Für Architekt Andreas Galert (56) war schon beim ersten Blick auf das „Matschloch“, das einmal der Phoenix-See werden sollte, klar, dass hier etwas Großes entsteht. „Meine Frau war da noch nicht so überzeugt“, sagt er. Ebenso wenig wie zahlreiche Menschen in Dortmund, vor allem Hörder Bürgerinnen und Bürger, die den Wandel vom Stahlwerk zu einem See mit Freizeit- und Lebensqualität mehr als skeptisch sahen.
Andreas Galert sah indes das enorme Potenzial. Er verlegte sein Architektur-Büro kurzerhand nach Dortmund. Gegründet hatte er es 1998 in Greven. Nach zehn Jahren folgte dann der Wechsel nach Dortmund – des Sees wegen. Erst ging es für das Architektur-Büro ins Kaiserstraßenviertel, dann an die Straße „Am Remberg“, die Verlängerung der Weingartenstraße. 2015 wurde hier das Lofthouse bezogen, geplant und gebaut vom Architekturbüro Galert.
In zweiter Reihe am Phoenix-See
Ein Neubau, der heute den Wandel auch in der zweiten Reihe am Phoenix-See deutlich macht. Dort, wo die ehemaligen Arbeiterhäuser der Hoeschianer standen und teilweise noch stehen, war es eine Art Startschuss des Strukturwandels. „Es war das erste neue Haus in der Straße“, sagt Andreas Galert. „Viele haben gesagt: Da kannste nicht bauen, da kannste nicht wohnen, da kannste dein Büro nicht hinverlegen.“ Für die hatte der Architekt nur eine Antwort: „Doch, gerade da.“

Es sollte eine Initialzündung für Hörde sein. Alle sollten sehen: Hier kann man richtig etwas machen. Um die 30 Häuser hat das Architekturbüro Galert rund um den Phoenix-See geplant und bauen lassen. Das eigene war auch hier das Erste am Seeufer. Das war im Jahr 2010. Auch das Stahlwerk kannten Andreas Galert und seine Frau Britta bestens – und haben auch eine kuriose Erinnerung an die berühmte Hörder Fackel.
Die 100 Meter hohe Konvertergasfackel des Oxygenstahlwerks an der Hörder Weingartenstraße war das Symbol der „Hütte“. 2004 wurde sie gesprengt. „Als unser Sohn geboren wurde, am 28. April 2001, ging für immer die Flamme aus. Genau an dem Tag“, sagt Britta Galert.

„Göttliche Lage“
Das Architekturbüro Galert feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Und es hat Spuren hinterlassen in Hörde, am Phoenix-See. „Es ist ein gewisser Stolz dabei, dass man am Strukturwandel mitgewirkt hat. Man trägt auf eine Weise eine übermäßige Verantwortung mit sich herum.“ Jeder schaue darauf. Architekten aus der ganzen Welt gaben sich bei Galert die Klinke in die Hand, Politiker waren vor Ort. „Wir haben alle herumgeführt und lange über den Strukturwandel gesprochen.“
Das Galert Architekten-Team wirkte auch bei Fernsehproduktionen mit: bei „Wir sind 18 Millionen... und so wohnen wir“, bei „Eutopia“ und beim Kino-Film „Göttliche Lage“ über den Phoenix-See. Andreas Galert wollte eigentlich schon immer Architekt werden. „Vorbelastet“ sei er aber nicht gewesen. „Ich komme aus einer ganz normalen Bergarbeiter-Familie. Ich war von meinen Geschwistern der einzige, der studieren durfte“, erzählt der 56-Jährige, der sich mit der Selbstständigkeit vor 25 Jahren seinen Traum erfüllte.

Chance vertan
Die Mitgestaltung des Phoenix-Sees und das Mitwirken am Strukturwandel in Hörde war sicher der Höhepunkt. Also muss auch die Frage gestellt werden: Was kann da jetzt noch kommen? „Es kommen immer wieder neue Herausforderungen“, erklärt Andreas Galert. Die Menschen seien verschieden, ebenso die Grundstücke. Man müsse alles ganz individuell betrachten. „Wir haben noch nie zwei gleich Häuser gebaut.“
Also geht es weiter, auch in Hörde – mit exklusiven, maßgeschneiderten Einfamilienhäusern oder auch Umbauten und Geschosswohnungsbau für Investoren. Eines muss Andreas Galert aber noch loswerden: „Man hat in Hörde eine sehr große Chance verpasst, dass man den Ortskern nicht besser mit dem Phoenix-See verbunden hat.“ Die Chance sei jetzt wohl vertan.
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