- Julia und Jacek Kostka heirateten am 25. Mai 2013, dem Tag des CL-Finales zwischen Borussia Dortmund und Bayern München.
- Sie entschieden sich, das Spiel während ihrer Hochzeitsfeier zu zeigen, um den Wünschen ihrer Gäste nachzukommen.
- Die Hochzeitsfeier wurde für etwa zwei Stunden unterbrochen, damit alle das Spiel schauen konnten, was zu gemischten Gefühlen bei der Braut führte.
- Trotz der Niederlage von Borussia Dortmund gegen Bayern München sorgte das Ergebnis des Spiels nicht für eine Verschlechterung der Stimmung auf der Hochzeitsfeier.
- Elf Jahre später, 2024, planen die Kostkas während des erneuten CL-Finales in Wembley einen Kurzurlaub in den Niederlanden.
Die Hochzeit soll der schönste Tag im Leben eines Paares sein und von nichts gestört werden. Doch was, wenn dein Lieblingsverein im Finale der Champions-League steht? Diese Frage mussten sich Julia (36) und Jacek Kostka (39) aus Dortmund-Brechten für ihre Hochzeit beantworten. Sie heirateten am 25. Mai 2013 – am selben Tag wie das CL-Finale zwischen Borussia Dortmund und Bayern München in Wembley. „Wir haben neun Monate vorher mit der Planung für die Hochzeit begonnen. Da wussten wir nicht, dass der BVB das Finale spielen wird“, erinnert sich Julia.
Doch genau so kam es. „Ich erinnere mich noch genau, wie verrückt das war. Das Spiel gegen Malaga, als Reus und Santana in der letzten Minute uns noch weiter geschossen haben. Dann das 4:1 gegen Real Madrid und schon stehst du im Finale gegen die Bayern“, sagt Jacek. Ein Ergebnis, was die Borussenfans natürlich gefreut hat, aber auch Konsequenzen für ihre Hochzeit hatte. „Unsere Gäste haben gefragt, ob wir das Spiel während der Feier zeigen können. Zwei Gäste haben sogar ganz abgesagt, weil sie Karten für das Finale bekommen haben“, so die 36-jährige Dortmunderin. Dementsprechend hatten beide gemischte Gefühle, als der BVB ins Finale einzog.
90 Minuten Feierpause
Dem Wunsch der Gäste, dass das Finale während der Hochzeitsfeier gezeigt wird, kam das Ehepaar nach. So wurde noch ein Beamer aufgebaut, um das Spiel schauen zu können, allerdings erst als es wirklich losging. „Die Vorberichte haben wir nicht geschaut“, sagt der Ehemann.
Nachdem die beiden zwei Tage vorher standesamtlich geheiratet haben, wurde am 25. Mai die kirchliche Trauung vollzogen. „Bis auf die Kinder, die vielleicht mal einen Fanschal oder ähnliches trugen, haben sich alle an den Dresscode für eine kirchliche Trauung gehalten“, erinnert sich Jacek, der dann weiter ausführt: „Während der Feier haben dann einige auf die Uhr geschaut, wann das Spiel losgeht. Dann wurden auch die Schals ausgepackt.“
Zuerst wurde ausgelassen getanzt, gesungen und gegessen und ab 21 Uhr wurde die Hochzeitsfeier für rund zwei Stunden unterbrochen, um das Spiel zu schauen. „Der Band haben wir dann auch gesagt, dass sie währenddessen die Gitarre beiseitelegen, damit wir uns auf das Spiel konzentrieren können“, scherzt Jacek.

Während man sich heutzutage entscheiden müsste, ob man lieber heiratet oder das CL-Finale schaut, findet er, dass sie einen guten Kompromiss gefunden haben.
Als er das sagt, wirft seine Frau ihm einen Seitenblick zu. „Naja, ich muss zugeben, ich musste zwischendurch hinausgehen und habe mich bei meiner Trauzeugin ausgeheult. Es war schon frustrierend für mich“, so die Ehefrau.
Eine angespannte Stimmung
Aus ihrer Sicht hat das Spiel der Hochzeit eher geschadet. „Es war eine angespannte Stimmung. Alle haben mitgefiebert und nur noch auf die Leinwand geschaut. Da war ich als Braut ein bisschen traurig“, beschreibt sie, wie sie sich dabei gefühlt hat.
Sie findet, dass die Hochzeit einen Tiefpunkt hatte, als das Spiel gelaufen ist. „Es gab in diesem Zeitraum nur den Fußball.“ Zwar ist Julia als gebürtige Dortmunderin Fan des Vereins, laut Jacek spielte Julias Vater in der Jugend für den BVB, doch sie hätte sich gewünscht, dass der Fokus auf der Hochzeit gelegen hätte, statt auf dem Finale. In ihrer Trauzeugin hatte Julia eine Leidensgenossin gefunden, die ihre Situation verstanden hat. „Ihr Mann ist sehr großer Fan und besucht viele der Spiele. Daher kannte sie das schon“, sagt Julia. Doch ihr ist klar, wie wichtig dieses Spiel den Gästen, aber auch ihrem Mann war.
Ein Leben lang Borussia
Ganz so ein großer Fan ist Jacek nicht, dennoch ist er, seit er denken kann, Fan von Borussia Dortmund. „Ich kam mit drei Jahren aus Polen nach Deutschland. Ich habe die Stadt nur so fußballverrückt kennengelernt. Dortmund und der BVB, das passt einfach. Und seitdem bin ich auch Fan des Vereins“, so der 39-Jährige.
Als Anhänger fiebern sie vor allem bei den großen Spielen von Borussia Dortmund mit. Dieses Jahr gegen Eindhoven, Atlético Madrid, Paris und jetzt auch Real Madrid – und vor elf Jahren eben auch gegen die Bayern.
Partylaune trotz Niederlage
Zusammen mit der Familie, die extra aus Polen für die Hochzeit gekommen war, und seinen Freunden fieberte Jacek vor der Leinwand mit, als der BVB in London spielte, statt seine Hochzeit zu feiern. „Ich war der, der am meisten geschrien hat. Ich erinnere mich noch genau an das Spiel. Wie Mandzukic das erste Tor machte, Gündogan per Elfmeter ausglich und dann Robben in der letzten Minute noch den Siegtreffer machte. Das war kein typischer Robben, der über Außen nach Innen zieht und schießt. Sondern aus unserer Sicht war das ein Gammeltor“, findet Jacek noch heute.
Der Stimmung der Hochzeitsfeier tat das keinen Abbruch. „Wir haben die Köpfe kurz hängen lassen. Das wäre die Kirsche auf der Torte gewesen, wenn der BVB das Finale an unserer Hochzeit gewinnt. Die Kirsche gab es zwar nicht, aber die Torte haben wir dann trotzdem gegessen“, zieht Jacek einen Vergleich und begründet, warum die Party trotz der Niederlage weiterging.
Julia stattdessen war keine Sekunde niedergeschlagen. „Ich war froh, als das Spiel vorbei war und wir endlich weiter die Hochzeit feiern konnten“, sagt sie. Das Ergebnis war ihr in diesem Moment egal. Aber ihr Wunsch wurde erfüllt und nach Abpfiff in London wurde bei Kostkas die Hochzeit weiter gefeiert. Laut den beiden bis vier Uhr morgens.
Urlaub und Geburtstagsfeier 2024
Dieses Jahr, elf Jahre nach der Hochzeit und dem letzten CL-Finale in Wembley, steht der BVB wieder im Endspiel. Wieder in Wembley. Und wieder haben Kostkas etwas geplant, worin der BVB ebenfalls einen Platz finden muss. „Wir machen einen Kurzurlaub in den Niederlanden“, verraten sie.
Dort wollen sie dem BVB die Daumen drücken und hoffen auf einen besseren Ausgang als vor elf Jahren. „Wir müssen dann schauen, wo wir das gucken können. Wahrscheinlich in irgendeiner Kneipe“, ist sich Jacek sicher.
Er hat die Hoffnung, dass es dieses Jahr anders laufen wird als beim letzten Mal in London. „Mit ein bisschen Glück, so wie gegen Paris, kannst du auch Real wieder schlagen. Das haben wir ja schon mal gemacht“, spielt Jacek auf die nächste Parallele von vor elf Jahren an, als Dortmund Madrid im Halbfinale besiegte.
Doch der Gegner, Spielort und ein geplanter Ausflug sind nicht die einzigen Parallelen zum Jahr 2013. Bei Kostkas steht auch in diesem Jahr wieder eine Feier an, allerdings knapp nach dem Finale. „Ich habe kurz danach Geburtstag. Vielleicht baue ich ja wieder einen Beamer auf und wir schauen uns Wembley an“, scherzt Jacek mit einem Augenzwinkern in Richtung seiner Frau, die kurz darauf ebenfalls Geburtstag hat.