
© Andreas Schröter
Immer wieder Überflutungen: „Bin schon ausgerüstet wie ein Feuerwehrmann“
Abwasser
Immer wieder läuft sein Keller voll Abwasser: Holm Schäfer hat die Nase voll. Er fordert von der Stadt, mehr für den Hochwasserschutz zu tun. Er ist nicht allein mit seinem Problem.
„Das Wasser kam überall hochgeblubbert, in den Kellern war eine Riesensauerei. So ziemlich jeder Keller in der Nachbarschaft ist vollgelaufen“, erinnert Holm Schäfer (70) sich an das letzte Starkregenereignis.
Sein ganzes Leben wohnt er schon in Brackel, seit 33 Jahren in der Straße Am Westheck. „Ich bin schon als kleiner Junge durch Brackel geflitzt, kenne jede Ecke und weiß, wo es nass ist. Aber es wird immer schlimmer mit dem Hochwasser.“ In den vergangenen Wochen seien die Keller im Viertel mehrmals geflutet worden.
Den Grund dafür sieht er in der Versiegelung der Flächen, aber auch den alten Kanalrohren, die „für heutige Verhältnisse gar nicht mehr ausgerichtet sind“, wie er sagt. In den vergangenen Jahren seien etliche Neubauten in der Umgebung hochgezogen worden, die nun das Abfließen des Wassers in den Boden verhindern.
Die Gullys müssten mehr schlucken - und was die Kanalisation nicht schaffe, werde im schlimmsten Fall auch in den privaten Anschlussrohren wieder hochgedrückt. Ein weiteres Problem sieht Schäfer in den Baustellen selbst: Dreck, auch von Betonfahrzeugen, verschwinde in den Gullys und verstopfe die Rohre. Die Tymannstraße und der Hofgerichtsweg seien gleichermaßen betroffen.
Bezirksvertretung ist bereits informiert
„Ich bin schon ausgerüstet wie ein Feuerwehrmann. Im Moment laufen die Pumpen schon wieder“, erzählt Schäfer. Die Schäden durch das jüngste Unwetter seien in der Nachbarschaft immens, „die Leute bangen um ihr Eigentum“, wie er sagt.
Mit seinem Anliegen hat er sich bereits an die Bezirksvertretung gewandt, schon im vergangenen Jahr hatte eine Nachbarin das Problem vorgetragen. Das Ergebnis: Die Bezirksvertretung schlug vor, Neubau-Dächer zu begrünen. Das sei aber bis heute nicht passiert, sei auch nicht als Auflage für die Baugenehmigung festgesetzt.
„Die Abwassergebühren sind in Dortmund recht hoch - ich kenne als Immobilienverwalter den Unterschied. Trotzdem zahle ich sie gerne, wenn mir auch die entsprechende Leistung geboten wird“, sagt Schäfer.
Er fordert eine Kanalsanierung, um den ständigen Überflutungen ein Ende zu bereiten. Ein Gutes hat die Hochwasserkatastrophe laut Schäfer dann aber doch: „Die Leute sind zusammengerückt, alle haben zusammen geschüppt, ihre Schrubber geholt, Keller ausgepumpt.“
In einem Schreiben an eine Nachbarin Schäfers verweist die Stadt darauf, dass es nach wie vor keine bauordnungsrechtliche Regelungsgrundlage für Hochwasserschutzanforderungen gebe.
Allerdings sei der Eigenbetrieb Stadtentwässerung am Genehmigungsverfahren für Bauanträge beteiligt. Die von dort gegebenen Hinweise finden Eingang in die Baugenehmigungen, so heißt es in dem Schreiben weiter.
Starkregen-Gefahrenkarte zeigt Gefahrenpotential grundstücksscharf
Auf unsere Anfrage betont Pressesprecher Christian Schön, dass das Kanalsystem regelmäßig überprüft werde: „Bis zum heutigen Tag ist festzuhalten, dass der Kanal den derzeitigen technischen Vorgaben entspricht und nach den anerkannten Regeln der Technik betrieben wird.“
Weiterhin sagt er, dass Neubaugebiete hinsichtlich einer zusätzlichen Belastung der Bestandskanalisation bezüglich der Ableitung des Niederschlagswassers einer besonderen und detaillierten Betrachtung unterliegen.
Für das Niederschlagswasser werden Rückhalteeinrichtungen vorgeschrieben, sodass das Niederschlagswasser nur stark gedrosselt dem Gesamtsystem zugeführt werde. Die Anwohner können auf der Starkregengefahrenkarte der Stadt online grundstücksscharf nachsehen, wie groß die Gefahr für das eigene Grundstück ist.
Stadt gibt Tipps zur Grundstückssicherung
Jeder Eigentümer sei selbst dafür verantwortlich, das eigene Grundstück vor Schäden durch Hochwasser, Überflutung und Rückstau zu sichern. Dies sei unter anderem auch in der „Satzung über die Entwässerung der Grundstücke in der Stadt Dortmund“ geregelt.
Laut Schön seien viele Maßnahmen möglich, die in Kombination am besten wirken:
- Oberflächenwasser, welches über tiefer liegende Gebäudeöffnungen in das Gebäude eintrete, könne beispielsweise durch Bodenschwellen oder Aufkantungen an den Gebäudeöffnungen, kleine Mauern oder Mulden vor dem Eintreten in das Gebäude abgehalten werden. Lichtschächte könnten zusätzlich durch eine Abdeckung vor eindringendem Regenwasser geschützt werden.
- Zudem könnten wasser- und druckdichte Fenster eingebaut werden. In Sonderfällen können ein Barrieresystem installiert oder Wasserschutzschläuche genutzt werden.
- Auch die Geländeneigung (immer vom Gebäude abfallend) und eine Oberflächenbeschaffenheit der Grundstücke, welche eine Versickerung von Niederschlagswasser erlaube, tragen erheblich zum Objektschutz bei.
- Zudem komme es bei Starkregenereignissen zur kurzfristigen Ansammlung von Abwasser in den privaten Anschlusskanälen, einem Rückstau. Um einen Rückstau zu vermeiden gebe es verschiedene technische Möglichkeiten wie Rückstauverschlüsse und Abwasserhebeanlagen.
- Nicht zu vergessen seien undichte private Abwasserleitungen. Auch diese könnten zu Vernässungen des Gebäude führen.
- Zur Stärkung des Kleinklimas und zum natürlichen Wasserkreislauf könnten beispielsweise begrünte Garagendächer, grün gestaltete Vorgärten oder Versickerungsanlagen auf privaten Grundstücken zum Einsatz kommen.
Sowohl zum Thema Rückstauschutz als auch zur Zustands- und Funktionsprüfung privater Abwasserleitungen gibt es auf der Internetseite www.grundstuecksentwaesserung.dortmund.de eine entsprechende Firmenliste.
Geboren in Hamm, dann ausgezogen in die weite Welt: Nach ausgiebigen Europa-Reisen bin ich in meine Heimat zurückgekehrt und berichte nun über alles, was die Menschen in der Gegend gerade bewegt.

Ich fahre täglich durch den Dortmunder Nordosten und besuche Menschen, die etwas Interessantes zu erzählen haben. Ich bin seit 1991 bei den RN. Vorher habe ich Publizistik, Germanistik und Politik studiert. Ich bin verheiratet und habe drei Töchter.
