Hunde lebten „wie im Knast“ Frau hielt 41 Tiere in Nordstadt-Wohnung - Nachbarn berichten

Hunde lebten „wie im Knast“: Frau hielt 41 Tiere - Nachbarn berichten
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Gleich zwei „Willkommen!“-Schilder prangen an der Eingangstür - doch das Haus in der Zimmerstraße sieht nicht gerade einladend aus: Der Putz bröckelt, die mit Graffiti beschmierte Fassade hat Risse, die Verkleidung der Klingelkastens ist abgerissen.

Auch wenn auf unser Klopfen niemand öffnet: Die Vermutung, dass es im Inneren des Hauses nicht besser aussieht, liegt nahe. 24 Stunden vor unserem Besuch am Dienstagnachmittag haben Polizei, Feuerwehr und städtisches Veterinäramt 41 verwahrloste Hunde - darunter acht Welpen, so die Feuerwehr - aus der Wohnung herausgeholt und ins städtische Tierheim gebracht.

Die Tiere waren voller Kot und Urin, ihr Fell verfilzt, ihre Krallen zu lang, stellte die amtliche Tierärztin fest. Auch die Wohnung selbst sei mit Fäkalien verunreinigt gewesen und „übel riechend“ gewesen, so die Polizei.

In der Nachbarschaft der 51-jährigen Hundehalterin waren die Zustände in ihrer Wohnung ein offenes Geheimnis. „Die lebten wie im Knast“, sagt eine Nachbarin über die Hunde. Sie sei froh, dass sie nun endlich frei seien, schiebt die ältere Dame hinterher.

Der gesamte Häuserblock habe unter dem Bellen der Hunde gelitten, sagt ein anderer Nachbar. Vor die Tür ging die 51-Jährige nicht mit den Tieren, ihr einziger Auslauf sei die Dachterrasse auf einem Anbau im engen Hinterhof gewesen.

Diese Terrasse im engen Innenhof war der einzige Auslauf für die Hunde. Sie sei voller Kot und Urin gewesen, berichtet der Hausverwalter des Nachbarhauses.
Diese Terrasse im engen Innenhof war der einzige Auslauf für die Hunde. Sie sei voller Kot und Urin gewesen, berichtet der Hausverwalter des Nachbarhauses. © Thomas Thiel

Dort sah auch der Hausverwalter eines Nachbargebäudes die Hunde regelmäßig. „Da ist alles vollgeschissen“, sagt er. „Im Sommer hat es auch etwas gestunken.“ Die Zustände seien „krass“ gewesen, eine „Katastrophe“.

Der Hausverwalter führt uns in den zweiten Stock des Treppenhauses, von einem Fenster dort hat man einen guten Blick auf die Terrasse. Es gibt den Blick frei auf eine mit Stühlen, Pflanzen und Garten-Deko zugestellte Fläche. Als der freundliche Herr hört, dass dort über 40 Tiere gehaust haben, ist er überrascht: Er habe immer nur knapp zehn Hunde gleichzeitig draußen gesehen. „Die Hunde haben super auf sie gehört“, erinnert er sich.

Nachbarn vermuten Hundezucht

Doch warum hält sich jemand über 40 Hunde? Gleich zwei Nachbarn erzählen unabhängig voneinander folgende Geschichte: Die Frau habe in der Corona-Zeit angefangen, eine gewerbliche Hundezucht aufzubauen. Immer mal wieder seien abends Autos vorgefahren und hätten Hunde abgeholt, sagt eine langjährige Anwohnerin.

Unabhängig davon, ob das stimmt oder nicht - erst einmal haben die Bewohner des Blocks an der Zimmerstraße Ruhe vor Hundebellen: Die Tiere sind „bis auf weiteres“ in der Obhut des städtischen Tierheims, außerdem soll ein Hundehaltungsverbot gegen die 51-Jährige ausgesprochen werden.

Ein Nachbar glaubt jedoch nicht, dass die ungewohnte Stille lange anhält: „Die holt sich bestimmt wieder neue Hunde.“

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