„Es geht stärker um das Paar - und ohne Kitsch“ Bennet Seiger bietet Alternative zur Hochzeit in der Kirche

Trauredner als ungewöhnlicher Beruf: „Geht noch viel stärker um das Paar“
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Um die 300 Hochzeiten seien es wohl, die er schon begleitet habe, sagt Bennet Seiger. Um genauer zu sein: Er wirkte mit, hatte aber bislang einen guten Platz, um das alles genau zu beobachten.

Seiger war als Musiker dort: Er saß am Klavier, spielte alleine oder mit Ensembles , arrangierte sogar Streichquartette. Parallel studierte er Musikjournalismus an der TU Dortmund, arbeitete für Radiosender. Und fragte sich irgendwann während der Trauungen: Könnte ich das nicht besser?

Hochzeit in der Kirche?

Wer heiraten will, steht vor einer wesentlichen Frage: Wie soll es geschehen – nur mit einem standesamtlichen Teil oder zusätzlich mit einem feierlichen Ritual in der Kirche? Was diejenigen, die wenig oder nicht gläubig sind, häufig vor eine Anschlussfrage stellt: Du bist sonst nie in der Kirche, heuchelst du dann nicht ein bisschen bei deiner Hochzeit?

Zu solchen Überlegungen will sich Seiger lieber nicht äußern. Das sei eine persönliche Entscheidung jedes einzelnen. Aber warum genau eine Trauung mit ihm bei „Words of Chinchin“ anders sei als eine in einer Kirche, das erklärt der 31-Jährige gerne.

„Bewegend ohne Kitsch“

„Es geht noch viel stärker um das Paar“, unterstreicht Seiger - eben weil es nicht noch zusätzlich um die Beziehung zu Gott gehe. Der 31-Jährige ist sich sicher: „Man kann bewegende Trauungen machen, ohne dass man in den Kitsch abrutscht.“

Zu oft habe er schon „Kalenderblattsprüche“ gehört und vieles, das eher ins „Phrasenschwein“ gehöre. Und es sei auch nicht sehr gelungen, „über 30 Minuten die Kennenlerngeschichte des Paares zu erzählen“.

„Herz und Humor“

Natürlich: Die Geschichte des Paares gehöre oft dazu, aber wie das sich kennengelernt habe, sie sei nur Teil eins von drei. „Danach gibt es eine Traurede, für die ich mir ein Thema suche – sehr bildlich, sehr metaphorisch, mit eingestreuten Anekdoten.“ Schließlich solle keine Langeweile aufkommen.

„Das Ziel ist, nicht länger zu sein als 45 Minuten. Das ist schon lang genug für die Aufmerksamkeitsspanne der Gäste, die in Gedanken schon am Sektglas hängen.“ Deshalb solle alles „Herz und Humor“ haben – selbst Teil drei von drei: der kürzeste, die eigentliche Trauung, das Austauschen der Ringe.

Wie soll die Dramaturgie sein?

Er sei Redner und kein Leser, betont Seiger. Er wolle nichts vorlesen, sondern frei sprechen. So wie er es vorher mit dem Paar besprochen habe. Dabei gelte es No-Gos abzuklopfen und eine Dramaturgie für die Trauung zu entwickeln.

Und er selbst? Ist er eigentlich verheiratet? Nein, das nicht, gesteht Seiger, nur schon lange in einer Beziehung. „Aber da wir beide aus dem Hochzeitsbereich sind, überlegen wir eben ganz genau, wie wir es gestalten wollen.“ Das sei ganz schön schwierig, sagt der 31-Jährige und lacht. Zumal: Er könne sich ja nicht selbst als Trauredner engagieren.

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