Höhere Preise fürs Freibad? Ungewöhnliche Sparmaßnahme soll das verhindern

© Oliver Schaper (Archiv)

Höhere Preise fürs Freibad? Ungewöhnliche Sparmaßnahme soll das verhindern

rnSportwelt Dortmund

Die hohen Energiepreise schlagen auch auf Dortmunds Hallen- und Freibäder durch. Höhere Eintrittspreise will man verhindern – eine ungewöhnliche Sparmaßnahme würden Badegäste trotzdem zu spüren bekommen.

Dortmund

, 23.03.2022, 04:15 Uhr / Lesedauer: 3 min

Beim Blick auf die Energiekosten kommt Jörg Husemann aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Als Geschäftsführer der Sportwelt Dortmund zeichnet er für den Wirtschaftsplan mitverantwortlich, den den Unternehmen den städtischen Sport- und Freizeitbetrieben vorgelegt hat.

Die Sportwelt Dortmund gGmbH ist privatrechtlich organisiert und betreibt im Auftrag der Stadt die vier Hallenbäder in Hombruch, Lütgendortmund, Brackel und Mengede sowie die vier Freibäder in Wellinghofen, Hardenberg, Volkspark und Froschloch.

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Der sieht für 2022 aktuell ein Minus von rund 400.000 Euro vor. Einer der Gründe: die gestiegenen Kosten für Wärme und Strom. „Wir haben eine Mehrbelastung für die Hallen- und Freibäder von insgesamt gut einer halben Million Euro“, rechnet Husemann vor.

2019 habe die Sportwelt 364.300 Euro für die Wärmeversorgung bezahlt. Fürs laufende Jahr 2022 schätzt Husemann mit Kosten von rund 637.000 Euro. Dabei handele es sich zunächst um eine Kalkulation, betont der Sportwelt-Geschäftsführer. „DEW als Versorger hat uns zum 1.4. 2022 eine Preiserhöhung angekündigt, den neuen Tarif aber erst einmal offengelassen“, sagt Husemann. „Wir können vorerst also nur schätzen.“

Badbetreiber möchte höhere Zuschüsse von der Stadt

Ähnlich die Entwicklung bei den Stromkosten. Auch diese Ausgaben seien steil nach oben gegangen: 2019 hätten die Kosten für den Stromverbrauch in den Bädern 269.500 Euro betragen. 2022 seien es bereits 539.000 Euro, so Husemann.

Die Konsequenz: Die Sportwelt benötigt höhere Betriebskostenzuschüsse. „Wir haben die städtischen Sport- und Freizeitbetriebe darüber informiert“, sagt Prokurist Sebastian Makowka, „bis dato aber noch keine Rückmeldung erhalten.“

Sebastian Makowka (l.) und Jörg Husemann im Heizkeller des Freibades Volkspark.

Sebastian Makowka (l.) und Jörg Husemann im Heizkeller des Freibades Volkspark. © Oliver Schaper

Auf Anfrage heißt es bei den Sport- und Freizeitbetrieben: „Eine dynamische Anpassung des Betriebskostenzuschusses bei Erhöhung der Energiekosten ist Bestandteil des Betriebsführungsvertrages mit der Sportwelt – und damit grundsätzlich denkbar.“

Die Aussage sei aber eher allgemeiner Natur und helfe bei der aktuellen Kalkulation wenig, heißt es bei den Sportwelt-Verantwortlichen. Muss der Badbetreiber also die Eintrittspreise in den Bädern anheben? „Theoretisch dürften wir das“, sagt Geschäftsführer Husemann.

Muss die Wassertemperatur in Freibädern gesenkt werden?

Bislang habe man aber Wert darauf gelegt, die gleichen Eintrittspreise zu nehmen wie es die Stadt in den von ihr betriebenen Bädern (Nordbad, Südbad und Westbad) ebenfalls macht.

Auf Anfrage teilten die Sport- und Freizeitbetriebe aber mit, dass zurzeit keine Preiserhöhungen geplant seien. „Damit ist das Thema dann auch für uns vom Tisch“, sagt Sportwelt-Prokurist Makowka. Es bleibt also bei vier Euro Eintritt für Erwachsene sowie bei 2,50 Euro für Kinder in den Hallen- und Freibädern.

Soll die Wassertemperatur auch im Freibad Volkspark gesenkt werden? Die Sportwelt könnte Energie und Kosten sparen.

Soll die Wassertemperatur auch im Freibad Volkspark gesenkt werden? Die Sportwelt könnte Energie und Kosten sparen. © RN

Denkbar sei aber eine andere Lösung, deutet Makowka an. Abhängig davon, ob und in welcher Höhe die Sport- und Freizeitbetriebe ihre Zuschüsse aufstocken, seien auch Sparmaßnahmen denkbar, so der Sportwelt-Prokurist. Soll heißen: Der Badbetreiber prüft, die Wassertemperatur in den Freibädern in der kommenden Badesaison um zwei Grad auf künftig 22 Grad herunterzufahren.

„Ich glaube, dass unsere Badegäste kein großes Problem damit hätten“, schätzt Makowka. „Aber solch eine Maßnahme hängt natürlich auch vom Verlauf des Sommers ab.“ Die Hallenbäder blieben davon unberührt.

Hallen- und Freibäder sollen Solarstromanlagen erhalten

Unabhängig davon will der Badbetreiber mehrere Stellschrauben drehen, um von seinen Energiekosten herunterzukommen. Der Stromvertrag mit DEW läuft zum 2.4. 2022 aus. Die Sportwelt denkt eigenen Aussagen zufolge über den Wechsel zu einem Stromversorger nach, der unter anderem eine minutengenaue Abrechnung des Verbrauchs ermöglicht. DEW könne der Sportwelt ein solches System zurzeit nicht anbieten, bedauern die Sportwelt-Akteure.

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Dafür soll künftig der Ausbau von Solardächern (Fotovoltaikanlagen) vorangetrieben werden. Die Stadt werde einen entsprechenden Förderantrag stellen, sagt Sportwelt-Chef Husemann. Sowohl für die Hallen- als auch für die Freibäder. Bei den Freibädern sollen die Parkplätze mit Fotovoltaikanlagen bestückt werden, bei den Hallenbädern richten sich die Blicke natürlich auf die Dächer.

Die Hallenbäder in Brackel und Mengede hätten bereits Solaranlagen. Zumindest in Teilen. Die Flächen seienD aber an Externe verpachtet. „Die Restflächen dort und die Dächer der weiteren Hallenbäder möchten wir gern bestücken“, sagt Prokurist Makowka. „Die Sportwelt hat bislang keine einzige Dachfront, die uns Strom für den eigenen Bedarf liefert.“

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