
© Stephan Schütze
Impf-Vergleich: Andere NRW-Großstädte lassen Dortmund deutlich hinter sich
Coronavirus
Dortmunds bekannte Impfquote liegt nicht weit unter dem deutschlandweiten Durchschnitt. Vergleicht man die größten NRW-Städte aber miteinander, rutscht Dortmund im Ranking ab.
Immer wieder hat es in den vergangenen Wochen Beschwerden über das Dortmunder Impfzentrum gegeben. Öffnungszeiten waren wegen geringer Nachfrage verkürzt worden: Erst standen Menschen trotz Terminen vor verschlossenen Türen, dann gab es lange Schlangen, weil viele gleichzeitig kamen.
Die Tausenden, die ihre Impfung planmäßig bekommen haben, waren aber zu großen Teilen voll des Lobes über den Ablauf neben dem Hochofen. Und nirgends sonst in der Region Westfalen-Lippe sind bislang so viele Corona-Impfungen verabreicht worden wie im Hörder Impfzentrum. Rund 173.000 Erst- und 160.000 Zweitimpfungen waren es bis zum Donnerstag (12.8.).
Aber Dortmund hat auch die zweitmeisten Einwohner aller Städte und Kreise in Westfalen-Lippe (die Kassenärztliche Vereinigung ist für dieses Gebiet zuständig). Dementsprechend sollte die Kapazität auch größer sein als in anderen Orten. Wie steht Dortmund nun im Vergleich zur gesamten Impfkampagne da?
Einen Ansatz bietet die Zahl der Impfungen pro Einwohner der jeweiligen Stadt oder des Kreises. Da liegt das Dortmunder Impfzentrum im Westfalen-Lippe-Vergleich fast genau im Durchschnitt. 29 Prozent aller Einwohner haben ihre Erstimpfung (Stand 12.8.) in der Warsteiner Music Hall bekommen.
Quote geringer als in anderen Großstädten
Am höchsten ist diese Quote in den kleineren Städten Bottrop (44 Prozent) und Hagen (43). Der Kreis Recklinghausen hat etwas mehr Einwohner als Dortmund - dort sind bislang 23 Prozent der Einwohner vom Impfzentrum versorgt worden. Das ist der Tiefstwert für Westfalen-Lippe. Auch im nächstkleineren Kreis Steinfurt (rund 449.000 Einwohner) liegt die Quote bei nur 24 Prozent.
Blickt man auf die NRW-Großstädte, mit denen sich Dortmund in vielen anderen Bereichen misst, sieht man aber andere Werte. Essen hat fast genau so viele Einwohner wie Dortmund - dort haben 38 Prozent der Menschen ihre Erstimpfung im Impfzentrum bekommen. Düsseldorf hat denselben Wert, Duisburg und Köln folgen mit 36 und 35 Prozent.
Diese Zahlen müssen aber nicht bedeuten, dass ein Impfzentrum besser sei als ein anderes. Ein niedriger Anteil des Impfzentrums könnte auch zeigen, wie gut die Arztpraxen in der Stadt bei der Impfkampagne engagiert sind. Zur Einordnung hilft ein Blick auf die stadtweiten Impfquoten.
Etwa 61,8 Prozent aller Dortmunder haben insgesamt (Stand 12.8.) eine Corona-Erstimpfung bekommen. Bonn führt das Großstadt-Ranking mit 72,0 Prozent an. Düsseldorf folgt mit 68,5 Prozent, Köln hat 66,2 und Essen 64,7 Prozent. Nur Duisburg und Wuppertal haben von den zehn größten NRW-Städten weniger Impfungen pro Einwohner als Dortmund. Der deutschlandweite Gesamtschnitt liegt bei etwa 63 Prozent.
Neuer Impfbus ist im Stadtgebiet unterwegs
Stadtsprecherin Katrin Pinetzki sagt zum Thema: „Wir sind in Dortmund schon längst in einer Phase, in der für das Impfen geworben wird, werden muss.“ Am Angebot oder an den Öffnungszeiten des Impfzentrums scheitere eine gewünschte Impfung „sicher nicht“.
Jeder und jede, wer sich in Dortmund impfen lassen möchte, habe dazu auch die Gelegenheit. Fast täglich sei seit Montag (9.8.) der neue Impfbus im Stadtgebiet unterwegs und biete Impfungen an viel frequentierten Orten an. „Die Stadt setzt momentan stark auf mobile Impf-Angebote, die auch sehr gut angenommen werden“, so Pinetzki: „Hier gibt es ganz offensichtlich noch Potenzial, das versucht wird auszuschöpfen mit Vor-Ort-Angeboten.“
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
