Das Projekt "Heimathafen" an der Speicherstraße wurde zum Dortmunder BDA-Tag auch mit einer Fotoausstellung vorgestellt.

© Oliver Volmerich

„Heimathafen“ an der Speicherstraße wird teurer - und macht mehr Arbeit

rnHafen-Entwicklung

Nur noch die Fassade ist von dem ehemaligen Lagerhaus an der Speicherstraße geblieben. Hier entsteht das Projekt „Heimathafen“. Doch Aufwand und Kosten beim Umbau sind größer als gedacht.

Dortmund

, 17.06.2021, 14:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Hafenarbeiter“ steht auf den Strickmützen, die die Protagonisten beim Fototermin an der Speicherstraße 15 im Dortmunder Hafen tragen. Das kann man durchaus wörtlich nehmen. Denn das alte Backsteingebäude im Hintergrund, das sich in ein Beratungs- und Bildungszentrum unter dem Titel „Heimathafen“ verwandeln soll, beschert den Planern viel Arbeit - meh, als ursprünglich gedacht.

Trotzdem haben sie noch nicht die Lust an dem ganz besonderen Objekt verloren. „Wir haben uns in das Haus verliebt“, gesteht Björn Schreiter, einer der beteiligten Planer aus dem Kreis des Bundes Deutscher Architekten Dortmund-Unna-Hamm (BDA). Sein Büro Schreiter Architekten aus Lünen hat gemeinsam mit dem Büro HWR Architekten von Gunnar Ramsfjell den Entwurf für den Umbau geliefert.

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Dabei wurde auch viel ehrenamtliches Engagement in das Projekt gesteckt. Ein Dorfhaus in Tirol hatte Gunnar Ramsfjell auf die Idee gebracht, ein Haus in der Nordstadt zu suchen und zu einem Treffpunkt für Anwohner zu machen.

Dabei stieß man auf das gut 120 Jahre alte Gebäude an der Speicherstraße, das Sitz eines Kolonialwarenhandels und Fuhrunternehmens gewesen war. Im Stallgebäude stehen noch die Pferdetränken, erzählt Ramsfjell. Sie sollen auch nach dem Umbau erhalten bleiben.

Sie stellten das Projekt "Heimathafen" beim BDA-Tag an der Speicherstraße vor.

Sie stellten das Projekt "Heimathafen" beim BDA-Tag an der Speicherstraße vor (v.l.): Marcus Patrias (BDA), Projektleiterin Georgis Rexin, Architekt Gunnar Ramsfjell (BDA), Simone Melenk (BDA), Architekt Björn Schreiter (BDA), Susanne Linnebach (Leiterin Amt für Stadterneuerung) und Andreas Koch (Stiftung Soziale Stadt und Geschäftsführer der GrünBau gGmbh). © Oliver Volmerich

Dieser Umbau sollte eigentlich schon seit Jahren beendet sein. Doch es tauchten und tauchen immer neue Probleme auf, die das Projekt verzögern und verteuern. So mussten wegen des hohen Grundwasserstandes die Kellerräume speziell abgedichtet, Decken und Stützen teilweise erneuert werden.

Und auch ein Teil der Fassade ist wohl nicht mehr zu retten. „Wir haben am Anfang geflissentlich alle Probleme des Hauses ignoriert“, gibt Ramsfjell zu. Wie das halt so ist, wenn man sich verliebt.

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„Wir wollten auch ganz bewusst zeigen, wie man ein altes Haus erhalten kann“, erklärt Björn Schreiter. Man wolle ein Kleinod und ein Stück besonderen Hafenflair sichern, beschreibt Susanne Linnebach als Leiterin des Amtes für Stadterneuerung das Anliegen. Für sie ist der „Heimathafen“ zudem ein „Pionierprojekt“ zur Entwicklung der Speicherstraße.

Die Kosten sind deutlich gestiegen

Der Umbau wird denn auch großzügig aus öffentlichen Mitteln gefördert. EU, Bund und Land tragen 90 Prozent der Kosten, die jetzt auf rund 9 Millionen Euro beziffert werden - mehr als das Doppelte der ursprünglichen Kalkulation von 2016.

„Ein Neubau wäre teurer gewesen“, rechtfertigt Susanne Linnebach trotzdem die Sanierung. „Er wäre aber auch nicht gefördert worden.“ Und sie ist nach wie vor davon überzeugt, dass es ein lohnendes Projekt ist.

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Immerhin soll das Haus nach dem Umbau quasi Neubaustandard haben. Andreas Koch, Geschäftsführer der Grünbau gGmbH und der Stiftung Soziale Stadt, hofft als offizieller Bauherr auf einen Einzug Ende 2022. „Wir wollen mit dem Heimathafen etwas für die Menschen tun, die hier in der Nordstadt leben“, verspricht Susanne Linnebach.

Platz für Bildung, Beratung und Kultur

Dazu soll der „Heimathafen“ multifunktionell und multikulturell werden. In dem Beratungs- und Bildungshaus wird es Förderangebote - von Sprach- und Integrationskursen bis Jobcoaching -, Beratung und kulturelle Angebote vor allem für Zugewanderte und Flüchtlinge geben.

Schon während der Bauphase und später im Betrieb mit einer Lerngastronomie sind Beschäftigungsangebote für Langzeitarbeitslose zentraler Bestandteil des Projekts. Der Keller soll von Bands der „Pop School“ der Musikschule genutzt werden. Und im Erdgeschoss könnten Konzerte stattfinden.

Aktuelle und historische Aufnahmen von der Speicherstraße waren zum BDA-Tag am Bauzaun zu sehen.

Aktuelle und historische Aufnahmen von der Speicherstraße waren zum BDA-Tag am Bauzaun zu sehen. © Oliver Volmerich

Einen Eindruck von der Geschichte des Hauses bot zum BDA-Tag eine Ausstellung mit Fotos von Björn Schreiter und Klaus Hartmann sowie historischen Ansichten aus der Sammlung des Heimatforschers Klaus Winter.

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