Das Gerücht ist schon ein halbes Jahr in der Welt. Der Urheber ist unbekannt. Bekannt ist jedoch, dass das Gerücht nicht stimmt. Aber die Dortmunder AfD hat es aufgegriffen und am 10. Juli über ihre Website und über Facebook verbreitet: Der Partei sei von aufgebrachten Bürgern zugetragen worden, dass die Stadt Dortmund in dem seit September 2021 leerstehenden ehemaligen Real-Markt an der Deutschen Straße 4 in Eving eine Migrantenunterkunft für 500 Flüchtlinge plane – nicht für Ukrainer, sondern nur für Migranten aus Afghanistan und Afrika. Die AfD kündigt dazu eine Anfrage in der nächsten Ratssitzung an.
Die Stadt Dortmund und auch Bezirksbürgermeister Oliver Stens (SPD) sagen auf Anfrage dieser Redaktion unisono, dass das Gerücht falsch ist und in keiner Weise der Wahrheit entspricht. Stens, der bei den Gesprächen mit dem Eigentümer und Investor des Gebäudekomplexes sowie den involvierten Stadtämtern beteiligt ist, betont: „Eine Migrantenunterkunft ist nie ein Thema gewesen. Diese Idee gab es nie. Ich kämpfe seit der ersten Stunde gegen dieses Gerücht.“
Die AfD-Meldung hatte ein User aufgegriffen und am 13. Juli in die Facebook-Gruppe „Wir sind Eving“ gestellt. „Es gibt keinen Unterzeichner“, sagt Stens. „Mir tut es leid, dass die Menschen das lesen und einfach so weitergeben. Das sorgt für Unruhe.“
Ängste geschürt
Unter dem AfD-Post und auch auf Facebook folgten prompt Kommentare von Menschen, die das Gerücht für bare Münzen nehmen und Ausländerhetze nach bekanntem Muster verbreiten: „Da sollte etwas anständiges rein und nicht so ein Müll“; „Kann ich meine Kinder gar nicht mehr rauslassen“; „Gut es handelt sich wahrscheinlich nicht um Fachkräfte, sondern eher um Bereiche wie Drogenhandel, Raub, Körperverletzung, sexuelle Belästigung usw.“
Oliver Stens empören solche Kommentare. Menschen mit der Geisteshaltung der AfD nutzten offensichtlich gerade das Sommerloch aus, um mutwillig „Ängste zu schüren und Stimmung abzugreifen“, vermutet er.
Dankbar dagegen ist Stens für die Kommentare von Usern, die den Fake News nicht auf den Leim gegangen sind: „Ich bin froh, dass es Bürger gibt, die den Kopf einschalten.“ So heißt es zum Beispiel: „Panikmache“, „Gerüchte im Sommerloch“, „Widerliche Hetze von AfD-Jüngern“, „Billige AfD-Propaganda“, die zeige, „mit welchem Unsinn sich Kommunalpolitiker der AfD beschäftigen.“
„Auf einem guten Weg“
Solche von der AfD weiter gestreuten Gerüchte behinderten die Arbeit für die Zukunft des Gebäudekomplexes, so Stens. Dennoch: „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt der Bezirksbürgermeister, der Eigentümer wolle aber erst mit dem Ergebnis an die Öffentlichkeit, wenn alles in trockenen Tüchern sei.
So schweigt zwar auch Stens über die Pläne, doch dass wieder Einzelhandel in den früheren Real-Markt einzieht, kann man aus folgender Äußerung von ihm schließen: „Ich hoffe, dass, wenn alles fertig ist, ich viele Leute sehe, die dort einkaufen.“
Viele Einzelhändler im Ex-Real-Markt haben die Kündigung erhalten: Einer geht auch freiwillig
Was wünschen sich die Evinger als Nachfolger für den großen Real-Markt?