Rohre und Sand halfen. So schafften es Melissa und Mike Hibbeln, die Wassermassen wegzuleiten.

© Oliver Schaper

Fassungslos im Unwetter: „Man denkt ja, hier passiert schon nichts“

rnBrackeler Hellweg

Warnung vor Starkregen? Melissa Hibbeln dachte: So schlimm wird es nicht. Dann schaufelte sie Wassermassen mit der Salatschüssel weg. Und freute sich, dass noch Baustellen-Reste da waren.

Brackel

, 17.07.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Brackeler Hellweg ist ein reißender Strom. Die Poller und Pfosten der Bushaltestelle sehen aus wie Stromschnellen. Melissa Hibbeln hält es im Video fest, fassungslos.

„Auf dem Video sieht man ja, was für Wassermassen es waren. Ich kam gar nicht dagegen an.“ Dabei hatte sie kurz vorher noch entspannt in der Küche gestanden und gespült.

Unwetterwarnung? „Hier fließt doch nichts“

„Es sah ja erst mal nicht so dramatisch aus“, erinnert sie sich, „auch nicht, als ich um 15 Uhr nach Hause gekommen bin.“ Natürlich habe es eine Unwetterwarnung gegeben.

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„Uns wurde gesagt: Da kommt viel Regen. Es gab eine Unwetterwarnung. Aber man denkt ja: Hier passiert schon nichts.“ Wie denn auch? „Hier fließt ja nichts.“ Kein Fluss, kein Bach. Und dennoch.

„Mein Mann war auf der Arbeit und konnte nicht helfen“

Dann schoss das Wasser vorbei am frisch bezogenen Haus an der Oberdorfstraße in Dortmund-Brackel. „Ich hab‘ gedacht, das kann nicht gutgehen“, erzählt die 30-Jährige. Im Garten könne ja noch nichts kaputtgehen. Den zu machen – dazu seien sie und ihr Mann Mike ja bisher noch gar nicht gekommen.

„Unsere Priorität lag im Haus und nicht im Garten.“ Das aber reichte für große Sorgen. „Mein Mann war ja noch auf der Arbeit und konnte mir nicht helfen.“

Raus, dachte Melissa Hibbeln, einfach raus. Keine Zeit, die Gummistiefel zu suchen und passendes Werkzeug.

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Mit der Salatschüssel gegen die Wassermassen

In „irgendwelche Stiefel“ und eine Regenjacke sei sie geschlüpft. „Mit der Salatschüssel in der Hand“, sagt sie und schmunzelt darüber.

Hauptsache, irgendwie das Wasser wegbekommen, abschöpfen, schneller sein als der Strom, der da nachschießt.

Der Garten der Hibbelns liegt auf zwei Ebenen. Auch da rauschte alles von oben nach unten, mit Matsche und Steinen. „Alles ist in den Hof gelaufen und vor die Garage, auch in die Garage rein.“ Doch dann zahlte es sich aus, dass der Garten noch nicht fertig ist.

Aufräumen nach den Wassermassen: Immerhin ist der Garten der Hibbelns noch nicht fertig gewesen.

Aufräumen nach den Wassermassen: Immerhin ist der Garten der Hibbelns noch nicht fertig gewesen. © Oliver Schaper

Zum Glück war im Garten noch viel Sand

„Wir haben zum Glück noch Sand hier liegen“, erklärt Melissa Hibbeln. Mit dem habe sie eine Art Damm bauen können, bevor das Wasser auch noch den Weg in den Keller finde.

Darin stehen die Kisten mit den Dingen, die nach dem Umzug ins Haus noch nicht ausgepackt sind.

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Wenige hundert Meter entfernt sah es anders aus

Irgendwann allerdings hatten Melissa Hibbeln und ihr Mann – mittlerweile zuhause – den Kampf gegen das Wasser langsam gewonnen: „Wir haben noch eine Treppenstufe abgeschlagen, weil sich das Wasser gestaut hatte.“

Mit Rohren habe man es geschafft, das Wasser zur Straße hin abzuleiten, weg vom Gully vor der Garage. Hibbeln weiß, dass sie und ihr Mann großes Glück haben. Ihr kurzes Video vom Brackeler Hellweg führt ihr vor Augen, dass es wenige hundert Meter weiter ganz anders aussah.

Vollgelaufene Keller und Sorge um Schafe

„Mir taten die Menschen in den Häusern auf der rechten Seite leid.“ Dort seien die Keller vollgelaufen, das wäre bei diesen Wassermassen ja gar nicht anders gegangen.

Immerhin die Situation ein paar Meter in die andere Richtung sei glimpflich ausgegangen: „Der Hauptfriedhof liegt höher als unser Haus – und dort grasen auch Schafe. Um die habe ich mir auch große Sorgen gemacht.“

Die Tiere aber hatte der Schäfer rechtzeitig in Sicherheit bringen können.

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