Verschobene Hochzeiten wegen CL-Finale Paarberater: „Beim Fußball werden Männer zu Kindern“

Verschobene Hochzeiten wegen CL-Finale: „Beim Fußball werden Männer zu Kindern“
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Es ist ein Szenario, das man letztes Jahr kaum erahnen konnte: Borussia Dortmund steht am 1. Juni im Finale der Champions League. So groß die Vorfreude in Dortmund ist, stecken manche Männer jetzt in einem moralischen Dilemma – heiraten und auf das Finale verzichten, oder die lange geplante Hochzeit verschieben, um den BVB zu schauen. „Beim Fußball werden gestandene Männer zu Kindern“, sagt Benedikt Bock, Paarberater aus Dortmund.

Sollte sich der Bräutigam wirklich dazu entscheiden, dass er die Hochzeit verlegen möchte, sollte er laut Bock einen großen Fehler nicht begehen: Die Verlegung hinter dem Rücken der Braut einfach zu entscheiden. „Ich würde mich dann immer fragen, ob er wichtige Entscheidungen auch zukünftig allein treffen wird. Dieser Egoismus ist langfristig ein Killer für Beziehungen“, weiß der Paarberater.

Doch nicht nur die eigenständige Entscheidung würde in diesem Fall die Beziehung belasten. Denn laut Bock zeige die getroffene Entscheidung, wie wichtig einem die Partnerin ist. „Eine Hochzeit ist ein sehr bedeutendes und im besten Fall einzigartiges Ereignis. Der Mann verspricht, dass sie die Einzige für ihn ist. Und sie dasselbe bei ihm, bestenfalls für immer“, sagt er und erklärt: „Mit der Entscheidung wertet man dieses Ereignis und die Beziehung ab. Die Beziehung wird dem Fußball untergeordnet. Man entscheidet sich dafür, lieber fremden Menschen zuzusehen als für die eigene Frau. Am Ende des Tages ist das Champions-League-Finale auch nur ein Spiel.“

Situation schwer zu kitten

Durch diese Herabsetzung der eigenen Beziehung wird laut Bock eine Verletzung oder gar eine Kränkung der Frau entstehen. „Ich glaube, es ist kaum möglich, diese Situation noch zu kitten“, sagt der Paarberater.

Dafür sei die Kränkung wahrscheinlich zu stark und es wird schwierig für den Mann, bei seiner Frau Gehör zu finden. Eine Folge daraus könnte die Trennung sein. Das sei, laut Bock, davon abhängig, was zuvor schon alles in der Beziehung geschehen ist.

Eine weitere Rolle bei der Hochzeit spielen die Eltern der Braut – vor allem, wenn sie an der Planung und Finanzierung der Hochzeit beteiligt waren. „Vor den Eltern ist das natürlich ein absoluter Fauxpas. Auch sie fühlen sich und das, was sie getan haben, nicht genügend gewürdigt“, schätzt Bock die Gefühlswelt der vor den Kopf gestoßenen Eltern ein.

Er glaubt, dass man als Bräutigam in diesem Fall nur zwei Möglichkeiten hat, die Situation mit den Eltern wieder retten zu können. „Entweder er heiratet und verzichtet auf das Finale oder er sucht das Gespräch mit den Eltern, ob eine Verlegung nicht doch möglich ist. Allerdings wird er dann etwas kindlich wirken, die Hochzeit wegen Fußball verlegen zu wollen“, so der Paarberater.

Weniger Kränkung bei Verschiebung

Sollte der Mann die Hochzeit trotzdem hinter dem Rücken seiner Frau verlegen wollen, sieht der Dortmunder Paarberater Bock eine Möglichkeit, wie die Entscheidung nicht so sehr verletzt. „Es wäre besser, wenn man die Hochzeit dann nach vorne und nicht nach hinten verschiebt“, glaubt er.

So vermutet Bock, dass durch die Verlegung nach vorne die Wichtigkeit erhalten bleibt. „Dadurch räumt man der Hochzeit immer noch die Priorität ein und es entsteht ein besseres Gefühl als bei einer Verlegung nach hinten.“

Kommunikation ist das Wichtigste

Doch was, wenn die Frau in die Entscheidungsfindung mit einbezogen wurde? „Wenn sie sich dann dafür entscheiden, die Hochzeit zu verlegen, dann dürfte die Frau eigentlich nicht sauer sein“, findet Bock, denn sie hätte ja auch nein zu den Planungsänderungen sagen können.

Allerdings glaubt der Dortmunder, dass die Frau das später in der Beziehung als Munition verwenden könnte. „Weißt du noch damals, als ich für dich die Hochzeit abgesagt habe...“, nennt er ein Beispiel dafür.

Es gibt kein Schema F

Allgemein ist es bei allen Entscheidungen und Entwicklungen immer eines entscheidend – die Personen, die alle individuell sind, was vorher schon alles in der Beziehung geschehen ist und welche Art der Beziehung geführt wird. „Um die Beziehung dann zu retten, gibt es kein Schema F“, sagt Bock.

Generell sollte sich der Mann bei seiner Frau entschuldigen, „auch wenn das kaum zu entschuldigen ist“. So müsse der Mann einen Ausgleich für die entstandene Verletzung und Kränkung schaffen. „Außerdem muss der Frau Raum und vor allem Zeit eingeräumt werden. Sollte sie ihm das verzeihen, kann es lange dauern, bis sie das komplett getan hat“, weiß der Paarberater.

Aber auch die Frau kann ihren Teil dazu beitragen, um die Beziehung zu retten. „Beide sollten versuchen, die Perspektive des jeweils anderen einzunehmen und ihre Sicht auf die Dinge zu verstehen. Auch aus der Kränkung heraus“, rät Bock dem Paar.

Am Ende wünscht sich der Paarberater nur eines: „Dass die Paare zusammen bleiben, das Ganze langfristig mit Humor nehmen und darüber lachen können.“