Der Schlafsack liegt noch in David Ivanovs Bett – unter der Decke. In seiner Wohnung in der Rheinischen Straße 139 im Unionviertel in Dortmund ist es an diesem Freitagmittag, 8. Dezember, etwa sieben Grad kalt. „Ist aber ein Badewannenthermometer, muss also nicht ganz akkurat sein“, sagt Ivanov. Die Heizung im Haus ist kaputt – und das schon seit Ende November.

„Erst hab ich das gar nicht gemerkt, an dem Tag hatte ich mehrere Leute da, irgendwann fragte mal der Nachbar, ob die Heizung bei uns auch nicht mehr läuft. Tja, dann hab ich’s auch gemerkt“, sagt Mieter David Ivanov. Er sei Metal-Sänger und käme aktuell öfter mal bei Bandkollegen unter, um nicht in der kalten Wohnung bleiben zu müssen.
„Wir kümmern uns“
Unterstützung von der Wohngesellschaft, der Adler Group, gebe es kaum bis wenig. „Heizlüfter oder sonst was? Ne, nichts, das haben sich einige der Nachbarn selbst besorgt, so Standheizungen“, sagt er, „von der Adler Group hört man immer nur ‚wir kümmern uns, wir kümmern uns‘.“
Das habe Ivanov in den vergangenen zehn Jahren häufig gehört. „Ich habe, seit ich hier eingezogen bin, schon häufiger Sachen gemeldet, da wollten die sich auch kümmern. Passiert ist nie was. Ich habe immer noch undichte Fenster – natürlich bei der Kälte hier jetzt total geil – und kaputte Fliesen im Bad.“
Ivanov und seine Nachbarn nehmen es mit Ironie: „Besinnlich“ kommentiert eine Nachbarin aus demselben Haus unter einem Foto mit Adventskranz und eigenem Thermomenter, das ganze 5,8 Grad in der Wohnung anzeigt.

Bewohner wollen Mietminderung
„Mittlerweile habe ich es aufgegeben, da anzurufen, die Nachbarn versuchen es aber weiter“, sagt Ivanov. Er habe sich nun an den Mieterschutzbund gewandt und bespreche nun, inwiefern eine Mietminderung möglich ist.
„Das kann ja auch echt nicht sein. Die haben die Miete in diesem Jahr um 140 Euro erhöht. Und die Heizkosten kommen da noch drauf. Wofür zahle ich, kann man ja aktuell mal fragen“, so der Metal-Sänger weiter. Allerdings bestehe Hoffnung, dass der Heizungsausfall spätestens in der Heizkostenabrechnung berücksichtigt werde.
„Für Kinder ist die Situation eine Katastrophe, diese Kälte. Und ohne Hitze bildet sich ja auch mehr Feuchtigkeit. Was, wenn durch den Ausfall Folgeschäden entstehen, wie Schimmelbildung?“, fragt Ivanov. Antworten bekomme er von den Verantwortlichen keine, sein Ticket an die Wohngesellschaft blieb unbeantwortet.
„Ein Trauerspiel zu Weihnachten“
Gegenüber der Redaktion hat sich die Adler Group mit Sitz in Berlin allerdings geäußert. „Grund für den längeren Ausfall ist die Ersatzteilbestellung, die zwar per Express ausgelöst, jedoch aufgrund von Lieferschwierigkeiten beim Hersteller noch nicht geliefert wurde“, sagt eine Pressesprecherin am 11. Dezember. „Bereits letzte Woche sollte eine Notversorgung in Betrieb gehen, die leider aufgrund fehlender Kapazität des Dienstleisters nicht realisiert werden konnte.“
Jene Notversorgung sei den Hausbewohnern von der Hausverwaltung auch versprochen worden, das bestätigen auch die Bewohner. Am Freitagabend hätte sie greifen sollen. Es blieb ein kalter zweiter Advent. „Ein Trauerspiel zu Weihnachten“, nennt Ivanov seine Situation.
Das gebrochene Versprechen sei dem Immobilienunternehmen aber wohl bewusst: „Wir arbeiten mit Nachdruck an einer Lösung – es wird kurzfristig eine andere Elektrofirma zum Anschluss der Notversorgung an der Zentralheizung gesucht.“ Die Kosten der Mieter für den selbstständigen Kauf von Heizlüftern sollen von der Adler Group erstattet werden, heißt es.
Weiter verspricht die Gruppe, dass „jegliche Anträge auf Mietminderung selbstverständlich geprüft und bearbeitet werden“. Sie bitte die betroffenen Mieterinnen und Mieter für die Unannehmlichkeiten um Entschuldigung.
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