
© Marcel Drawe
Heimischer Imker warnt: Vorsicht vor Etikettenschwindel beim Honig
Honigernte beginnt
Oft ist nicht drin, was draufsteht, wenn man ins Regal mit den Honigen aus Chile oder sonst woher greift. Ein heimischer Imker weiß, worauf man achten muss.
Mancher Honig, der auch noch das Etikett „Bio“ trägt, ist nicht der Honig, den man erwarten darf. Das hat eine Untersuchung der Stiftung Warentest ergeben, auf die der Kamener Imker Heinrich Behrens verweist, wenn es um qualitativ guten Honig geht. „Oftmals ist nicht drin, was auf dem Etikett ausgewiesen ist“, gibt er ein Ergebnis der Untersuchung wieder.
Er kann nachvollziehen, warum das so ist. „Die Bienen fliegen überall hin. Wenn man sein Volk im Rapsfeld stehen hat, ja, dann kann man sagen. Das ist Rapshonig. Das ist aber nicht immer der Fall.“
Völker unter dem Förderturm angesiedelt
Behrens weiß das so gut, weil er selbst mehrere Bienenvölker an unterschiedlichen Standorten mit unterschiedlichen „Flugzielen“ betreut. Darunter sechs, die unter dem Fördergerüst der ehemaligen Zeche Monopol angesiedelt sind. Dort, wo früher Kohle gefördert wurde, läuft jetzt die Förderung von sogenanntem „Monopolgold“.
So heißt der Honig, den die ca. 350.000 Bienen dort fleißig produzieren. „Jedes Volk besteht aus etwa 50.000 Bienen – das große dort hat bestimmt 70.000“, sagt Behrens und zeigt auf einen der nebeneinander stehenden Kästen mit dem schmalen Einflugschlitz.

Imker Heinrich Behrens bei der Qualitätsprüfung. Er blickt durch ein sogenanntes Refraktometer, mit dem er den Wassergehalt des Honigs bestimmt. Dieser darf nicht mehr als 20 Prozent betragen. © Marcel Drawe
Die ehrliche Form der Produktkennzeichnung
Auf dem Etikett seiner Honig-Gläser, die jetzt frisch befüllt sind und goldgelb glänzen, steht lediglich „Blütenhonig“. Das sei die ehrliche Form der Produktkennzeichnung. Man wisse ja nicht, welche Blüten die Bienen angeflogen haben, so Behrens. Es sei aber sicher, dass vor allem Obstblüte enthalten sei, aber auch ein wenige Raps, Weide und der Nektar vieler Stauden und Frühsommerblumen.
Der Geruch des Honigs ist jedenfalls zum Zunge schnalzen und keineswegs so, wie Tester manchen aus Übersee verschifften Honig beschrieben haben, nämlich „animalisch, nach Hefe stinkend“.

Die Waben sind nur teilweise mit Wachs verdeckelt. Das bedeutet, dass der Honig noch nicht geschleudert werden sollte. © Marcel Drawe
Der wachsende Trend, heimische Produkte zu kaufen
Auf die genaue Kennzeichnung, so ist sich Behrens sicher, kann man vertrauen, wenn man Honig von Kamener Imkern oder auch aus der Region kauft. Der hier produzierte Honig ist mittlerweile auch erhältlich in Supermärkten – wie im Rewe im Kamen Quadrat, wo es ein Extra-Regal vor dem Regal mit den anderen Honigen gibt. Nicht zufällig.
Der Trend, heimische Produkte zu kaufen, wächst. „Für naturbelassenen Honig geht man zum Imker seines Vertrauens“, sagt Behrens schmunzelnd.

Bei der Qualitätsprüfung für Honig wird auch der Wassergehalt bestimmt. Der darf, wie hier im Refraktometer zu sehen, nicht mehr als 20 Prozent betragen. © Marcel Drawe
Monopolgold und der Refraktometer-Test
Imker, die sicher gehen wollen, ob sie nun Kastanienhonig oder Robinienhonig etikettieren wollen, können sich Gewissheit im Öko-Institut in Münster holen. Mindestens 60 Prozent Pollen einer Pflanze müssen nachgewiesen werden, um einen Sorten-Honig auszuzeichnen. Beim Raps ist das allerdings auch mit dem Auge zu erkennen. „Der Honig ist weiß und cremig“, so Behrens.
Auch der Wassergehalt muss stimmen. Er darf nicht mehr als 20 Prozent betragen. Behrens überprüft das mit einem sogenannten Refraktometer. Sein Monopolgold besteht lediglich aus 19 Prozent Wasser, wie das handliche Gerät anzeigt.
Honig-Verkauf bei der Kamen Klassik am 27. Juni
Das Monopolgold (Glas 7 Euro) ist direkt bei Heinrich Behrens zu beziehen (Tel. 02307-73240) oder bei der Kamen Klassik am Sonntag, 27. Juni, ab 18 Uhr auf dem ehemaligen Zechengelände an der Lüner Straße. Dort baut der Förderverein Monopol, der den Honig vertreibt, einen Stand auf.
Die Hälfte des Preises geht in die Arbeit des Fördervereins. Und der kann damit teilweise seine Arbeit finanzieren und beispielsweise Schulkindern, die im Unterricht den Bienenstand besuchen, erklären, warum die Honigbiene so wichtig ist.
Jahrgang 1968, aufgewachsen in mehreren Heimaten in der Spannbreite zwischen Nettelkamp (290 Einwohner) und Berlin (3,5 Mio. Einwohner). Mit 15 Jahren erste Texte für den Lokalsport, noch vor dem Führerschein-Alter ab 1985 als freier Mitarbeiter radelnd unterwegs für Holzwickede, Fröndenberg und Unna. Ab 1990 Volontariat, dann Redakteur der Mantelredaktion und nebenbei Studium der Journalistik in Dortmund. Seit 2001 in Kamen. Immer im Such- und Erzählmodus für spannende Geschichten.
