
© Oliver Schaper
In der „Taverna Ru“ gibts Borschtsch, Pelmeni und russische Herzlichkeit
Restaurant-Check
In Dortmund gibt es nicht viele russische Restaurants. Das ist schade, denn die Küche ist abwechslungsreich und spannend. In der „Taverna Ru“ gibts die nicht nur für Russen zu erleben.
Ein Schild vor dem Eingang der „Taverna Ru“ an der Gutenbergstraße verkündet in kreidegeschriebener Nüchternheit „russische und internationale Hausmannskost von 17 bis 22 Uhr“. Na das ist doch mal was Neues. Sushi-Restaurants gibt es in Dortmund inzwischen ja viele, Italiener und Griechen sowieso, aber ein russisches Restaurant kannte zumindest ich bisher nicht. Zeit also, das zu ändern.
Denn so neu ist die „Taverna Ru“ gar nicht. Bereits im Januar 2016 hat das Lokal in Wellinghofen eröffnet. Im Juni 2017 ist es mit neuem Besitzer und gleicher Köchin an die Gutenbergstraße im Schatten des blauen Hochhauses „Ellipson“ umgezogen.
Meine Begleitung und ich besuchen das Restaurant an einem Dienstagabend. Am Ende werden wir nicht nur gut gegessen, sondern auch etwas über Oberflächlichkeit gelernt haben.
Die Atmosphäre:
Man muss es leider sagen: Auf den ersten Blick ist die „Taverna Ru“ kein Augenschmaus. Als wir den Gastraum betreten, befinden sich darin drei Personen: wir und die Kellnerin. Ansonsten ist das Lokal leer. Musik läuft nicht und in die Decke eingelassene Lampen werfen ein recht helles Licht. Die Esstische sind eher schick, der Tresen detailverliebt mit russischen Klassikern bestückt. Insgesamt wirkt der Gastraum auf uns allerdings, vielleicht auch weil es so leer ist, ein wenig kalt.
Das ändert sich aber schnell, als wir unsere Kellnerin kennen lernen. Mit russischer Herzlichkeit kümmert sie sich um ihre – zugegeben erst einmal einzigen – Gäste. Fragt regelmäßig aber nicht aufdringlich oft nach. Man hat das Gefühl, als wäre es ihr ein persönliches Anliegen, dass wir uns wohl fühlen. Und obwohl wir erst mal allein sind, fühle ich mich nie beobachtet – auch keine Selbstverständlichkeit.
Später erfahren wir dann auch, warum es am Dienstagabend eher leer ist. Unter der Woche, so sagt uns unsere Kellnerin, kommen hauptsächlich deutsche Gäste, da sei es dann auch schon mal etwas leerer. Ausnahmen sind besondere Termine, wie der Valentinstag. Am Samstagabend sei es dann voll: Viele Russen kämen dann, um zu Live-Musik zu essen und zu tanzen. Bis Mai seien die Samstagabende in der „Taverna Ru“ ausgebucht. Dass das Lokal vor allem bei Landsleuten beliebt zu sein scheint, weckt Hoffnungen auf eine authentische Küche.
Das Essen:
Sobald das Essen auf unserem Tisch steht, ist der erste Eindruck vergessen. Denn unsere Gerichte sehen nicht nur lecker aus, sondern sind das auch. Vorweg gibt es noch Brot und einen Vodka aufs Haus.
Für mich gibt es als Vorspeise Borschtsch, eine deftige Suppe mit rote Beete und Fleisch. Ohne ein großer Kenner der russischen Küche zu sein: so hatte ich mir das erhofft. Der Borschtsch kommt heiß, würzig und mit ordentlich Einlage daher. Damit aus der Vorspeise kein Hauptgericht wird ist die Portion entsprechend überschaubar aber definitiv auch nicht zu klein. Meine Begleitung verzichtet auf eine Vorspeise. Kurz nachdem ich der Borschtsch weggelöffelt habe, kommen dann unsere Hauptgerichte.

Beef Stroganoff: Rindfleischstreifen in heller Soße. © Bastian Pietsch
Für mich gibt es einen Klassiker der gehobenen russischen Küche: Beef Stroganoff (17,80 Euro). Die Soße ist geschmacklich fein, aber doch herzhaft und passt gut zu den Rindfleischstreifen. Zusammen mit dem festen Kartoffelpüree und dem auffallend frischen Salat bekomme ich so ein Gericht, dass ohne großen Schnickschnack auskommt, sich aber geschmacklich doch klar von ähnlichen Gerichten der deutschen Küche abhebt.

Krutscheniki: eingerolltes Schweinefleisch mit Steinpilzcreme-Füllung. © Bastian Pietsch
Meine Begleitung entscheidet sich für Krutscheniki, Rouladen aus Scheinefleisch mit Steinpilzcreme-Füllung (auch 17,80 Euro). Dazu kommen ebenfalls eine Portion Kartoffelpüree und ein Salat. Beim Probieren stelle ich fest: Auch hier harmonieren Fleisch und Soße sehr gut zueinander. Dieses Gericht könnte so oder so ähnlich wohl auch einer deutschen Hausmannsküche entstammen – statt einer russischen – lecker ist es aber nichts desto weniger.

Russisches Bier im Dortmunder Glas. © Bastian Pietsch
Neben dieser Auswahl fallen mir noch einige andere interessante Gericht in der angenehm überschaubaren Karte auf: zum Beispiel die Blinis mit rotem Kaviar, der Schweinefilet-Eintopf alt-russischer Art mit Teig überbacken oder das in Cognac flambierte Lamm. Aber die müssen wohl auf den nächsten Besuch warten, denn nach den deftigen Hauptgerichten sind wir beide satt. Sogar das Dessert (z.B. Blinis mit Eis) fällt aus. Nach dem oberflächlich durchwachsenen ersten Eindruck bin ich in jedem Fall angefixt, die russische Küche noch weiter kennen zu lernen.
Die Preise:
Zu zweit zahlen wir knapp 50 Euro inklusive Trinkgeld. Dafür bekommen wir zwei Hauptgerichte, eine Vorspeise und zwei Bier. Der Vodka vorweg geht aufs Haus. Ich habe das Gefühl, dass ich hier für mein Geld qualitativ gutes und leckeres Essen bekomme. Kein übermäßiges Schnäppchen, was vermuten ließe, dass zum Beispiel an den Zutaten gespart wird, und ganz sicher nicht zu teuer.
Kinderfreundlichkeit:
Eine spezielle Karte für Kinder gibt es nicht. Auf Wunsch macht das Team der „Taverna Ru“ aber spezielle Portionen für Kinder: Pommes, Kartoffelpüree, Hähnchen sei alles kein Problem.
360-Grad-Bild: Sehen Sie sich in der „Taverna Ru“ um!
Barrierefreiheit:
Der große Gastraum ist zur Straße ebenerdig und auch für Menschen im Rollstuhl zu erreichen. Im kleineren Gastraum dürfte es allerdings etwas eng werden. Zur Toilette geht es eine Stufe hinunter. Auf Nachfrage erfahre ich aber, dass es auch eine Toilette gibt, die mit einem Rollstuhl erreicht werden kann. Dazu muss man allerdings einen zweiten Eingang nutzen.
Anfahrt und Parkplätze:
An der Gutenbergstraße selbst kann man mal besser, mal weniger gut parken. In zu Fuß zu bewältigender Distanz liegen allerdings drei große Parkplätze: die Tiefgaragen am Südbad und unter dem Friedensplatz sowie – etwas weiter weg – das Parkhaus des Klinikums Mitte. Alle drei verlangen Parkgebühren. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen will hat es einfach: Die „Taverna Ru“ liegt in direkter Nähe zur Haltestelle „Stadthaus“. Dort halten nicht nur die Stadtbahn-Linien U 41, U 45, U 47 und U 49 sondern auch die S 4.
Netzstimmen:
Auf Tripadvisor gibt es nur elf Bewertungen für die „Taverna Ru“, zwei davon sind dafür auf Russisch. Im Schnitt kommt das Restaurant auf sehr gute 4,5 von 5 möglichen Punkten. Das muss aber bei so wenigen Bewertungen nicht zwingend etwas aussagen. Auch die ausformulierten Bewertungen von Restaurant-Besuchern sind jedoch durchweg positiv.
Auch auf Facebook lässt sich die „Taverna Ru“ finden. Auch hier hält sich die Zahl der Bewertungen und Kommentare aber in engen zweistelligen Grenzen. Man könnte sagen, für das Netz ist die „Taverna Ru“ noch ein kleiner Geheimtipp.
Restaurant-Infos:
„Taverna Ru“, Gutenbergstraße 18, 44139 Dortmund, mehr Infos auf der Website, Reservierungen unter Tel. (0231) 42781129 oder per E-Mail an hallo@taverna-ru.de.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 17 bis 22 Uhr, Samstag: 17 bis 24 Uhr, Sonntag: 14 bis 19 Uhr, Montag ist geschlossen.
Hier finden Sie eine Karte mit allen Tests:
Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
