Wenn Andreas Krupa (42) seine handgemachten Brote und Kuchen in den alten Holzofen schiebt, durchlebt man als Kunde eine Zeitreise. Der Inhaber der kleinen Holzofenbäckerei „Müller‘s Backes“ Am Klusenberg in Dortmund-Syburg empfindet das selbst auch so: „Wir arbeiten hier wie vor 150 Jahren, das ist schon ganz besonders.“
Mit viel Hingabe bereitet er an diesem Morgen auch die Focaccia (italienisches Fladenbrot) vor. In der winzigen Backstube, die gleichzeitig auch Verkaufsraum ist, duftet es unterdessen nach frischem Teig - aus dem Holzofen entweicht der Duft der backenden Brote. Kunden können Krupa bei seiner Arbeit direkt auf die Hände schauen. Er bestreicht in diesem Moment die Focaccia mit einer Marinade aus Olivenöl, Senf und Basilikum, wirkt dabei konzentriert, kann aber ohne Probleme nebenbei erzählen, wie es ihm in den letzten Monaten erging. „Müller‘s Backes“ stand zwischenzeitlich vor dem Aus.
Während er die aus Italien stammende Teigspezialität mit frischen Tomaten abrundet, erzählt er, dass seine Kunden sogar aus den umliegenden Städten extra nach Syburg kämen, um die besondere Kunst des Holzofen-Leckereien zu genießen. Krupa habe eine besondere Beziehung zu vielen seiner Kunden. „Mit manchen trifft man sich mittlerweile sogar.“
„Echt problematisch“
Noch vor wenigen Monaten stand all das jedoch auf der Kippe, wie der 42-Jährige nachdenklich berichtet: „Letztes Jahr im April, Mai war es ganz schwierig. Die Rohstoffe wurden quasi von heute auf morgen viel teurer. Wir haben kein Holz für unseren Holzofen bekommen. Wir hatten ganz heftige Schwierigkeiten. Das war echt problematisch.“

Der russische Angriff auf die Ukraine, die dadurch steigenden Kosten der Rohstoffe, die Energiekrise - zu viel für den kleinen Laden. „Es waren so viele Baustellen auf einmal“, erinnert sich Krupa an das schwierige Jahr 2022. „Wir mussten die Preise erhöhen, das hat die Leute abgeschreckt, der Umsatz ist eingebrochen.“
„Schockzustand”
2012 hatte das Ehepaar Krupa die kleine Bäckerei im Dortmunder Süden übernommen - und plötzlich stellte sich die Frage. Wie geht es weiter? „Ich war im Schockzustand. Und die Sorge war da, dass es immer schlimmer wird“, versucht Krupa die kräftezehrende Situation zu beschreiben. Zu diesem Zeitpunkt überlegte er, gemeinsam mit seiner Frau in die Schweiz auszuwandern. Die Pläne seien schon recht konkret gewesen, so der Bäcker. „Anfang 2023 wollten wir dort eine Bäckerei übernehmen.“
Ein entscheidender Moment
Doch so einfach gibt man seinen eigenen Laden eben doch nicht auf. „Das ist nicht wie ein normaler Jobwechsel“, bestätigt Krupa. Es hänge viel mehr daran. „Man hängt sehr an dem Laden, man hat viel Zeit reingesteckt. Und die vielen Stammkunden“. Dem Bäcker ist anzumerken, dass sein Herz in der kleinen Backstube liegt.

Irgendwie habe er „kurz vorher die Kurve bekommen“, so Krupa, dessen Familie und Freunde in Dortmund leben. Entscheidend dafür, dass es doch nicht in die Schweiz gehen sollte, sei ein Moment gewesen. „Wir haben keine passende Wohnung in der Schweiz bekommen und dann hatte ich die Schnauze voll. Dann habe ich entschieden, dass es doch weitergeht.“
Die positiven Kunden-Rückmeldungen auf die Kehrtwende hätten ihn außerdem zusätzlich motiviert. „Das ist schön, wenn man hört, dass sie sich freuen“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht. Während sich die Focaccia schon längst im massiven Holzofen befindet, breitet Krupa schon wieder den nächsten Teig aus.
„Richtige Entscheidung“
Stand jetzt, sei es für ihn „definitiv die richtige Entscheidung“ gewesen, die kleine Bäckerei in Dortmund-Syburg fortzuführen. „So richtig beurteilen kann man es wahrscheinlich erst in ein paar Jahren, aber es fühlt sich zumindest richtig an“, schiebt Krupa hinterher. So wird es im Dortmunder Süden also auch weiterhin Brot, Kuchen und Co. aus dem Holzofen geben.
Drei Mitarbeiter hat Krupa, die ihm an den Verkaufstagen (Dienstag, Donnerstag, Samstag) helfen. Übrigens: Die einzige Maschine, die dem Bäcker bei seiner Arbeit hilft, ist eine Teigmaschine. Sonst wird alles mit der Hand gemacht - fast also wie vor 150 Jahren.
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