen Einbußen der Besucherzahlen“ berichten, sagte IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann bei der Jahrespressekonferenz – und schlug Alarm: „Wenn wir unsere Innenstadt als pulsierendes Herz nicht verlieren wollen, brauchen wir jetzt eine Investitions- und Innovationsoffensive“, forderte Dustmann. „Wir brauchen einen Booster für die City-Entwicklung.“

Viele Händler gehen davon aus, dass die Besucherzahlen nicht mehr die Werte aus der Zeit vor Corona erreichen werden. © RN
Der IHK-Präsident verwies auf großangelegte Umfragen. Sie alle zeigten, was sich City-Besucher wünschten: mehr Angebotsvielfalt, mehr Gastronomie und eine höhere Aufenthaltsqualität. Ein Punkt werde von Kunden besonders hervorgehoben: „Unsere Innenstädte drohen zu verwahrlosen“, sagte der IHK-Präsident. Und schob nach: „Und sind es zum Teil auch schon.“ Das Ökosystem Innenstadt sei vielerorts infiziert.
Kammer schlägt Maßnahmenkatalog vor
Um die dauerhafte Erosion zu stoppen, bedürfe es jetzt einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Akteure – von der Wirtschaft über Politik und Verwaltung bis hin zu Immobilieneigentümern und weiterer Gruppen.
Wie soll die künftige Marschrichtung aussehen? Dustmann verwies auf eine im März verabschiedete Resolution der IHK-Vollversammlung. Fünf Seiten stark, werden darin verschiedenste Maßnahmen vorgeschlagen: Dabei geht es beispielsweise um die Gründung einzelner „Immobilien- und Standortgemeinschaften“ zur Aufwertung von City-Quartieren. Neben „zeitgemäßen Stadtmöbilierungen“ (Bänke, Spielplätze) werden neue Gastronomiekonzepte und „attraktive Veranstaltungen“ angemahnt.
Leerstehende Ladenzeilen sollen mit Zwischennutzungen gefüllt werden, die um „kreative, kleinbetriebliche Einzelhandelsformate“ ergänzt werden müssten. Dabei kommt für die IHK auch der Umbau von Ladenflächen für Kultur, Freizeit und Wohnen infrage. Polizei und Ordnungsamt müssten mehr Präsenz zeigen.
Auch Videoüberwachung an „Brennpunkten“ ist für die IHK kein Tabuthema. Viel Zeit bleibe nicht mehr, so Dustmann. „Die Situation hat eine Dramatik angenommen, die entschlossenes und zügiges Handeln erfordert“, sagte der IHK-Präsident.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.