Mit einer Pipette füttert Regine Weber den Baby-Igel Willi. Rechts hält sie einen anderen Igel in der Hand.

Regine Weber versorgt kranke oder zurückgelassene Igel, wie Willi, der noch so jung ist, dass er mit einer Pipette gefüttert werden muss. © Maurice Prior

Alle zweieinhalb Stunden füttern – eine Dortmunderin kümmert sich um Baby-Igel

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Regine Weber aus dem Dortmunder Westen versorgt kranke oder zurückgelassene Igel. Sie klagt über manchen Garten und Mähroboter, und gibt Tipps, wie man helfen kann.

Deusen

, 06.09.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Willi Winzig hat Hunger. Gierig schlürft der etwa elf Tage alte Igel die flüssige Nahrung aus der Pipette von Regine Weber. Seit neun Tagen ist er bei ihr, seine Augen sind noch geschlossen. Weber hat den kleinen Igel bei sich aufgenommen. Mutmaßlich, nachdem seine Mutter ihn verstoßen hat. „Das passiert eigentlich nur dann, wenn die Mutter selbst unterernährt ist“, erklärt die Deusenerin, die Willi an ihrem Küchentisch sitzend füttert.

Um sich und die anderen Kinder durchzubringen, lässt die Igel-Mutter dann ihr schwächstes Kind zurück. Wenn Menschen solche zurückgelassenen Igel finden, ist die Chance nicht gering, dass sie bei Regine Weber landen.

Regine Weber hält den noch ganz nackten Baby-Igel Willi, der noch ohne Fell ist.

Mit einer Pipette füttert Regine Weber den Baby-Igel Willi. Sie darf ihm nicht zu viel geben, denn ein Blähbauch könnte für das kleine Tier lebensgefährlich werden. © Maurice Prior

Igel oft durch Gartengeräte verletzt

Als Teil der Arbeitsgruppe Igelschutz Dortmund e.V. hat sich die Dortmunderin dem Aufpäppeln der Tiere verschrieben. Dass das immer wieder notwendig ist, liegt laut Regine Weber vor allem an der Gartengestaltung: „Es ist teilweise einfach furchtbar, wie die Leute mit der Natur umgehen. Manche richten ihren Garten wie ein Wohnzimmer ein. Für die Igel bleibt da dann kein Platz.“

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Die Tiere bräuchten Flächen, die ihnen Futter und Schutz bieten, argumentiert die Tierschützerin. „Gerade durch Gartengeräte wie Mähroboter werden die Tiere manchmal schlimm verstümmelt. Die sollte man nicht unbeaufsichtigt fahren lassen.“ Weber wünscht sich, dass die Menschen wachsamer werden, was schützenswerte Kleintiere angeht.

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Engagement für Igel ist rein ehrenamtlich

Was sie über Igel und deren Pflege weiß, hat sich Regine Weber ohne veterinärmedizinischen Hintergrund über die Jahre mehr und mehr angeeignet. Ihre Zeit investiert sie gerne in die hilfsbedürftigen Tiere: „Ich will nicht irgendwas machen, sondern etwas Sinnvolles.“ Das Ehrenamt nimmt Weber aber sehr in Beschlag. „Letztes Jahr war ich nicht eine Woche lang Igel-frei.“

Sie mache das gerne, wünsche sich aber mehr Wertschätzung für das Ehrenamt: „Es sind die ganz kleinen Dinge. Wenn ich zum Beispiel Geld für Fahrten für den Verein von der Steuer absetzen könnte.“

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Die Tiere, die bei ihr sind, bedürfen meist intensiver Pflege: „Die ganz jungen Säuglinge wie Willi müssen alle zweieinhalb Stunden gefüttert werden.“ Nach der achten und letzten Fütterung des Tages um 23 Uhr, klingelt bei Regine Weber der Wecker dann wieder um 2 und um 5 Uhr.

Während sechs Igel auf dem Küchentisch von Regine Weber gefüttert werden, setzt diese eins der Tiere zu seinem Futter.

Regine Weber betreut bei sich Zuhause fast immer mehrere Igel. Diese sind bereits etwas älter, müssen aber immer noch von Pflegern wie ihr versorgt werden. © Maurice Prior

Igel so schnell wie möglich in die Freiheit entlassen

Sobald die Igel stark genug sind, entlässt sie Regine Weber wieder in die Freiheit. Dafür ist sie immer wieder auf der Suche nach geeigneten Standorten für eine Auswilderung: „Ich will, dass sie da zu mindestens 99 Prozent sicher sind.“ Dafür fahre sie manchmal bis nach Iserlohn, denn dort hat sie vor einiger Zeit einen guten Platz ausgemacht.

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Auch die Kosten für die Igel-Notversorgung seien nicht zu unterschätzen, so Regine Weber: „Behandlungen beim Tierarzt, Futter, die ganze Ausstattung für die Unterbringung, dafür muss komplett der Verein aufkommen.“ Regine Weber und ihre Kollegen sind daher immer wieder auf Spenden angewiesen.

Was tun, wenn ich verletzte Igel finde?

Wer zurückgelassene oder verwundete Igel findet, kann sich unter Tel. (0231) 175 555 bei der Beratungsstelle der Igelstation melden. Die Finder müssen die Tiere allerdings selbst zu den Igel-Rettern bringen, denn die Tiere abzuholen, dafür haben die Ehrenamtlichen keine Kapazitäten.

Je nach Schwere der Verletzung kann es aber auch sein, dass die Tiere eingeschläfert werden müssen. Dazu sollten die Igel zum Tierarzt gebracht werden. Die Arbeitsgruppe Igelschutz hat Kontakte zu Tierärzten, die sich mit der Behandlung von Igeln auskennen.