Woher wissen die Bienen eigentlich, dass sie ausschließlich die feinste Akazie anfliegen sollen, damit die hier ins Glas kommen kann? Das muss man doch mal fragen! Seit einer Weile stellt Khadija Großkurth (32) die beeindruckende Vielfalt der verschiedenen Honigsorten vor, die sie hier bei Imker Schmidt auf dem Dortmunder Wochenmarkt verkauft.
Über 100 verschiedene sollen das sein – darunter Spezialitäten wie Lederbaumhonig aus Tasmanien oder Manuka. Zur letzterem sagt die Verkäuferin: „Den kriegt man nur aus Neuseeland und Italien.“ Momentan sei er sogar „relativ günstig“, was bei dieser exquisiten Sorte bedeutet: etwa 30 Euro pro Glas.

Unter den 100 Sorten ist zum Beispiel Avocadohonig aus Mexiko, Apfelblütenhonig aus Italien und Rosmarinhonig aus Spanien. Und besonders beliebt: die Klassiker Raps und Akazie. Doch wie kann das gehen, dass die Bienen nur zum Apfel, Raps oder der Akazie fliegen und alles andere unberührt lassen?
„Der Imker stellt seine Völker möglichst nah an die gewünschte Pflanze“, erklärt Großkurth. 100 Prozent reiner Honig sei dennoch unmöglich. „Im Labor wird geguckt, ob der Anteil für eine Reinsorte hoch genug ist.“ Wenn ja, könne er hier als solcher verkauft werden. Und wenn nicht: „Dann wird er zum Beispiel zu Blüten- oder Waldhonig.“

Manche Sorten, die sie hier an ihrem Stand verkaufen, sind auch ganz bewusst nicht rein, sondern von der Imkerei speziell gemischt. „Ingwertraum“ etwa (mit gemahlenem Ingwer), „Sanddorn im Honig“ (selbstredend) oder „Vanille-Weihnachtstraum“ (mit Bourbonvanille, Zimt und anderen Gewürzen). Auch Propolishonig haben sie, und „Gelee-Royal“, eine Sorte, die laut Großkurth mit dem Futter der Bienenkönig hochgestellt wird.

Einen Großteil der Sorten kann man auch am Stand selbst kosten. In zwei hölzernen Regalen sind Dutzende Gläser ausgestellt, mit Holzstäbchen kann jeder mal ein paar Sorten schlecken. Großkurth hat längst ihren Favoriten gefunden: Schwarzwälder Tannenhonig. Für jeden sei der aber nichts. „Den muss man mögen“, sagt Großkurth, „der ist sehr kräftig.“

Damit man sich nicht ziellos durch alle Gläser durchprobieren muss, berät sie die Kunden auch, bis die ihren perfekten Honig gefunden haben. Als ein junger Herr an den Stand kommt und diese Beratung in Anspruch nimmt, fragt sie ihn zuerst: „Soll der Honig aufs Brot oder in den Salat?“ Er möchte ihn auf dem Brot essen. „Und mögen Sie es lieber flüssig der cremig?“ Da ist er unsicher, beides sei möglich. Am Ende empfiehlt sie ihren Lieblingshonig, dem Kunden schmeckt’s auch, er kauft ihn.
„Für Salate, Soßen oder Joghurt haben wir einen Müslihonig“, sagt sie. „Der ist flüssig und nicht so stark im Geschmack, damit er nicht zu sehr in den Vordergrund kommt.“ Verkauft wird er in XXL-Gläsern, damit man auch nicht mit der Menge geizen muss.

Produziert und abgefüllt würden übrigens alle Sorten in Dortmund – auch die, deren Honig von denen Bienen viele Tausend Kilometer entfernt in die Waben getragen werden. Und das schon seit einer ziemlichen Weile. Seit 40 Jahren arbeitet Imker Schmidt laut seiner Mitarbeiterin nun schon in Dortmund, seit 30 Jahren steht sein Stand auf dem Wochenmarkt, mittlerweile an allen drei Tagen, Mittwoch, Freitag und Samstag.

Die Kundschaft sei an den drei Tagen auffällig unterschiedlich, sagt Großkurth: „Mittwochs kommen viele Stammkunden. Freitags sind Zufallskunden da, die zum Beispiel gerade vom Arzt kommen. Und samstags ist es gemischt, da sind wir auch immer zu zweit da, um mehr beraten zu können.“
In dieser Serie stellen wir in lockerer Folge verschiedene interessante Stände auf dem Dortmunder Wochenmarkt vor – und die Menschen dahinter. Bisher erschienen sind:
- Der Hundefleischer – Christoph Mann verkauft, was niemand mag
- Die Olivenfamilie – Tarek und Sophie betreiben einen besonders stilvollen Stand
- Tanja Bährend hat einen ganz besonderen Genusstipp
- Der Exot – Bei Elmar gibt es die ungewöhnlichsten Früchte und Nüsse
- Die Wursthändlerin – Melanies Angebot ist außergewöhnlich
- Der Florentiner-Bäcker – Nikolaus Göggerle lebt seinen Kindheitstraum
- Die Kartoffelhändlerin – Gisela Engelhardt hat sogar rote und blaue
- Die Weinhändlerin – Elke Greiff-Gossens verkauft aus einem Pferdeanhänger
- Neu auf dem Wochenmarkt – Wiener Würstchen aus der Nachbarschaft
- Der Pilz-Stand – Zhiyan Omar Hasan gibt Tipps zur Zubereitung
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Fisch-Familie Gimmerthal gibt Marktstand ab: Doch wie bekommen Nachfolger ihren Platz?