Immer neue Krankheitswellen rollen durch Dortmund Viele Lehrer, Kinder und Erzieher betroffen

Viele Lehrer, Kinder und Erzieher in Dortmund krank
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Seit Weihnachten schon „haben wir ein hohes Grundrauschen“, sagt Prosper Rodewyk. Der Arzt ist Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe – und aus seiner Praxis in Hörde weiß er zu berichten: Der Andrang ist weiterhin groß, auch Anfang März noch.

Während Rodewyk vor allem erwachsene Patienten behandeln und krankschreiben muss, weiß Hendrike Frei, wie es Kindern und Eltern geht. Die Sprecherin der Kinderärzte in Dortmund unterstreicht: Seit Herbst rolle eine Krankheitswelle nach der anderen durch die Stadt. Die erwischt viele Kinder – und lässt viele Eltern seufzen.

„Ordentliche Infektionswelle“

Erst viele RSV-Fälle, dann häufig Hand-Mund-Fuß, schließlich Scharlach, Streptokokken, nun sehr viel Erkältung, Grippe, Magen-Darm oder Corona. „Die Saison zieht sich ziemlich lang hin“, findet Frei. „Wir haben eine ordentliche Infektionswelle.“ Die wiederum nicht nur die Kinder erwische.

„Viele Eltern erzählen mir, dass das Personal in der Kita oder im Offenen Ganztag an der Grundschule krank ist.“ Auch dass viele Lehrer ausfielen, habe sie schon mitbekommen. In der Altersklasse 0 bis 4 Jahre würde die Anzahl der Infektionsfälle langsam wieder sinken. An den Grundschulen sehe das derzeit aber genau andersherum aus.

„Saison vergleichsweise lang“

„Ich glaube schon, dass die Saison vergleichsweise lang ist, aber ganz ungewöhnlich ist so ein Stand Anfang März auch nicht“, erläutert die Sprecherin der Kinderärzte. Prosper Rodewyk ergänzt: „Das ist der Effekt von Karneval.“

„In Köln ist das ja schon direkt vor einer Woche durchgeschlagen“, weiß Rodewyk. Hier trudelten die Erkältungen, Influenza- und Corona-Erkrankungen nun erst mit etwas Abstand zum jecken Treiben ein. Weil es eben das im Karneval nicht gebe: den Abstand.

Dr. Prosper Rodewyk ist Bezirkssprecher der Kassenärzte in Dortmund.
Dr. Prosper Rodewyk ist Bezirkssprecher der Kassenärzte in Dortmund. © Stephan Schütze (Archivbild)

Karnevalswelle bei Kindern

Auch das Wetter habe in diesem Winter eine Rolle gespielt. Viele extrem regnerische und kalte Tage habe es gegeben, erinnert sich Hendrike Frei. Die Folge, logischerweise: Kinder, Eltern, Erzieher, Lehrer – alle seien viel und lange drinnen gewesen. Und das eben auch zu den Karnevalsfeiern.

Was die Kinderarzt-Sprecherin aus Erfahrung weiß, ohne damit einen konkreten Fall zu meinen: „In den Kitas ist es doch oft so, dass das Marienkäferkostüm so süß ist und dass sich das Kind so sehr auf Karneval freut. Dann schicken die Eltern die Kleinen natürlich auch mit Schnupfennase hin – oder nachdem sie vorher extra Grippesaft gegeben haben.“

Immerhin: Der „größte Peak“ sei vorbei. Den Höhepunkt habe die Erkältungswelle in der 52. Woche 2022 gehabt, also rund um Weihnachten. Nur: „Seitdem haben wir schon öfter gedacht, dass wir es jetzt endlich überstanden haben – aber bisher kommt immer eine neue Welle.“

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