Immer mehr Menschen mit Depressionen im Krankenhaus Wie ist die Lage in Dortmund?

Mehr Menschen mit Depressionen im Krankenhaus: So ist die Lage in Dortmund
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In Nordrhein-Westfalen steigt die Zahl der Menschen, die aufgrund einer Depression stationär behandelt werden müssen, in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Laut einer Auswertung der AOK NordWest wurden im Jahr 2023 insgesamt 58.610 Menschen in Kliniken aufgenommen – ein Anstieg von 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der höchste Wert seit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020.

„Depressionen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen und stellen eine enorme Herausforderung für unser Gesundheitssystem dar“, betont Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest. Besonders betroffen sind Frauen sowie Beschäftigte in Berufen wie Pflege, Sozialverwaltung und Altenpflege. Die Erkrankung führt zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen.

Prof. Dr. Jens Bothe, Kaufmännischer Direktor in den LWL-Klinken in Dortmund.
Prof. Dr. Jens Bothe, Kaufmännischer Direktor in den LWL-Klinken in Dortmund. © LWL-Kliniken

Einblicke aus der LWL-Klinik Dortmund

Die LWL-Klinik Dortmund bestätigt den Trend steigender Zahlen depressiver Patientinnen und Patienten, insbesondere in den Jahren 2023 und 2024. Prof. Dr. med. Hans-Jörg Assion, Ärztlicher Direktor der Klinik, erklärt: „Die Jahre 2023 und 2024 fallen durch eine relative Zunahme gegenüber den Pandemiejahren auf. Das Jahr 2024 liegt über dem Niveau vor zehn Jahren, jedoch gab es auch in 2017 eine erhöhte Aufnahmerate.“ Gleichzeitig betont er aber, dass das Bild der ständig nur steigenden Zahlen nicht eindeutig ist, wenn man die Zahlen aus den Vor-Pandemie-Jahren betrachtet.

Außerdem müsse man bei der Betrachtung der Zahlen aus stationären Kliniken vorsichtig sein. Die gesellschaftliche Zunahme depressiver Störungen spiegelten sich nämlich nicht immer direkt oder ausschließlich in den Klinikzahlen wider. Viele Betroffene würden nämlich keine stationäre Versorgung aufsuchen.

Statistische Entwicklung

Die Klinik dokumentiert die prozentualen Anteile depressiver Patientinnen und Patienten über die letzten Jahre:

  • 2015: 33,89 Prozent
  • 2017: 35,45 Prozent
  • 2020: 30,44 Prozent (Pandemietief)
  • 2023: 34,27 Prozent
  • 2024: 36,13 Prozent

Diese Daten zeigen einen deutlichen Anstieg seit dem Tiefpunkt während der Pandemie, aber nur einen geringen Anstieg im Vergleich zum bisherigen Höchststand der letzten zehn Jahre im Jahr 2017.

Einweisungen und (Selbst-)Gefährdung

Einweisungen nach dem Psychisch-Kranken-Gesetz (PsychKG) bleiben laut Klinikdaten allerdings konstant (umgangssprachlich Zwangseinweisungen nach beispielsweise fremd- oder selbstgefährdendem Verhalten). Ebenso zeigt sich kein Anstieg bei akut selbstgefährdenden Personen, die sich selbst einweisen möchten. Dies deutet darauf hin, dass akute Krisensituationen stabil geblieben sind.

Die Wartezeit für nicht akut gefährdete Patient*innen betrage laut Dortmunder Klinik aktuell zwei bis vier Wochen. Akut gefährdete Personen werden hingegen sofort aufgenommen. Die Klinik bietet zudem schnelle Hilfe in ihrer Krisen-Tagesklinik mit einer Aufnahmezeit von etwa zwei Wochen. Die personelle Ausstattung ist ausreichend und entspricht den gesetzlichen Vorgaben.

Auswirkungen der Krankenhausreform

Prof. Dr. Jens Bothe, Kaufmännischer Direktor der LWL-Klinik Dortmund, bewertet die Krankenhausreform positiv: „Die psychiatrischen Leistungsgruppen wurden bei der krankenhausplanerischen Umsetzung in NRW vorteilhaft bedacht. Es gab kaum Einschränkungen bei voll- und teilstationären Kapazitäten; teilweise wurden diese sogar erweitert.“ Auch die Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wird keine gravierenden Auswirkungen auf die Psychiatrie in NRW – und somit auch in Dortmund – haben.

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